Prinzregenten Ensemble verzaubert Holzkirchen
Das Prinzregenten Ensemble München mit Sängerin María-José Rodríguez. Foto: Verena Huber
Konzert in Holzkirchen
Die Holzkirchner Konzertreihe „St. Josef mit Leben füllen“ wartete am vergangenen Samstag mit einem großen Highlight ihres Programms auf. Denn das Prinzregenten Ensemble aus München hat es sich zur Aufgabe gemacht, unerhörte Musik zu entdecken und wieder zu beleben.
Unerhört – das Wörtchen ist in diesem Falle keineswegs negativ konnotiert. Es bedeutet lediglich so viel wie „ungehört“. Also Musik, die in die aktuelle Konzertliteratur wenig bis gar keinen Einzug findet. Dem Prinzregenten Ensemble liegt es am Herzen eben diese Musik, die unfreiwillig in Vergessenheit geraten ist, mit neuem Leben zu füllen und für die Zuhörer attraktiv zu machen.
Musik aus England
So spielt das Holzbläserensemble beispielsweise die „Partita for ten Wind Instruments“ des zeitgenössischen englischen Komponisten Stephen Dodgson, die an Witz und Virtuosität nur so sprüht. Fünf Sätze lang wird der Zuhörer immer wieder überrascht. Die Melodien sind kaum eingängig, eine Kombination aus verschiedenen Taktarten macht es dem Publikum schwer, dem Grundschlag zu folgen. Und doch kann der Zuhörer erkennen, wie auf kuriose Weise die Melodien durch die Instrumente gehen.
Die Holzbläser spielen schwere Kompositionen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Foto: Verena Huber
In einem weiteren Konzertblock folgen sieben Lieder für Sopran und Ensemble. Vier davon von Henri Duparc, drei weitere von Claude Debussy, dem Vater der modernen französischen Musik. Die ursprünglich für Klavier und Gesang komponierten Stücke, wurden von verschiedenen Bearbeitern für Holzbläserensemble und Sopran gesetzt. Für den Dirigenten Armando Merino stellt diese Kombination einen großen Reiz dar, da die Farbe der Holzblasinstrumente mit Gesang besonders innig harmoniert.
Musik aus Frankreich
Die Sopranistin María-José Rodríguez verleiht den Liedern mit ihrer großartigen Stimme und einem mächtigen Vibrato eine unglaubliche Dramatik. Das Publikum fühlt sich wie in eine Oper versetzt. Dabei strahlt Rodríguez eine aufrichtige Liebe zur Musik aus. Vor allem bei Claude Debussys „Pierrot“, das auch schon der Dirigent Armando Merino als etwas ganz Besonderes angekündigt hat, sehen die Zuhörer in der St. Josef Kirche in Holzkirchen erst die Vorfreude und danach die Zufriedenheit über einen äußerst gelungenen Vortrag des Stücks.
Dirigent Armando Merino schart 16 ausgezeichnete Musiker um sich. Foto: Verena Huber
Nach einem kurzen Umbau, bei dem das Prinzregenten Ensemble von zehn auf 15 Bläser plus Kontrabass aufstockt, folgt das letzte Stück des Abends. Auch hier hat Merino wieder etwas sehr Ausgefallenes ausgesucht. Die „Symphonietta für sechzehn Bläser“ von Willem van Otterloo gilt als eines der Meisterwerke des Repertoires für Holzbläser. Das Ensemble träumte bereits seit mindestens fünf Jahren davon, dieses Werk aufzuführen. Nun ist es endlich so weit.
Musik aus den Niederlanden
Die während der Besetzung der Niederlande im 2. Weltkrieg komponierte Symphonietta strotzt vor Emotionalität. Sie ist virtuos, brilliant, voller Hoffnung und weist im vierten Satz sogar einen gewissen Humor auf. Die tiefen Blasinstrumente kommen in dieser Komposition auf ihre Kosten. Es ist einfach wunderbar, wie sie mit ihrer Fülle die Stimmung transportieren. Merino hätte kein besseres Schlussstück für das Konzert aussuchen können, denn das Publikum ist nach der Darbietung überwältigt und sprachlos.