Progressive und Broken gleich proken
proken mit: Toni Edlbauer, Bass | Mike Piccolavia, Gitarre | Mark Tobler, Gesang | Tom Jarzina, Drums | António Lima, Gitarre | Benedikt Horsthemke, Keyboards. Foto: Michael Bachmann
CD-Neuerscheinung
Heute erscheint die erste CD „Dividing times“ von proken, einer sechsköpfigen Formation gestandener und erfahrener Musiker mit langjähriger Bühnenerfahrung. Sänger Mark Tobler und Drummer Tom Jarzina aus Holzkirchen erzählen, was den besonderen proken Stil ausmacht.
Schon immer habe er progressiven Rock machen wollen, sagt Mark Tobler, der seit 40 Jahren auf der Bühne steht und Erfolge im Heavy Rock mit der Band Wayward feierte. Gemeinsam mit Keyboarder Benedikt Horsthemke suchten sie ab 2017 nach geeigneten Musikern. „Das war schwierig, denn du brauchst Profis, die ihr Handwerk verstehen“, sagt der Sänger und Songschreiber.
Schon vor vierzig Jahren stand er auf der Bühne, zuerst als Schlagzeuger, dann als zweite Stimme. Nach einer professionellen Gesangsausbildung ist er jetzt die Stimme von proken.
Progressive Rock verbinde Rock- und Klassikelemente, erklärt er und nennt als Beispiel Genesis. Es sei eine Nische, fern vom Mainstream, die langen Songs zeichnen sich durch viele unterschiedliche Rhythmen und ihre Melodik aus.
Sänger Mark Tobler. Foto: proken
Als erstes stieß Tom Jarzina dazu, dessen Band Extrig sich gerade auflöste. Er wollte eigentlich nur eine Soundanlage an Mark Tobler verkaufen, war aber von dessen Stücken sofort angetan. „Das ist genau meins“, habe er gedacht. Er habe schon als Kind immer auf den Tisch geklopft, erzählt er und sei erfolgreich mit der Band Chandelier durch ganz Europa getourt.
Da er auch einen Übungsraum in Haar hatte, stand der Gründung einer Band nichts mehr im Wege, zumal mit Robert Tress ein Gitarrist und zunächst auch ein Bassist gefunden wurden.
Drummer Tom Jarzina. Foto: proken
Dann aber kam Corona und ein Treffen von sechs Musikern war illusorisch. Dennoch entschieden sie: Lasst uns eine CD aufnehmen. Man traf sich zu zweit und per Zoom und jeder Musiker nahm zuhause seinen Part auf. „Tom hat den Rhythmus vorgegeben“, erklärt Mark Tobler und am Ende wurden alle Spuren angeglichen, gemixt und gemastert. Der Bassist war wegen Corona ausgestiegen und letztlich sprang Toni Edlbauer von Wayword ein, der seinen Part einspielte, ohne die anderen zu kennen.
Auch beim Gitarristen gab es einen Wechsel. Robert Tress hat noch die Sologitarre auf der CD eingespielt, jetzt aber ist an seiner Stelle António Lima Bandmitglied.
Sozialkritische Themen
Nicht die idealen Voraussetzungen für eine erste gemeinsame CD. Aber ein Zeitzeugnis einerseits, denn der Titel der CD entspricht der Zeit: Dividing Times. Nicht nur der Titelsong, sondern alle anderen auch sprechen nicht „von Liebe und Party, sondern von sozialkritischen Themen unserer Gesellschaft“, sagt Mark Tobler. Es habe ihn erschüttert, welche Spaltung bei Corona insbesondere durch das Impfthema entstanden sei und wie miteinander bis hin zu Hassparolen umgegnagen wurde.
So regt auch der erste Song „Justice day“ zum Nachdenken an. „Alles, was du machst, kommt auf die Waagschale und du musst dich dafür verantworten““, sagt der Texter. Oder in „Tomorrow is now“ gehe es darum, dass man jetzt entscheide, was in der Zukunft passiere. „Broken dreams“ beschreibe eine Person, die über Leichen geht und letztlich, weil sie die falsche Abzweigung nahm, in der Gosse landet.
Ungewöhnliche Rhythmen
In „Modern world“ will Mark Tobler dafür sensibilisieren, die Einfachheit wieder wertzuschätzen, statt VR-Brille auf eine Almhütte zu gehen. Sämtliche Texte stammen von ihm, die Songs aber, erzählt Tom Jarzina, entstehen gemeinsam. „Einer hat eine Idee und dann entwickeln sich daraus die einzelnen Teile, die dann zusammengefügt werden.“ Meist sei der Weg unklar, aber irgendwann sei man sich einig, jetzt ist es okay.
Ich darf schon einmal in die CD hineinhören. Die Musik der Songs lässt keineswegs erahnen, dass die Musiker nicht gemeinsam gespielt haben. Sie ist bei den einzelnen Songs sehr unterschiedlich, auch innerhalb eines Songs wechseln sich permanent ungewöhnliche Rhythmen ab.
proken in action. Foto: Michael Bachmann
Auffallend ist zunächst die kraftvolle und gleichzeitig wandlungsfähige charismatische Stimme Mark Toblers, andererseits das Keyboard, das immer wieder einprägsame Melodien anbietet. Diese werden untermalt vom Klangteppich von Schlagzeug und Bass, während die Gitarren den Sound ergänzen, mal sind es harte Riffs, mal sind es weiche Klänge.
Mischung von Musikstilen
Was aber das Besondere der Musik von proken ist, und so lässt sich auch der Name der Band ableiten: Progressiver Rock mischt sich mit anderen Musikstilen, bricht sie und setzt sie wieder zu einem Ganzen zusammen. Viele Elemente der Musik kommen klassisch daher und dann plötzlich gibt es krumme Takte, Brüche und harte Klänge wechseln die melodischen ab. Spannend anzuhören, die Texte aufzunehmen und sich darauf zu freuen, die Band live zu erleben.
Wer schon einmal hineinhören will:
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