Wo in aller Welt ist Weenzen?

Autor von Prost & Prosa Volker Camehn. Foto: Enno Hoppe

Neuerscheinung auf dem Buchmarkt

Jetzt hat der Otterfinger Lyriker Volker Camehn sein sechstes Buch der Reihe Prost & Prosa „Wieso nicht in Weenzen“ publiziert. Wieder ist es eine Sammlung tiefgründiger kurzer Texte voller Sprachakrobatik. Heute liest Volker Camehn bei der Radl-Kultour in Kleinpienzenau.

Der Rest wird Erinnern/sein in Geschichten/und die wollen ja schimmern“, heißt es im titelgebenden Gedicht des neuen Buches „Wieso nicht in Weenzen“ aus der Reihe Prost & Prosa.

6. Band von Prost & Prosa

Über zwei Jahre hat es gedauert, bis das nunmehr sechste Werk des „Breitensportlyrikers“ Volker Camehn fertig war. Für ihn eine relativ lange Zeit, bislang erschienen die fünf Bücher im Jahrestakt.

Dennoch ist das neue Buch mehr als eine Werk-Sammlung der letzten 24 Monate. „In diesen Texten treibe ich Spracharbeit und -analyse weiter voran, neben Gedichten gibt es auch zahlreiche Essays und Songtexte“, sagt der Wahl-Otterfinger, „die Bandbreite reicht von albern bis anarchisch.“

„Ruhiges Landleben“

Aus der Sparte „albern“ kommt „Lustig“ daher:
Ich schreib jetzt mal was Lustiges
und nicht wieder was Frustiges
sonst macht ihr euch noch Sorgen.
Ich schreib jetzt mal was Lustiges
und nicht wieder sowas Schmutziges –
spätestens dann übermorgen.

Wenn er hingegen über „Ruhiges Landleben“ schreibt, dann wird er richtig ernsthaft und auch ein bisschen ärgerlich, hinsichtlich der Menschen, die aufs Land wollen und sich dann beklagen. Über Hahnenschrei oder Traktorengebrumm. Süffisant seine Wortwahl „Aufzuchtwohl“ und „Freilandhaltung“ im Kontext „unsere Kinder sollen nicht in der Stadt aufwachsen“.

Gnadenlos gegen Bildersintflut

Gnadenlos auch seine Abrechnung mit der „Bildersintflut“, mit der jedweder seine Umwelt tyrannisiert. Idylle versus Feinsinnigkeit, Banalität versus Nachdenklichkeit.

Und dann kommt ein Text, in dem man den gewohnten Wortverdreher nicht zu erkennen glaubt: „Der richtige Moment“. Nicht bissig, nicht humorvoll, nicht mit Worten gespielt, sondern ganz schlicht Gefühl gezeigt, mit normalen Worten, so wie sie jeder verwendet, wenn es einem warm ums Herz ist.

Prost & Prosa
Buchcover Prost & Prosa „Warum nicht in Weenzen“. Foto: MZ

Aus diesem Gedicht spricht ein neuer Camehn, einer, der im Frühjahr eine schwere, lebensbedrohliche Operation überstanden hat. So sind die Texte in „Wieso nicht in Weenzen“ häufig persönlich, aber ohne Nabelschau. „Die eigene Befindlichkeit darf ruhig Ausgangslage und Inspiration sein, muss sich dann aber weiterentwickeln“, so Camehn. „Sonst wird’s Befindlichkeits-Gesabbel und ist damit ohne Belang.“

Plädoyer für den Pazifismus

Das Thema „Krieg“ kommt in nur einem Text vor („Feigheit vor dem Feind“). „Dieses Gedicht entstand schon unter dem Einfluss des Ukraine-Krieges, ist aber ein grundsätzliches Statement zum Thema. Ein Plädoyer für den Pazifismus, der ja gerade etwas aus der Mode gekommen ist. Aber in Friedenszeiten ist ja immer leicht, Pazifist zu sein“, so Camehn.

Die Texte entstanden in den vergangenen zwei Jahren. Sie wirken leichter, sind bei genauer Betrachtung aber vertrackter als frühere Texte. Er sei nicht in Eile gewesen, sagt der Dichter, sodass Zeit blieb, auch mal neue Formen auszuprobieren.

Pop und Text
Volker Camehn und Stefan Sandmeier. Foto: Monika Heppt

Zudem nahm auch die Musik einen immer größeren Raum ein: Prost & Prosa-Songs auf der einen Seite und das Bandprojekt DIE WAAGEN mit dem Münchner Gitarristen Stefan Sandmeier dominierten den künstlerischen Output der letzten zwei Jahre. Alle Songs/Videos sind übrigens auf Camehns YouTube-Kanal „Volker Camehn, der Lyrik-Punk“ zu hören bzw. zu sehen.

New York kann jeder

Und was Weenzen anbelangt: Hier handelt es sich um einen Ortsteil des Fleckens Duingen im Landkreis Hildesheim/Niedersachsen. Dort habe, wie Volker Camehn erzählt, eine Mini-Klassentreffen stattgefunden. Deshalb auch die Worte über das Erinnern. „Und Weenzen hat mir vom Rhythmus her gefallen, das schwang noch nach.“ „Wieso nicht in Weenzen“ ist also trotz Fragewort keine Frage, sondern ein Statement: „New York kann jeder, aber Weenzen ist ein Geheimtipp.“ Die Metropole sei Posse, Weenzen sei Provinz.

Am heutigen Samstag, 9. Juli, ist Volker Camehn bei der Radl-Kultour dabei und liest ab 14 Uhr beim Riedlerhof in Kleinpienzenau. „Prost & Prosa – Wieso nicht in Weenzen“ ist direkt bei Volker Camehn erhältlich. Telefon: 01523 1743924

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