Pure Spiellust bei SpielsPUR
Anja Erbricht und Thomas Zimmermann. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater im Kultur im Oberbräu Holzkirchen
Erzähler, Figuren, Stabpuppen mischen sich bunt durcheinander: Anja Erbricht und Thomas Zimmermann gaben unter der Regie von Andreas Esser eine schauspielerische Meisterleistung im modernen Theaterstück für Erwachsene nach Grimmscher Vorlage.
Da sitzt des Teufels Großmutter und sagt so kluge Sätze wie „Angst macht dumm.“ Über ihr baumelt der erhängte Bauernknecht, allerdings nur als Puppe, und sie entschließt sich, ihn zu neuem Leben zu erwecken und in einen Soldatenrock zu stecken, damit er des Königs Tochter als seine Frau gewinnen kann. Friedrich Karl Waechter machte aus dem Glückskind des Grimmschen Märchens „Vom Teufel mit den drei goldenen Haaren“ einen Gehenkten.
Schon 2006 hatte Andreas Esser mit Anja Erbricht das Märchen inszeniert. Jetzt legte er es mit seinem SpielsPUR-Ensemble wieder auf, in seine Rolle schlüpfte Thomas Zimmermann. Die beiden Schauspieler bewältigten in dem eineinviertel Stunden dauerndem Stück eine Menge Figuren, König und Räuber, Teufel und seine Großmutter, Bauer und Magd, Fährmann und viele andere.
Anja Erbricht im Spiel mit Bauersknecht und Königstochter. Foto: Petra Kurbjuhn
Unterstützt wurden sie von den zwei Stabpuppen, allerdings auch von ihnen bewegt und gesprochen, der Bauernknecht und die Königstochter. Dieser Mammutaufgabe, verknüpft mit ständig wechselnder Redeweise und unterschiedlichsten Dialekten, wurden die Mimen bravorös gerecht. Und da wird nicht nur gesprochen. Sondern auch getanzt und gesungen.
Überfahrt mit Fährmann
Viele Szenen verdienten es, einzeln beschrieben zu werden. Eine sei herausgepickt: Die Überfahrt des Knechtes mit dem Fährmann ist ein Paradebeispiel dafür, wie Atmosphäre durch Licht, Gestik Bewegung vermittelt wird.
Waechter hat aus dem Grimmschen Märchen mit viel Sprachwitz eine skurille zeitkritische Geschichte gestrickt. Die wesentlichen Elemente, wie Austricksen der Obrigkeit und Versiegen der Quellen des Lebens am Brunnen und am Apfelbaum sind aber schon im Originalmärchen vorhanden. Der 2005 verstorbene Zeichner und Autor würzte aber das Märchen mit deftigen naturalistischen Schilderungen menschlicher Bedürfnisse.
Frisch gewagt gewinnt
Andreas Esser inszenierte die Geschichte vom Erhängten, der eine zweite Chance bekommt und allen Widrigkeiten des Lebens trotzt, gegen Intrige und Bösartigkeit gewappnet, ist in rasantem Tempo. Die gute Botschaft ist, dass dem Knecht offenbar alles gelingen kann, wenn er, unterstützt von Freunden und der Liebe seiner Prinzessin frisch gewagt alles gewinnt, sogar die berühmten drei Haare des Teufels, auch wenn sich der gar schrecklich gebärdet.
Thomas Zimmermann als König im gelungenen Bühnenbild. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Waechtersche Erzähltheater erhält durch das reduzierte Bühnenbild (Judith Heimerl, Cathrin Paul, Petra Gauger), in dem eine Holzkiste die tragende Rolle spielt, den passenden Rahmen. Die hinzu gezogenen Stoffbahnen mit Aktzeichnungen bringen eine weitere Würze ins Geschehen, das von Sinnesfreuden geprägt ist.
Hölle liegt im Mangfalltal
Und dann bringt Andreas Esser sogar noch Lokalkolorit unter, denn er lässt den Erzähler sagen, dass die Hölle am Ende der Welt hinter dem Taubenberg im Mangfalltal liege. Und dorthin gehen am Ende auch der böse Minister und der Prälat. Und für den König hatten schon die Grimms ein böses Ende parat.
Und wenn sie nicht gestorben sind…