Gemeinsames Einfühlen in die Musik
Quatuor Tchalik im Barocksaal Tegernsee. Foto: Marcus Vitolo
Konzert in Tegernsee
Fokussiertes, ernstes Auftreten, edler Klang und gemeinsames Einfühlen in die Musik, damit begeisterte das Quatuor Tchalik das Publikum des „Podium für junge Solisten“ im Tegernseer Barocksaal. Gabriel und Louise Tchalik, Violine, Sarah Tchalik, Viola und Marc Tchalik, Violoncello, vier seit ihrer Kindheit gemeinsam musizierende Geschwister, brachten ihr spürbar höchstes Ziel, den Wohlklang ihres Ensembles, meisterhaft zu Gehör.
Im jungen Stadium ihrer Karriere ordneten sie eine Prise Glut und Unberechenbarkeit diesem glatten tollen Klang unter, was manchmal die Lebendigkeit nicht ganz entfalten ließ. Schwungvoll stiegen sie in Mozarts Streichquartett KV 589 in B-Dur ein, im 2. Satz die Gesanglichkeit der Cellopartie herausarbeitend, mutig und virtuos das Menuett und mit flottem Jubelklang das finale Allegro assai.
Dmitri Schostakowitsch in ausgefeilter Balance
Mit dem Streichquartett Nr.10 gelang es Schostakowitsch, seinen Freund und Kollegen sowie Widmungsträger Mieczysław Weinberg in der Anzahl der Quartettwerke einzuholen. Überraschend und spannungsvoll illustrierte das Ensemble diese Musik. Das anfängliche Andante wohlgeneigt und schwebend, treffend aggressiv den Kampf im Allegretto furioso, mit ständigen Fortissimo, bei gehämmerten, vehementen Akkordschlägen, das düstere, hauende Klangbild energisch belebend. Das folgende Adagio umarmte den Zuhörer mit seiner warm strömenden Tongebung, dessen sie in Passacaglia-Form, wobei der Bass ständig eine Tonfolge wiederholt, als versöhnlicher Gegenpart erklang. Voller Intensität, das kennzeichnende rhythmische Ostinato-Hüpf-Motiv immer herausholend, spielten sie das finale Allegretto in minutiöser, ausgefeilter Balance.
Ludwig van Beethoven in Erspüren der Dramatik
Beethovens Streichquartettwerk opus 132 in a-moll erklang im zweiten Teil des Konzerts, ein Monument der Kammermusik schlechthin. Von Beethoven als Motto dem Assai sostenuto-Allegro vorangesetzt, ertönte ein Vierton-Motiv, welches im gesamten Quartett auftaucht. Unfassbares Zusammenspiel und Atmen, Erspüren der Dramatik dieser absoluten Musik, so gestaltete das Tchalik Quartet auch das folgende Allegro ma non tanto in dessen zurückgehaltener Ausstrahlung, sein Trio mit freundlicher Tanzlust.
Atem anhaltende Zuhörer
Mit dem Rückgriff auf die lydische Kirchentonart und der Chorsätzigkeit des breit angelegten Adagio schuf Beethoven einen emotionaler Drehpunkt unglaublicher Spannung. Nach ernsthafter Erkrankung gestaltete er aus künstlerischem, treffenden Reflex eine „Canzona di ringraziamento“ (Dankgesang eines Genesenden). In ein musikalisches Gebet vertieft, gaben die Musiker die Verinnerlichung dieser sakralen, an Renaissance-Chorwerke erinnernde Musik wieder. Ihre spannend und kantabel geführte Nachdenklichkeit beschwor die Stille der Atem anhaltenden Zuhörer. Ein kernigess Alla marcia, jubelndes, passioniertes aber nie unkontrolliertes Spiel in der glänzenden, flotten Coda schlossen virtuos ab.
Antonin Dvorak in Leichtigkeit und Zärtlichkeit
Ein Kleinod verabschiedete eine begeisterte Zuhörerschaft: mit Nr.11 aus Dvoraks „Die Zypressen“ schuf das Quatuor Tchalik ein Klangerlebnis bildhafter Musik von Leichtigkeit und Zärtlichkeit.