Welche Wünsche haben Kulturschaffende und Veranstalter? Was braucht es seitens Politik, Wirtschaft und Tourismus, Kultur als Standortfaktor besser zu positionieren? Wie kann KulturVision e.V. sein Anliegen, Kulturvernetzung im Landkreis Miesbach zu fördern und zu vernetzen, noch besser umsetzen?
Antworten zu diesen Fragen sollte der Abend „Quo vadis Kultur im Landkreis Miesbach?“ bringen, zu dem KulturVision e.V. Vertreter von Politik, Wirtschaft, Kulturveranstalter und Kulturschaffende in das Bürgergewölbe Weyarn eingeladen hatte. Nachdem vor einer Woche der Kreisausschuss die Arbeit des Vereins mit einer Förderung gewürdigt hatte, wollte er mit diesem Abend seine Vernetzungstätigkeit für die Kultur im Landkreis Miesbach intensivieren. BR-Moderator Stefan Scheider führte kompetent und souverän durch die Veranstaltung und bündelte Wirklichkeit, Wünsche und nächste Schritte. Schon kurz nach der Gründung des Vereins vor 14 Jahren hatte es eine Quo vadis? Veranstaltung gegeben, jetzt aber sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Kultur im Landkreis Miesbach – Quo Vadis? Foto: Petra Kurbjuhn
Es mangle an der Wertschätzung für die kulturelle Arbeit, stellte Johannes Wegmann fest, Organisator des Schlierseer Kulturherbstes. Lob für ehrenamtliche Arbeit auszusprechen, reiche nicht aus. „Es ist nicht unanständig, auch dafür Geld einzufordern.“
Wertschätzung fehlt
„Ich kann nicht von meiner Arbeit leben“, erklärte Cornelia Heinzel-Lichtwark, die in Schliersee als Künstlerin das Atelier am See betreibt und auch Unterricht geben möchte, aber die Nachfrage fehle. Zudem bemängelte sie die Unterstützung und Wertschätzung durch die Kommune und das Tourismusbüro. So habe sie sich entschlossen, den Landkreis zu verlassen. Sie ist nicht die erste, in letzter Zeit sahen sich mehrere bildende Künstler nach erfolgreicheren Wirkungsstätten um.
Weyarns Bürgermeister Leo Wöhr und ATS-Chef Harald Gmeiner. Foto: Petra Kurbjuhn
„Wir können warten bis wir schwarz werden, wenn wir uns auf die Gemeinden verlassen“, machte Anton Stetter vom Unternehmerverband deutlich, der bei Lantenhammer selbst als Veranstalter tätig wurde. Eigenverantwortung sei gefragt und um über das Kirchturmdenken hinauszukommen, bedürfe es in der Kulturarbeit einer professionellen Struktur.
Als einziger Vertreter der Kommunalpolitik betonte Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr, dass die Gemeinden schon in die Kulturarbeit in ihrer eigenen Kommune investieren und mit immerwährenden Förderanträgen konfrontiert sind. Er schlage vor, dass sich die Kulturschaffenden selbst organisieren.
Zither Manä und Michael Pelzer. Foto: Petra Kurbjuhn
Dazu solle man von anderen Landkreisen lernen, schlug Johann Holzinger von der SMG vor und Schauspieler Jochen Strodthoff wartete mit einem konkreten Vorschlag auf: In München gibt es dazu bereits Modelle, von denen man lernen könne.
Kulturbudgets in den Gemeinden
Was also muss geschehen? Michael Pelzer als Bildungsbeauftragter des Landkreises fasste zusammen. Nachdem der Landkreis eine Förderung für KulturVision e.V. beschlossen habe, bedürfe es ebenfalls eines Kulturbudgets in den einzelnen Gemeinden. Er schlug vor, dass im Zuge einer Bürgerbeteiligung in jeder Kommune ein Arbeitskreis über ein Kulturbudget verfügen müsse.
KulturVisions-Schatzmeisterin Becky Köhl im Gespräch mit Marc Tügel und Rolf Brandthaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch Birgit Halmbacher, in Tegernsee für das Bergfilmfestival und die Tegernseer Woche zuständig, forderte, dass sich die Gemeinden nicht aus der Verantwortung hinsichtlich des Kulturlebens nehmen dürfen. Dabei sollte man die Kulturverantwortlichen der Kommunen an einen Runden Tisch holen, schlug Anja Gild, Mitorganisatorin der Valleyer Kulturtage vor. Diese Idee hatte bereits in der Sitzung des Kreisausschuss Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind geäußert.
Kulturvernetzung Landkreis Miesbach fördern
Wichtig sei, so Frank Strathmann, Vorsitzender der Bürgerstiftung Holzkirchen, das kulturelle Potenzial sichtbar zu machen, Kulturschaffende zu vernetzen und die Arbeit zu fördern und zu stärken. KulturVision e.V. habe dafür eine Basis geschaffen, die jetzt ausgebaut werden müsse.
Becky Köhl im Gespräch mit Claus Cnyrim und Mariele Sehmer vom Podium junger Musiker. Foto: Petra Kurbjuhn
Natürlich sei eine finanzielle Förderung notwendig, konstatierte Claus Cnyrim vom Podium junger Musiker Tegernsee, aber ebenso wichtig sei, dass man das Feuer, das man selber in sich trage, auch bei anderen entfache, dass man Interesse füreinander habe und nicht aneinander vorbei arbeite. Insbesondere müsse man Jugendliche anfeuern, forderte Journalist Marc Tügel. In erster Linie gehe es nicht nur um Geld und Struktur, sondern um Inhalte.
Ines Wagner im Gespräch mit Rudi Wolf vom Musikfest Kreuth. Foto: Petra Kurbjuhn
Ines Wagner, nach ihren Zukunftsvorstellungen für KulturVision von Stefan Scheider befragt, sagte: „Ich wünsche mir, dass alle Kulturschaffenden im Landkreis unsere Arbeit wahrnehmen, wie wir das kulturelle Leben darstellen, bündeln und vernetzen.“ Die kommissarische Vorsitzende von KulturVision e.V. wünschte sich außerdem, dass sich aus dem Kreis der Kulturschaffenden Menschen finden, die die Arbeit des Vereins mit aktiver Mitarbeit unterstützen.
Auftrag an Kulturschaffende
„Die Mitmachpyramide in KulturVision muss von unten befeuert werden“, meinte Frank Strathmann. Die Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft in unserer krisengeschüttelten Zeit ist enorm. Wer, wenn nicht Kulturschaffende, können mit ihrer Kreativität etwas für eine bessere Welt beitragen. Das ist ein Auftrag. Und diesen können Kulturschaffende nur erfüllen, wenn sie ihr gesichertes Einkommen haben. In einer Mail ruft der bayerische Musiker Martin Kälberer dazu auf, tätig zu werden: Aufruf Martin Kälberer.
Vernetzungs-Auftrag an KulturVision
KulturVision wird ebenfalls tätig. Als erstes folgt ein Runder Tisch mit allen Kulturbeauftragten der Kommunen. Er soll noch im Juli stattfinden. Das Ziel soll sein, dass sich in allen 17 Kommunen des Landkreises Arbeitskreise mit eigenem Budget gründen und es in den Gemeinden einen Kultur-Ansprechpartner oder Kulturreferenten gib.
Nach dem offiziellen Teil gab es noch bei einem von Asylbewerbern aus Weyarn geliefertem fantastischen Büffet intensive Gespräche und erste Angebote für Mitarbeit und Unterstützung.