Grenzbereich von Realität und Abstraktion
Reinhold Schmid neben zwei Bildern auf der rechten Seite. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Landschaften zwischen Realität und Abstraktion nennt Reinhold Schmid seine Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber Holzkirchen, die gestern eröffnet wurde. Der Valleyer Künstler präsentiert neue Werke, teils in bekanntem Duktus und teils ganz überraschend neu.
Wow entfährt es mir, als ich die Treppe zur Galerie hinaufkomme und mir zuerst die Bilder auf der rechten Seite ins Auge springen. Ausgesprochen gelungen gehängt sind es abstrakte Bilder in ganz neuer Farbigkeit. „Ich liebe neonpink und neonorange“, erklärt Reinhold Schmid, der gemeinsam mit Kurator Horst Hermenau die Auswahl und Hängung vornahm.
Neonfarben auf der rechten Seite. Foto: MZ
„Diese Farben reizen mich“, sagt er, „sie haben einen schlechten Ruf, aber wenn man gut damit umgeht und nicht übertreibt, dann bleibt trotzdem eine ruhige Wirkung.“ Es sei ein Spagat bei den Neonfarben, aber er verwende viel Weiß als Ausgleich und wolle einmal etwas anderes machen als die Standardfarbgebung.
Realität und Abstraktion in der Landschaft
Reinhold Schmid befasst sich schon seit vielen Jahren mit dem Grenzbereich von Gegenständlichem und Abstrakten in der Landschaftsmalerei. Und so nennt er seine Serien auch „Abstrakte Landschaften“, „Innere Landschaften“, „Stille Wasser“, „Horizonte“ oder „Landschaften aus der Umgebung“. Den Übergang von Realität zu Abstraktion kann der Betrachtende nachvollziehen, wenn er oder sie einen Rundgang im Uhrzeigersinn macht. Ganz links sind echte Landschaften zu sehen.
Realität. Foto: MZ
Insbesondere in dem Sechserblock ist der Blick auf See und Berge, sogar noch mit einem Steg mit Vertikalstruktur, deutlich erkennbar. Auffallend aber ist die immense Farbigkeit. Blau, orange, violett, sehr starke Farben sind es, die die Bilder nachgerade leuchten lassen. „Das ist alles echt“, betont Reinhold Schmid, der immer wieder den Kirchsee zu verschiedenen Zeiten fotografiert und dann daheim im Atelier sich Ausschnitte aus den Fotos für seine Bilder auswählt.
Verblüffende Farbigkeit
Diese verblüffende Farbigkeit hat wohl jeder schon einmal für kurze Momente wahrgenommen, etwa am Abend im Spätherbst, und wenige Minuten später ist alles dunkel. Nur ein kleines bisschen habe er vielleicht beim Türkis oder Violett übertrieben, aber nur ganz wenig, meint er.
Auch die extrem genauen Spiegelungen kennt der Besuchende des Kirchsees, wenn er außerhalb der Badezeit am Ufer steht. Er liebe den Kirchsee, bekennt der Künstler, nichts sei verbaut, nichts störe den Blick und immer wieder finde er andere Stimmungen.
Abstraktion. Foto: MZ
Dem Künstler gelingt es durch seine Komposition und Farbgestaltung, dass die Werke trotz sparsamen Bildinhaltes dennoch Ausstrahlung haben. Dazu trägt auch bei, dass er zuweilen erhabene und beiläufige vertikale Strukturen in die ansonsten horizontalen Farbverläufe integriert.
Horizontale Strukturen
„Wenn man dann von der Realität ein bisschen was weglässt, ist man in der Abstraktion“, erläutert Reinhold Schmid und wir gehen weiter zu Bildern, die strenge horizontale Strukturen aufweisen. Diese abstrakten Landschaften lassen noch immer einen Horizont erkennen, sparsam zwar angedeutet, aber sichtbar. Der Betrachtende ahnt im Vordergrund ein Gewässer, auch ein Meer könnte es sein oder aber auch festes Land. Die Farben allerdings hat der Künstler jetzt verfremdet.
Bilder an der Frontseite. Foto: MZ
Insbesondere die Bilder an der Frontseite weisen auch die eingangs erwähnten Vertikalstrukturen auf. Reinhold Schmid hat sie bewusst dem streng Horizontalen hinzugefügt, um Spannung aufzubauen. In einigen Bildern sind sie sehr deutlich und regelmäßig eingebaut, in anderen eher beiläufig.
Ausgewogenheit und Balance
„Sie ergeben sich manchmal beim Malen, aber manchmal forciere ich auch“, erklärt Reinhold Schmid. Sein Anspruch sei, Ausgewogenheit, Balance mit der Komposition und Farbgebung zu erzielen und Ruhe mit seinen Bildern auszustrahlen, aber keine Langeweile.
Neben den stark farbigen Landschaften fällt eine in Grautönen gehaltene auf. Es sei eine Eislandschaft, erklärt der Künstler. Die kühlen Farben bilden einen Gegenpol zu den ansonsten kräftigen, ja sogar Neonfarben. Mit diesen Bildern in leuchtendem Orange und Pink endet der Rundgang in der oberen Etage.
Abstraktion im Erdgeschoss. Foto: MZ
Und der Blick schweift noch einmal über die Landschaften zwischen Realität und Abstraktion. Die Bilder erzeugen in der Tat Ruhe und bilden damit einen Gegenpol zur immer schneller werdenden Bilderwelt, aber sie erfrischen auch durch ihre intensive Farbigkeit, es sind Bilder, die man immer wieder anschauen kann, in denen man immer wieder Neues entdecken kann. Nein, langweilig sind sie keineswegs.
Im Erdgeschoss ergänzt Reinhold Schmid seine Präsentation noch um einige Bilder in reiner Abstraktion. Hier wirken die Farben, eine Landschaft ist nicht mehr zu ahnen. „Sie passen gut in die Technik der Autowelt“, meint der Künstler.
Zum Weiterlesen: Keramisches Kaleidoskop