Reichtum in der Miniatur

Bildtafeln von Jakob Roepke.

Ausstellung in Neuhaus/Schliersee

„Höhere Gewalt“ nennt Jakob Roepke seine Bildtafeln, die er in der Werkstatt für Kunst FREIHAND in Neuhaus zeigt. Und der Betrachter begibt sich in die Gewalt des Künstlers, der ihm Situationen und Geschichten suggeriert und ihn immer wieder auch in eine rätselhafte Falle lockt.

Georg Brinkies versteht es immer wieder, spannende, außergewöhnliche und zur Diskussion anregende Kunst in seine Galerie nach Neuhaus zu holen. Dieses Mal also Jakob Roepke. Der Berliner Künstler hat ein umfassendes Werk aus Skulptur, Malerei, Collagen und Scherenschnitten geschaffen. Hier zeigt er seine kleinen Bildtafeln, die er aus Papierschnitzeln, kombiniert mit feinster Malerei und Tuschezeichnung fertigt.

Der Betrachter wird entführt in eine surreale Welt, in eine Traumwelt mit realen Bezügen, wo er sofort eine Geschichte zu erkennen glaubt. So wie das Bild mit den zwei Männern, die einen Felsen in einem Raum bewegen. Aber vielleicht ist es auch ganz anders, denn die Geschichte wird nur zur Hälfte erzählt, die andere Hälfte ersinnt sich der Betrachter selbst.

Austauschbare Statisten

Ausgangspunkt sind immer wieder dieselben männlichen Figuren, die der Künstler einst in einem alten Buch fand, zwei rangelnde Männer. Diese Protagonisten oder Statisten sind austauschbar, sie setzt der Künstler in die unterschiedlichsten Situationen, in denen sie handeln müssen. Damit zeigen sie ihre Einstellung zu sich selbst, zum Leben, zur Welt.

„Wie geht man mit Problemen um?“ fragt Jakob Roepke, „wie deutet man Träume?“ Immer gebe es ambivalente Möglichkeiten, die aber nicht in Beliebigkeit ausufern. Diese Möglichkeiten bearbeitet er, indem er seriell arbeitet. Einmal sehr farbig, einmal nur in dunklen Tönen, einmal mit Tieren, einmal mit Bändern, Seilen, Blasen.

Von der Vielfalt zum Original

Da er ähnlich wie mit Ausschneidepuppen immer mit denselben Figuren arbeitet, verschwindet Individualität zugunsten der größeren Bedeutung. Das serielle Arbeiten, so erklärt der Künstler, sei auch im Kontext der digitalen Welt mit ihren unendlichen Möglichkeiten zu sehen, obzwar er diese Arbeiten in der vordigitalen Welt begonnen habe. Er wolle in Zeiten der Massenproduktion und unendlichen Reproduzierbarkeit von Kunst den anderen Weg gehen, nämlich aus der Vielfalt wieder ein Original schaffen.

Das gelingt dem Künstler mit seinen kleinen Unikaten, die man sehr lange und immer wieder anschauen kann. Da springt ein großer Fisch durchs Fenster und durch einen vom Protagonisten hingehaltenen Reifen. Da kämpft ein Mann mit Giraffen, es liegt ein Vogel brav zugedeckt im Bett und ein Riesenregenwurm schlängelt sich unter dem vergleichsweise kleinen Statisten.

An Hieronymus Bosch wird man erinnert, ebenso an Max Ernst. Bedrohlich wirken immer wieder die riesigen Vögel, mit denen der Künstler absichtlich in die Falle Hitchcock lockt. Immer wieder arbeitet er mit Symbolen, zuweilen aber testet er auch aus, wozu seine gewählten Figuren werden. Die Eule hat er zur Lampe gemacht, aber bei der Hyäne wartet er noch ab, in welche Richtung sie sich entwickelt.

Roepke Scherenschnitte Kulturvision

Scherenschnitte von Jakob Roepke.

Reichtum in der Miniatur, so könnte man seine Arbeiten benennen, die er durch feinste Scherenschnitte ergänzt. Diese wiederum bilden eine spannende Korrospondenz zu den Skulpturen des Hausherren Georg Brinkies.

Die Arbeitsweise des Künstlers kann man in folgendem Film sehen:

Die Ausstellung „Höhere Gewalt“ von Jakob Roepke in FREIHAND, Werksatt für Kunst. Hachelbachstraße 9 in Neuhaus ist noch bis zum 24. Juli täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet, zur Finissage am 23. Juli gibt es um 19 Uhr Musik mit Markus Statzberger. Nähere Informationen unter www.jakob-roepke.de

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