Poesie und Humor
Reinhard Michl: Die ganze Welt riecht lasterhaft. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Ein scharfer Beobachter seiner Mitmenschen ist der Zeichner Reinhard Michl. Er verpackt das, was er sieht, in Tiere und hat mit seinen Illustrationen schon Generationen von Kindern fasziniert. Gestern Abend waren es eher die Erwachsenen.
„fabelhaft“ nennt der Münchner Künstler seine Ausstellung in der Galerie Steingraber, die seine Frau Uta für ihn eröffnen musste, da der Künstler mit gebrochenem Fuß im Bett liegt. Sie las zur Charakterisierung ihres Mannes einen Beitrag des Illustrators Quint Buchholz vor. Da heißt es:
Das Geheimnis seiner Kunst sei es, dass Reinhard Michl auch nach 30 Berufsjahren immer noch aus schierer, unbändiger Lust, leere Blätter zu füllen, zeichne und male. Er fange die Welt und ihre Bewohner, deren Physiognomien, Bewegungen, Stimmungen und Farben ein, wobei er alles verdeutliche und deute, liebkose oder bloßlege. Wie Michael Ende es einmal formuliert habe, besitze Michl die seltene Gabe scheinbar mühelos Poesie und Humor, Realistik und Drastik in seinen Arbeiten zu vereinigen.
Wesenszüge des Menschen im Tier
Reinhard Michls Studienkollegin Sophia Leiß betonte, dass es Michl immer wieder gelinge, Tieren Wesenszüge der Menschen einzupflanzen ohne ihnen das Tiersein zu nehmen. Er sei ein humorvoller, kritischer Beobachter, der die Dinge beim Namen nenne, aber in seinen Zeichnungen sei immer etwas Versöhnliches, etwas Positives.
Beobachtete man die Besucher der Ausstellung, so war ein heiterer Gesichtsausdruck nicht zu übersehen. Das beginnt schon beim 1. Bild, in dem zwei Männer bei einer Maß sitzen und wo es heißt: „Die Mühsal eines Tages bemisst sich an der Menge starken Alkohols, die gebraucht wird, damit man ihn durchsteht“ (Andrew Miller). Aber schon im nächsten tauchen die Tiere auf. Eine Katze hält die Maus am Schwanz fest und taucht sie ins Weinglas.
Aus der Weide wächst ein Gesicht
Zauberhaft das Bild „Fauna Club“, in dem eine tief dekolletierte und aufreizend schauende Mäusedame an der Bar mit Mäusemännern und einem dicken Frosch sitzt, letzterer wohl chancenlos. Auch Ratten feiern mit Sekt, das heißt dann „Angenehm verratzt“. Beim Bild „Der Löwe und der Hase“ muss ich sofort an das Gedicht von Sergej Michalkov „Der Hase im Rausch“ denken und der Kater auf der Mülltonne sieht unserem Kater Toni so ähnlich, dass ich meine er verdient sich als Model etwas dazu.
Dann aber wieder gibt es die stillen Bilder, wo der Junge im Wald zum Mond schaut, wo aus der Weide ein Gesicht herauswächst, wo die Krähe über die bayerische Winterlandschaft fliegt oder in der Wüste sitzt. Sämtlich sind das ganz fein und detailliert gearbeitete farbige Zeichnungen. Aber es gibt auch eine Arbeit mit Farbstiften und ein nicht vorgezeichnetes Aquarell, die Vielseitigkeit Michls unter Beweis stellend.
Signierstunde am 27. Februar
Daneben dann doch wieder der Bär und der Förster, eingehakt im Wald, ganz liebevoll beobachtet. Es erinnert mich an mein Lieblingsbuch „Es klopft bei Wanja in der Nacht“, das Reinhard Michl so wunderbar illustrierte. Der Holzkirchner Maler Horst Hermenau, der die Galerie Steingraber berät, informierte die Ausstellungsbesucher, dass der Künstler zur Finissage am Samstag, 27. Februar, von 10 bis 12 Uhr seine Bücher signieren werde. Er wies auch darauf hin, dass man seine Werke sowohl im Original als Fine Art Print erwerben könne.