Meister der reduzierten Landschaft
Der Valleyer Maler Reinhold Schmid vor seinem Bild „Mangfallherbst“. Foto: IW
Ausstellung in Holzkirchen
Reinhold Schmid verbringt viel Zeit an der Mangfall. Das schlägt sich in seinen ruhig fließenden abstrakten Landschaften nieder. Normalerweise organisiert der Valleyer Maler die Ausstellungen in Holzkirchen. Er wählt die Künstler, unterstützt bei der Auswahl der Werke, der Hängung und Vernissage. Diesmal steht er endlich wieder selbst im Mittelpunkt.
Im Herbst findet als Auftakt der neuen Kultursaison in beiden großen Kulturhäusern des Landkreises eine verbindende Doppelausstellung statt. Als Reinhold Schmid mit seinem Künstlervorschlag anrückte, kam der Gegenvorschlag von Isabella Krobisch, ein Hinweis, dass es an der Zeit sei, einmal wieder seine Arbeiten zu würdigen. So hängen nun etwa fünfzig Bilder in den beiden großen Kulturhäusern des Landkreises Miesbach, dem Kultur im Oberbräu Holzkirchen und im Waitzinger Keller in Miesbach.
Bilder von Reinhold Schmid im Treppenhaus des Waitzinger Kellers. Foto: Isabella Krobisch
Schon immer gratwandert der Künstler zwischen Abstraktion und Landschaft. Was seine Bilder unverkennbar macht, sind die horizontalen Farbschichtungen. Sie fließen sanft ineinander oder weisen, beispielsweise in den neuesten Werken, klare Abgrenzungen auf, die durchbrochen sind von geometrischen Formen. Kreise und Quadrate sind für Reinhold Schmid Symbole der vollkommenen Form. Das Auf- und Unterbrechen bietet neue kompositorische Möglichkeiten. Die abstrakten Arbeiten enthalten einen ungeplanten Anteil, der durch geplante und konkrete Elemente quasi wieder eingebremst sei, erklärt der Künstler.
In Reinhold Schmids abstrakten Bildkompositionen verstecken sich Verweise auf die Musik. (Ausschnitt) . Foto: IW
Farbflächen sind in strenger Geometrie gegeneinander abgesetzt und dennoch hält die beinahe monochrome Farbigkeit alles zusammen, lässt ein Fließen zu. Die weißen Kreise verschwinden nahezu im weißen Untergrund und fordern ein näheres Betrachten. Leicht und leise, aber unübersehbar, formen sich die Lasierungen und Übermalungen, die Sprenkel und Spritzer wiederum zu kleinen Landschaften innerhalb der geometrischen Strenge. Die hinein collagierten Notenblätter erinnern uns daran, dass der Maler auch Musiker ist.
Aufs Wesentliche reduzierte Landschaft
Wer die Landschaftsbilder von Reinhold Schmid genauer betrachtet hat, wird sie in den Tagen darauf auf Fahrten durch den Landkreis überall zu erkennen meinen. Mehr noch, wird die Landschaft mit dem Auge des Malers sehen und beim Sehen auf die flächigen Bildaufteilungen reduzieren, auf das Wesentliche. Die Lieblingsmotive des Valleyer Malers sind zwar klar in der Landschaft verortet, durch ihre Reduktion aber erlangen sie eine gewisse Neutralität.
Reinhold Schmid reduziert Landschaften auf das Wesentliche. Foto: IW
Hier schlängelt sich ein Pfad durch die gelben Flächen abgeernteter Felder, um im Wald und in den blauen Bergen am Horizont zu verschwinden. Dort fällt Herbstlaub auf fließendes Wasser. Klare Flächen und horizontale Bildaufteilungen zeichnen diese stillen Landschaften aus und lassen den Betrachter andächtig darin versinken. Spiegelungen der Berge im Kirchsee, im Hackensee, ein einsamer Baum im Seehamer See – und immer wieder die Mangfall. Die Landschaften widerspiegeln Reinhold Schmids Liebe zur heimatlichen Natur. Und wenn er genug Landschaft gemalt hat, geht er in die Abstraktion.
Vom Abstrakten zum Konkreten
Auch hier die klaren horizontalen Flächen mit erstaunlichem Farbspiel, das harmonisch ineinanderfließt. Die Farbschichtungen sind von feinen Strukturen aufgelockert. Es sei nicht so einfach, immer im Bild zu bleiben, meint Reinhold Schmid, das Bild zerfließe in der Horizontale. Und dann brauche er wieder etwas Konkretes. Das ist dann der Punkt, wo er sich aus der abstrakten Farbschichtung wieder der Landschaft zuwendet.
Reinhold Schmids abstrakte Farbschichten fließen. Foto: IW
Die Bilder der großen Doppelausstellung sind fast ausschließlich im letzten halben Jahr entstanden. Reinhold Schmid hat viel Zeit an der Mangfall und noch viel mehr im Atelier verbracht. „Kontrollierte Offensive – Abstraktionen und Landschaften“ ist der Titel der Ausstellung. Indem er den berühmten Fußballtrainer Rehhagel zitiert, beschreibt er seine Arbeitsweise in etwa so: Nach vorne gehen, stürmen, aber nicht die Deckung entblößen, nicht zu viel riskieren, aber dem Ganzen Struktur geben. Das ist ihm sehr gut gelungen.