Der Klang der ewigen Ruhe
Vorfreude auf das Requiem in Holzkirchen. Foto: Karin Sommer
Konzert in Holzkirchen
Wenn cantica nova holzkirchen und das ensemble pro musica Mozarts Requiem spielen, verhindert auch ein anhaltend lautes Pfeifen nicht den Erfolg des Konzertes. Unter der Leitung von Karin Wende-Ehmer füllten die Musiker die neue St. Josef-Kirche in Holzkirchen mit Leben.
Der Kontrast zwischen der Stille im Konzertsaal, bei dem man sich nicht zu räuspern wagt, und den gewaltigen Tönen der Instrumente und Stimmen, macht wohl einen Teil der Spannung eines klassischen Konzertes aus. Ein anhaltend hohes Pfeifen wie das von einem Tinituspatienten in seinem Ohr, kann das ganze Geschehen nachhaltig verändern.
Genau dieser Fall trat beim Konzert von cantica nova holzkirchen in der neuen St.Josef-Kirche ein. Ein schwieriger Moment für die Chorleiterin und Dirigentin Katrin Wende-Ehmer, die sich mutig entschloss, den Ton nicht zu ignorieren und fragend um sich blickte. Dann kam der Ruf eines Mannes aus dem Publikum: „Gibt es irgendwo ein Hörgerät, dessen Besitzer nicht hören kann, dass es pfeift?“ Nach kurzer Zeit wurde das kleine Ding, das den ganzen Saal in Aufruhr gebracht hatte, gefunden und außer Gefecht gesetzt.
Höchste Konzentration
Die Musiker fanden sofort wieder in ihre Konzentration zurück und setzten ihr Konzert fort. Schon zum zweiten Mal führte cantica nova holzkirchen das Requiem in der St.Josef-Kirche in Holzkirchen auf. Das erste Mal hatte es mit großem Erfolg 2005 stattgefunden, damals noch in der alten Kirche. Im Winter 2011 musste die Kirche dann wegen Baumängeln und Einsturzgefahr geschlossen werden. Sanierungspläne scheiterten aus wirtschaftlichen Gründen und so blieb nur der Glockenturm bestehen und die Kirche wurde neu gebaut.
Das ensemble pro musica baut sich rund um den Altar der St.Josef-Kirche auf. Foto: Cornelie Breu
Konzertsaal und Kirche
Die neue Kirche erinnert tatsächlich mehr an einen Konzertsaal als an eine Kirche. Die gewaltige Kuppel soll den Gläubigen die Präsenz Gottes in Erinnerung rufen und beherbergt an diesem Abend die Künstler auf dem runden, niederen Podest, dessen Altar zwischen Notenpulten verschwindet. Anders als in herkömmlichen Konzertsälen, ist hier das Publikum bunter, vielschichtiger und muss sich in der Kirche an keinen strengen Dresscode halten. Erfahren Sie mehr über St.Josef als kulturelle Begegnungsstätte…
Viele sind gekommen, um das Requiem zu hören. Das Werk, das Mozart in seinem 35. Lebensjahr geschrieben hatte, und das letztlich zu seinem eigenen Requiem wurde. Vielleicht spürte er seinen nahenden Tod und seine Musik wurde auch aus diesem Grund so eindringlich und gefühlvoll.
Die Chormitglieder von cantica nova holzkirchen singen aus ihren Partituren. Foto: Cornelie Breu
Katrin Wende-Ehmer, die die künstlerische Leitung des Chores cantica nova holzkirchen im Jahre 2000 übernahm, überzeugte auch in diesem Konzert wieder. Gleich nach den ersten Tönen ihres Chores fragt man sich, ob das nun wirklich ein Laienchor sei. Präzise, stark und dann wieder sanft, den perfekten Rhythmus findend, singen sich die ganz in Schwarz gekleideten Sänger durch die Partitur. Perfekt ergänzt vom ensemble pro musica, dessen Musiker vorwiegend aus Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters und anderen führenden Orchestern Münchens bestehen.
Kunstvoll führt die Chorleiterin die beteiligten Musiker zur Essenz des Werkes. Nichts ist zu dick aufgetragen, sondern behält seine Intensität ohne Übertreibung.
Vier Gesangssolisten bereichern den Abend. Foto: Cornelie Breu
Starke Emotionen
Im beiliegenden Programmtext kann der Text auf Lateinisch und deutsch gelesen werden. Von der ewigen Ruhe ist zu lesen und auch vom Tag des Zornes, an dem sich der Richter erhebt. Von Schuld, Hoffnung und Wehklagen. Starke Gefühle im Angesicht des Todes, besonders direkt nahegebracht von den vier hervorragenden Solisten – Monika Lichtenegger, Martina Koppelstetter, Alfons Brandl und Maximilian Lika, deren Stimmen ein beeindruckendes Ganzes, einen vielschichtigen Teppich an Emotionen ergeben.
Am Ende spricht Mozart dann – Gott sein Dank – doch von einem gütigen Gott. „Das ewige Licht leuchte ihnen, o Herr: mit all deinen Heiligen, denn du bist gütig. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und das ewige Licht leuchte ihnen, mit all deinen Heiligen, denn du bist gütig.“