Rette dich selbst!
Werner Tiki Küstenmacher in der Segenskirche. Foto: Becky Köhl
Vortrag in Holzkirchen
Mit einer Mut schenkenden Botschaft erfreute Werner Tiki Küstenmacher das zahlreiche Publikum in der evangelischen Segenskirche Miesbach. Der Bestsellerautor würzte seinen Vortrag mit teils live gezeichneten Cartoons und viel Humor.
Auf Einladung der Initiative Ökumene vor Ort war Werner Tiki Küstenmacher nunmehr das vierte Mal in Holzkirchen und dies aus besonderem Anlass. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Landkreis Miesbach statt, das 50 Jahre alt wird und dies mit einer Festwoche feiert.
Judith Lell-Wagener vom KBW und Christiane Brunner von Ökumene vor Ort (v.l.). Foto: BK
Christiane Brunner von der Ökumene vor Ort dankte dem KBW für die Unterstützung. „Das ist ein Geschenk von uns, dass wir in der Festwoche hochkarätige, kostenlose Veranstaltungen anbieten“, erklärte Judith Lell-Wagener vom KBW.
Er freue sich als Jubiläumsgast in diesem wunderbaren Raum der Segenskirche sein zu dürfen, sagte Werner Tiki Küstenmacher und startete seinen Vortrag mit dem Satz von David Ben-Gurion, dem 1. Ministerpräsidenten von Israel: „Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.“
Werner Tiki Küstenmacher. Foto: BK
Sein aktuelles Buch „Rette dich selbst!“ stellte er mit einem Cartoon vor und verwies auf die Sicherheitsinformationen im Flugzeug, dass bei einer Havarie man zunächst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen möge und dann den Nachbarn behilflich sein kann. Oder solle man sich lieber aufopfern, wie das im christlichen Umfeld hieße, fragte der studierte Pfarrer.
Mit einem Ausflug in das menschliche Gehirn ging er der Frage nach, wie der Mensch auf äußere Bedrohungen reagiert. Gemeinsam mit den Säugetieren verfügt der Mensch über das limbische System, das er als LIMBI personifiziert.
Livezeichnung: LIMBI und die Katastrophenmeldung. Foto: BK
Lesetipp: Schau nicht auf die Probleme, schau auf die Lösung
Wir werden immer wieder mit Katastrophenmeldungen konfrontiert, die nicht immer ganz korrekt sind und die Dinge in Holzhammermanier darstellen. LIMBI aber ist von Natur aus ängstlich und das sei gut so, denn der Mutige in der Steinzeit habe seine Gene nicht weitergeben können, da er vom Säbelzahntiger gefressen wurde. Der Ängstliche indes überlebte.
„Wir machen die Zukunft“
So empfinde LIMBI die Zukunft, der wir machtlos gegenüberstehen, als gefährlich. „Aber wir machen die Zukunft“, betonte der Vortragende.
Als ersten von sieben in seinem Buch genannten Rettungsringen, nannte Werner Tiki Küstenmacher die Dankbarkeit. Wir sollten umschalten von der Anspruchshaltung auf Dankbarkeit, sagte er, dies aber werde von der Industrie boykottiert, die damit beschäftigt sei, uns immer wieder mit neuen Produkten zu überfallen.
Livezeichnung: LIMBI sieht die schlechte Meldung und ignoriert die gute. Foto: BK
Er bezog das Publikum mit Meinungsumfragen ein, woraus deutlich wurde, dass die Mehrheit die Welt schlechter einschätzt als sie wirklich ist. Er forderte dazu auf, den Global Ignorance Test zu machen, um sich selbst auf BIAS, etwa mit Einseitigkeit zu übersetzen, zu testen.
Verlust höher als Gewinn bewertet
Daniel Kahnemann erhielt den Nobelpreis dafür, dass er herausfand, dass Menschen einen Verlust höher bewerten als einen Gewinn, und zwar fünf bis zehnmal höher. „Wirtschaftskrisen entstehen aus Angst vor Wirtschaftskrisen“, sagt Werner Tiki Küstenmacher, deshalb hätten auch kluge Politiker infolge des Ukrainekrieges davor gewarnt, von der Gefahr eines 3. Weltkrieges zu sprechen. „Sich selbst erfüllende Prophezeiung“, konstatierte der Redner.
Werner Tiki Küstenmacher zeichnet. Foto: BK
Wesentlich seien hier die Medien. „Wir rechnen aus wenigen schlechten Nachrichten hoch, aber die meisten Menschen sind doch friedlich“, sagte er und forderte dazu auf, neben LIMBI die Ratio des Neokortex einzuschalten. Am Beispiel von Mitleid und Mitgefühl erläuterte er den Unterschied: Im Mitleid leiden wir nur mit, im Mitgefühl aber werden wir tätig. Deshalb sei auch die christliche Nächstenliebe als sinnvolles Sich Einbringen eine coole Sache.
Geh-duld auch mit virtuellem Hund
Ein zweiter Rettungsring sei die Geduld als Gegenteil von Überdruss. Der Vortragende erklärte diesen Fakt mit der Geduld des Gärtners, der zwar vorbereite und hege, aber das Wesentliche mache die Natur selbst. Als praktische Anregung empfahl er Geh-duld, am besten mit einem Hund, oder aber nur einem virtuellen, Hauptsache Gehen.
Gebet des Jabez
Als letzten Rettungsring empfahl der Theologe das Gebet des Jabez: Segne mich, erweitere mein Gebiet, lass deine Hand mit mir sein und halte Schmerz und Unglück von mir fern.
Oder: Es ist genug für alle da, auch für mich, schau aus dem Krisenradius heraus, streck deine Hand aus und lass dir helfen, schau nicht auf die Probleme, sondern auf die Lösungen.
Der Plan der Raupe. Foto: BK
Mit dem Plan der Raupe, eines Tages ein Schmetterling zu werden, schloss Werner Tiki Küstenmacher seinen inspirierenden Vortrag, der mit langanhaltendem Applaus belohnt wurde.