Revue-Komödie: „Die ganze Welt ist himmelblau“
Isabel Blechschmid und Philipp Gaiser als ganz normales Ehepaar. Foto: Petra Kurbjuhn
Revue-Komödie in Miesbach
Einen heiteren musikalischen Ratgeber für Eheprobleme servierte gestern Abend im Waitzinger Keller das Freie Landestheater Bayern im neuen Format der Revue-Besetzung. Am Ende war klar, was zu tun ist, wenn es nur noch gähnende Langeweile in der Zweisamkeit gibt.
Die Situation ist allbekannt. Sie freut sich über den Hochzeitstag, kauft dem Ehegatten eine Krawatte, die Küche bleibt kalt und voller Erwartung harrt sie seiner. Er kommt spät, lässt sich mit der Zeitung in den Sessel fallen und fordert seinen Hackbraten ein. Als ihm klar wird, dass er mal wieder den Hochzeitstag vergessen hat, versucht er die Lage zu retten und macht alles nur noch schlimmer.
Martha und Ernst heißen die beiden Protagonisten, überzeugend dargestellt von Isabel Blechschmid und Philipp Gaiser, der auch die musikalische Leitung inne hat. In ihr Spiel betten sie bekannte Melodien aus Oper, Operette und Film ein. Begleitet werden sie von einem dreiköpfigen Orchester, bestehend aus Julia Mangold (Violine), Max Fraas (Kontrabass) und Anna Körber am Piano, die kurzfristig für den erkrankten Martin Steinlein einsprang.
Das Instrumental-Trio: Julia Mangold, Max Fraas und Anna Körber. Foto: Petra Kurbjuhn
Julia Dippel hat die Revue-Komödie inszeniert und mit viel Wissen über Beziehungskatastrophen gespickt. Passend zu den jeweiligen Situationen singen die beiden Darsteller bekannte Melodien und geben damit dem Geschehen die richtige Würze.
Es fing ja alles so wunderbar an mit Martha und Ernst, sie machten es den Schwalben nach „und baun wir uns ein Nest“. Sehr schnell folgte die „schöne Liebesnacht“, der Heiratsantrag, die Hochzeit. Und heute? Sie feilt ihre Nägel, er liest Zeitung. Sie „will ins Theater“, er geht in die Kneipe.
Ernst (Philipp Gaiser) schwelgt in Erinnerungen. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie ist wütend, wartet mit dem bewährten Nudelholz auf ihn und er resümiert, angetrunken nach Hause kommend, dass er auch beim Militär hätte bleiben können bei so viel Drill. Und schwelgt mit einem Leporello voller Frauen in der Hand von seiner Junggesellenzeit und der „Liebe, du Himmel auf Erden“.
Beim Maskenball. Foto: Petra Kurbjuhn
Ganz in Operettenmanier, angelehnt an „Die Fledermaus“ beschließen beide, getrennt voneinander sich einen flotten Abend beim Maskenball zu gönnen. „Die Jagd ist eröffnet“, meint er im Paradiesvogelkostüm, aber sein erster Flirtversuch endet mit einer Ohrfeige, obwohl „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“. Sein zweiter indes, bei dem er Frack und Zylinder beim Bassisten ausleiht, der immer wieder charmant ins Geschehen eingreift, funktioniert. Vielleicht ist sein französischer Akzent als Jacques hilfreich? Auf jeden Fall darf er mit ihr ins „Chambre Séparée“ und die Kleidungsstücke fliegen über den Paravent.
Die Ernüchterung folgt daheim auf dem Fuß, schlägt aber schnell in Eifersucht um und in die Erkenntnis „Ich bin verliebt in meine eigene Frau“.
Von der Eifersucht zur Liebe. Foto: Petra Kurbjuhn
Was den Abend so reizvoll macht, ist die Kombination aus bekannten und beliebten Melodien, gesungen von großartigen Sängern, mit der humorvollen Handlung. Isabel Blechschmid und Philipp Gaiser beziehen immer wieder das Publikum mit ein, Bürgermeisterin Ingrid Pongratz soll ihm die Krawatte binden, sie tanzt mit einem Besucher und zum Maskenball werden auch die Zuschauer mit Masken ausgestattet.
Ein wirklich gelungenes neues Format des Freien Landestheater Bayern, das einen unterhaltsamen Abend bescherte und die Erkenntnis: Wenn’s in der Ehe nicht mehr so recht funkt, bringt ein bisschen Eifersucht die Sache wieder in Schwung. Und dann ist die ganze Welt wieder himmelblau.
Einen Bericht über die Neuinszenierung von „Die lustigen Weiber von Windsor“ des FLTB finden Sie hier.