Roland Hefter: Des hab i vergessen
Roland Hefter auf der Ludwig Thoma Bühne Tegernsee. Foto: IW
Konzert in Tegernsee
„Des wird schon no“ ist der Name der neuen Solo-CD . Der Münchener Liedermacher und bayerische Musikkabarettist Roland Hefter hatte sie natürlich im Gepäck und einen Sack voller Geschichten obendrein. Damit brachte er das Tegernseer Publikum in Stimmung. Und er kam nicht allein.
Für einige Konzertbesucher war es eine freudige Überraschung. Andere waren eingeweiht und freuten sich ebenso: Spontan kam Roland Hefters Freund und musikalischer Mitstreiter seit vielen Jahren, Erich Kogler, mit auf die Bühne. Bayerisches Musikkabarett und Lieder im Doppelpack.
Die beiden Musiker touren seit Jahren gemeinsam mit Hefters Band „Isarrider“, aber beide auch Solo und in anderen Formationen. Hefter beispielsweise steht auch immer wieder auf der Bühne mit „3 Männer nur mit Gitarre“. Kogler wiederum kennt sowieso jeder im Tegernseer Tal. Der Leiter der Musikschule tourt außerdem noch mit „KlezMotion“, sowie den „Dos Hombres“ und „Ciao Weiß Blau“.
Roland Hefter und Erich Kogler. Foto: IW
In Tegernsee hat Roland Hefter neben der neuen CD viele alte Songs aus seinem Repertoire aus 200 eigenen Liedern dabei – weil, wenn er sie nicht ab und zu mal singt, vergisst er sie ja. Seinen Fans macht er damit eine Riesenfreude. Kaum einer im vollbesetzten Saal der Ludwig Thoma Bühne erlebt Hefter zum ersten Mal.
Das Vergessen ist dann auch so ein sympathisches Thema, das sich durch den ganzen Abend zieht und Topos vieler Lieder und noch mehr Geschichten ist. Schließlich liegt für den 50-Jährigen die Zukunft ja näher liegt als die Vergangenheit. Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt er da gern und bleibt dabei immer witzig. Kogler steht grinsend daneben und das Publikum pieselt sich vor Lachen bald in die Hosen, wie es Hefter bei der einen oder anderen Gelegenheit auch schon beinahe gemacht, wie er nicht müde wird zu erzählen.
Hier ist das Video zum Titelsong der letzten CD „I dad´s macha“:
„I dad`s macha“ ist seine Aufforderung an alle, die Träume und Wünsche zu verwirklichen, egal, was andere darüber denken. Nichts ist schlimmer, als später zu sagen: Ich bereue so viele Dinge, die ich leider nicht gemacht habe.
Lieder aus der Mitte des Lebens – da wird nichts ausgespart
„Des werd scho no“ heißt das Titellied der neuen CD samt frischem Bühnenprogramm des bayerischen Musik-Urgesteins. Die Hoffnung stirbt zuletzt – Hefter ist ein unerschütterlicher Optimist. Er erzählt seine Lieder und Geschichten aus der Mitte des Lebens wie sie jeder kennt, aber vielleicht eben nicht erzählen würde. Sie handeln von Wünschen und Träumen und den wunderbaren Momenten, die das Leben so schreibt.
Die Liebe zu seiner Hündin Sheela zieht sich dabei ebenso durch den Abend wie die Liebe zu alten Autos und überhaupt zu allem Altvertrauten. „I brauch des ned“ handelt davon, was er alles nicht mag an Neuerungen. Beispielsweise wenn ihm die über 70-jährige Kellnerin in seinem Lieblingscafé, in das er seit über 30 Jahren regelmäßig geht, seinen Lieblingsschokokuchen plötzlich mit bunten Zuckergussblümchen serviert – „mog i ned“. Oder wenn ihm geraten wird, ein neues Auto zu leasen statt seine alte Karre nochmal reparieren zu lassen – „i brauch des ned“.
Erich Kogler unterstützt Roland Hefter mit Bass und Gesang. Foto: IW
Äußerst sympathisch kommt auch herüber, wenn Hefter aus peinlichen Situationen, Fehlern oder Niederlagen kein Tabu macht. Er freut sich dann jedes Mal sackrisch, wenn er sagt, dass er ein Lied habe draus machen müssen. Das sind dann solche Lieder wie „Es hat sich jeder schon blamiert” oder „Schlimmer geht´s immer”. Auch Sex ist kein Tabu, von Viagra bis Sado-Maso, immer mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern.
All das verpackt Roland Hefter in charmante Geschichten und Anekdoten. Dabei macht er immer wieder darauf aufmerksam, dass es hier bei uns in Bayern wirklich keinen Grund zum Jammern gibt. Weil es uns hier im Vergleich zu vielen anderen auf dieser Welt mehr als gut geht. Er meint damit die Flüchtlinge ebenso wie die Menschen in den Ländern, bei denen kein sauberes Wasser selbstverständlich aus dem Wasserhahn fließt. Aber auch Rentner in Deutschland, die unterhalb der Armutsgrenze leben.
An diese gehen beispielsweise jeweils 2 Euro Erlös seiner CDs: an den Verein Ein Herz für Rentner. Ist das jetzt ernst oder ist das jetzt wieder einer der vielen Witze, fragt man sich im ersten Moment. Manchmal weiß man es nicht genau. Aber irgendwie glaubt man dem sympathisch ehrlichen Liedermacher und hoffnungslosen Nostalgiker eben doch sowieso alles. Und für einen vergesslich-genialen Musiker mit 50 ist die Rente ja dann vielleicht auch nicht so fern, weil die Zukunft, wie gesagt, sowieso viel näher liegt als die Vergangenheit.