Ein exzellenter Beobachter
Rolf A. Maier in seiner Ausstellung im Atrium. Foto: Monika Ziegler
Fotoausstellung in Holzkirchen
„Kaleidoskop“ nennt Rolf A. Maier seine Ausstellung, die er gestern Abend im Atrium eröffnete. Auf drei Etagen präsentiert der Miesbacher 80 Fotografien aus den vergangenen zehn Jahren und er deutet auch die Zukunft an.
Seine zweite fotografische Ära lebt Rolf A. Maier jetzt aus. Denn er hatte schon vor vielen Jahren große Erfolge zu verzeichnen, war Mitglied der Photographie Society of America PSA, hatte vier Sterne und seine Fotografien wurden in 26 Ländern in allen fünf Erdteilen gezeigt. Dann aber wurde ihm die Kamera gestohlen, Beruf und Familie traten in den Vordergrund.
Jetzt aber seit seiner Pensionierung geht er wieder seiner Leidenschaft, der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie nach. Mit der Digitalisierung will er nichts zu tun haben, damit sei eine Kultur zerstört worden, meint er. Bei den Parsberger Fotofreunden und insbesondere Peter Rosenmüller fand er große Unterstützung, mit ihm richtete er sich eine Dunkelkammer ein.
Straßenleben
So sind alle gezeigten Arbeiten Unikate, da von ihm selbst hergestellt. Man kann die Inhalte mit einem Wort charakterisieren: Straßenleben und man kann ein Prädikat verwenden: besonders wertvoll. Denn Rolf A. Maier hat den Blick für das Besondere.
Sehr einprägsam sind die Menschen, die er auf Reisen beobachtet und im richtigen Moment eingefangen hat. Der Schuhputzer oder Zeitungsleser, die Marktfrauen auf dem Basar, der Poet im Café, der Schuster, der Schleifer oder der Osmane, alles ganz typische Charaktere. Am besten gefällt mir ein Taschenverkäufer, der seine Ware auf einer Treppe platziert und gerade mit weit ausholender Gestik anpreist.
Das Einbein
Eine Möwenfütterung, Fische im Strudel eines Flusses und sich vorsichtig begegnende Hunde in Habachtstellung hat Rolf A. Maier ebenso beobachtet wie die zwei bäuchlings daliegenden Kinder oder die zwei Mädchen, die ein drittes mit dunkler Hautfarbe einrahmen. Witzig ist das von ihm sogenannte „Einbein“. Da sitzen zwei Männer am Wasser auf einem Polder, dicht neben einander, beide haben die äußeren Füße nach außen gestreckt, die inneren verschluckt der Polder. So etwas muss man sehen.
Aber auch seine Impressionen von Städten, von Gebäuden, Fassaden zeigen, dass hier ein exzellenter Beobachter am Werk war. Licht und Schatten, Spiegelungen und Verzerrungen machen diese Fotografien spannend. Unter anderem hat der Fotograf auch eine ungewöhnliche Perspektive einer Skulptur von Otto Wesendonck gewählt. Und einige der Arbeiten deuten schon einen neuen Weg des Fotografen an.
Surreale Spiegelungen
Er nennt sie „Surreale Spiegelungen“, fand sie an Kugeln, wobei die Linien verzerren und man automatisch an Architektur von Friedensreich Hundertwasser denkt. Im Erdgeschoss hängen zwei weitere Fotografien, die zeigen, dass Rolf A. Maier Neues ausprobiert. Hier hat er in ein Auto zwei Augen hineinkomponiert und will damit einen anderen Blick auf die Welt andeuten. In einem zweiten Bild hat er in eine Straßenszene von Marrakesch eine Palme hineinkomponiert. Die dritte Ära des Rolf A. Maier ist also eingeläutet.