Zwischen Trauer und Hoffnung

Saeid Ahmadi mit einem Bild aus der Serie „Faces“. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Am heutigen Freitag eröffnet der iranisch-stämmige Bildhauer Saeid Ahmadi seine erste Einzelausstellung „Skulpturen durch die Geschichte“ in seiner neuen Heimat Holzkirchen. In der vhs Oberland zeigt er Werke, mit denen er für ein friedliches Zusammenleben appelliert.

Anfang März 2022 kam der Künstler mit seiner Familie auf der Flucht vor dem Bombenhagel in Kharkiv auf Einladung seines Künstlerkollegen TOBEL und seiner Frau Christiane Ahlhelm nach Hohendilching. Hier war er bereits Teilnehmer des von TOBEL organisierten Internationalen Bildhauersymposiums 2016, wo er seine Skulptur Gloria mit den Friedenstauben präsentierte.

Saeid Ahmadi
Saeid Ahmadi mit Gloria. Foto: TOBEL

Dank der großzügigen Unterstützung von TOBEL und seiner Frau fand er hier eine vorübergehende Bleibe. Gemeinsam mit dem Verein Kunstdünger initiierte KulturVision eine Spendenaktion und konnte aufgrund der überaus großen Hilfsbereitschaft der Landkreisbewohner ein ordentliches Startkapital übergeben. Heute lebt die Familie in Holzkirchen und ist dort bestens integriert.

Lesetipp: Vielseitige Hilfe für Gloria und ihre Familie

Im Flyer zur Ausstellung ist zu lesen: „Saeid Ahmadi wurde 1970 im Iran geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Für seine künstlerische Ausbildung zog er in die Ukraine, wo er 1994 bis 2000 die Academy of Design and Fine Arts in Kharkiv besuchte und das Studium dort als Master of Arts in Sculpture abschloss. Er arbeitet seitdem als freier Künstler und hat unter anderem an Symposien in Aserbeidschan, Zypern, Ungarn, China, Kanada, in der Türkei und in Russland teilgenommen. Seine Werke wurden in Museen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, in Südkorea, Serbien und Spanien ausgestellt, und er nahm an der Kunstbiennale in Peking teil.“ Er hatte sein Land verlassen, weil er im Iran nicht gegenständlich arbeiten durfte.

Saeid Ahmadi
In der alten Pizzeria Schaftlach stellte er auf Einladung von KunstStatt aus. Foto: MZ

Seit 2022 wurde er zu zahlreichen Ausstellungen im Landkreis Miesbach eingeladen. Er nahm an den Offenen Ateliertagen und am Festival für Menschenrechte 2022 teil. Er beteiligte sich am 10. Internationalen Skulpturenfestival von Kunstdünger 2022, nahm die Einladungen zur Tegernseer Kunstausstellung und von KunstStatt zu Ausstellungsbeteilungen an.

Saeid Ahmadi
Weg in die Zukunft. Foto: MZ

Jetzt wurde er von vhs-Leiter Dominik Schmidt zur ersten Einzelausstellung in seiner neuen Heimat Holzkirchen eingeladen. Die politischen Umbrüche im Iran und in der Ukraine, das Kriegsgeschehen und die Vertreibung haben die künstlerische Arbeit von Saeid Ahmadi nachhaltig beeinflusst. Er erklärt dazu:

„Ich möchte mit meiner Kunst an alle Menschen appellieren, die wichtigsten Werte für ein friedliches Zusammenleben, Aufrichtigkeit und Toleranz, immer zum Maßstab ihres Handelns zu machen. Ich habe in der Vergangenheit sehr schmerzlich erfahren, was passiert, wenn diese Werte verlorengehen. Diese traurigen Erlebnisse kommen auch in meinen jüngsten Arbeiten zum Ausdruck.“

Saeid Ahmadi
Tagebuch. Foto: mZ

Dazu gehört sein tagebuch, Skizzen, die er in der Ukraine fertigte und jetzt mit einem Panzerstempel eines ukrainischen Freundes ergänzte. Der Künstler drückt sich nicht nur in Skulpturen, sondern auch in Grafiken und Malerei aus.


Saeid Ahmadi zeigt eine noch in der Ukraine entstandene Grafik. Foto: MZ

Aber Krieg und Flucht seien nur ein Teil seiner Erfahrung. Der andere Teil sei seine große Dankbarkeit für die wunderbare Hilfe, die die Familie hier von vielen Menschen, allen voran TOBEL und Christiane Ahlhelm, erfahren habe. Das drückt er in seiner Serie „Faces“ aus, zu der er sagt: Ich male Menschen, die sich für das Leid anderer Menschen interessieren.


Das letzte Abendmahl. Foto: MZ

In der vhs werden zwei Plastiken gezeigt, die der Künstler noch in der Ukraine konzipierte und hier für die erste Ausstellung in Holzkirchen vollendete, sie heißen „Rezivilisation“ und „Open Sky“. Weiterhin auch Werke früheren datums, die er jetzt aus der Ukraine nachgeschickt bekam, wie „Das letzte Abendmahl“.

Seine Identitätssuche zwischen Trauer und Hoffnung spiegelt sich auch in der großen Holzplastik „Der letzte Reiter“, die auf der Skulpturenlichtung in Hohendilching zu sehen ist. Sie stellt einen Kämpfer dar, der verletzt und traumatisiert vom Schlachtfeld zurückkehrt, um den Menschen zu verkünden, dass nun der Krieg vorbei ist und eine Zeit des Friedens anbricht.


Hoffnung. Foto: MZ

„Die Hoffnung, dass diese Vision Wirklichkeit wird, werde ich niemals aufgeben,“ sagt Saeid Ahmadi.

Die Vernissage am heutigen Freitag, 1. März, beginnt um 18.45 Uhr im vhs-Zentrum Holzkirchen, Max Heimbucher-Straße 1. Der Bildhauer wird einen Kurzvortrag halten und einen Film über sein Schaffen zeigen. Die Ausstellung ist bis zum 25. März montags bis freitags 8 bis 18.30 Uhr geöffnet.

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