Kultur beim ZAMMA-Festival
Daniel Rasch in „Dunkle Materie“. Foto: Anton Thorwart
Festival in Holzkirchen
Beim ZAMMA-Festival in Holzkirchen geht es um das Zusammenkommen, das Zusammensein und sicher auch das Zusammenbleiben. Einen großen Anteil daran haben auch die Kulturveranstaltungen, schließlich bezeichnet „Kultur“ ja nahezu definitionsgemäß das Zusammensein schlechthin. Neben kleineren Aktionen, die während der gesamten Festivaldauer laufen, sind es besonders drei Aufführungen, die mit Spannung erwartet werden: „Sommernachtstraum“, „Samson Tate“ und „Dunkle Materie“.
„Sommernachtstraum“ von Dramadama unter der Regie von lydia Starkulla wurde bereits mit einem Porträt der Regisseuerin angekündigt:
Lesetipp: Lydia Starkulla und der „Sommernachtstraum“
Toxische Männlichkeit – damals und heute
Cornelius Heuten ist einer der Holzkirchner Kulturschaffenden, die über die Gemeinde hinaus Bedeutung erlangt haben. Seine Inszenierung „Gerichtet“, die im April diesen Jahres Premiere in München hatte, erlangte viel Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang beschäftigte sich der junge Regisseur mit dem alttestamentarischen Buch der Richter und traf hier auf die Figur des Samson. Gleichzeitig hatte er einen Artikel über den stramm konservativen Influencer Andrew Tate gelesen. Er habe viele Parallelen gesehen zwischen der biblischen Figur und dem zeitgenössischen Influencer, erzählt Cornelius Heuten. Bei beiden gehe es etwa auch um toxische Männlichkeit – das Phänomen, Aggressivität etwa als männliche Eigenschaft anzusehen. Toxische Männlichkeit führt zu Diskriminierung von Frauen und auch Leid bei solchen Männern, die diesem Bild nicht entsprechen wollen. „Ich fragte mich, wie kann man das bei den beiden Figuren zusammen denken“, erklärt der Holzkirchner die Motivation zu seinem Stück.
Die fiktive Biografie des Samson Tate
Mit seinem Freund und Kommilitonen Christoph Minwegen habe er dann ein performatives Theaterstück entwickelt, das nun im Rahmen des Zamma-Festivals in der Kapelle Zur Heiligen Familie in Holzkirchen zu sehen ist. Die Zuschauer treffen dabei auf die Kunstfigur des Samson Tate (so der Name des Stücks), die Elemente aus Bibel und zeitgenössischer Popkultur vereint. Es sei eine Art „fiktionaler Biografie“, die in einer „zeitlosen Gegenwart“ spiele, erläutert der Holzkirchner Theatermacher, der aktuell sein Studium der Theaterwissenschaften abschließt. „Wir arbeiten mit Videomaterial, um die Flüchtigkeit des Zeitlichen darzustellen“, so Cornelius Heuten weiter. Die Bilder werden auf ein zwei Meter hohes Hexagon projiziert. Zwischendrin seien immer wieder er und sein Freund Christian Minwegen als Performer zu sehen.
Cornelius Heuten und Christian Minwegen inszenieren die fiktive Biografie des Samson Tate. Fotos: privat
Ziellos durch Raum und Zeit
Cornelius Heuten arbeitet in „Samson Tate“ mit Gegensätzen, die sich in einer Kunstfigur vereinen. Auch Daniel Rasch beschäftigt sich in seinem Theaterstück „Dunkle Materie – Eine Heimreise für drei Astronauten“ (Regie: Steffi Baier) mit Gegensätzen. Vordergründig handelt die Geschichte, die in Holzkirchen uraufgeführt wird, von drei Astronauten, die ziellos durch Raum und Zeit reisen. Den Menschlichkeiten, die sich im Leben der drei Personen ergeben, werden die Berechnungen des Computers gegenübergestellt – ein Computer, der selbst den Zwängen des binären Systems entfliehen möchte, wie Daniel Rasch erläutert. Und da sind sie dann, die Gegensätze: Liebe und Leid versus kühles Berechnen, Traum versus Realität, Freiheit versus Zwang. Doch dann findet in Daniel Raschs Werk dunkle Materie Eingang in die Ausgangskonstellation – und verändert alles. „Dunkle Materie dringt ins Raumschiff ein. Die Formen lösen sich auf. Jeder ist auf sich gestellt“, beschreibt der 59-jährige Theatermacher den Fortgang der Geschichte: „Ist es das Ende oder der Anfang einer Freiheit, eines Lebens in Selbstbestimmung?“ Die dunkle Materie sei erstmal zerstörerisch, doch daran liege auch viel Erneuerung, betont Daniel Rasch.
In „Dunkle Materie“ reisen drei Astronauten und ein Computer durch Raum und Zeit. Foto: Manfred Lehner
Unter der Oberfläche
Große Fragen, etwa danach, was Heimat ist oder was wir Menschen sind, tauchen auf und werden im Stück behandelt. Das sind die Fragen, die ihn ohnehin viel beschäftigen, gibt Autor und Produzent Daniel Rasch zu. Er möge es dabei, hinter das Augenscheinliche zu blicken. „Die Dinge stellen sich oft nicht so dar, wie sie unter der Oberfläche sind“, findet der Holzkirchner Künstler, der lange Zeit in New York gelebt und dort Theater gespielt hat. Im Bosch Collaboration Campus, wo Daniel Raschs Stück aufgeführt wird, wartet „eine Mischung aus Poesie, Trash, Performance, Stand Up“ auf die Zuschauer, beschreibt der Autor sein Werk, die Zuschauer dürfen sich auf ein buntes Programm mit spannenden Einblicken freuen.
Förderung von Kreativität
Auch Eva-Maria Schmitz freut sich und hebt die die Vielfalt an Kultur beim Zamma-Festival hervor. Die Leiterin der Standortförderung im Rathaus und gewissermaßen die Cheforganisatorin des Festivals betont, dass es „Künstler und Kreative zusammenbringt und so eine Plattform für neue und innovative kulturelle Projekte schafft“. Ein guter Ausgangspunkt für die Kultur, auch über das Festival hinaus das zu tun, was Kultur macht: Menschen zusammen zu bringen.
Die Aufführungen von „Dunkle Materie“ finden am 17. Juli, 18. Juli und 20. Juli jeweils um 20.30 Uhr im Bosch Collaboration Campus, Bergfeldstraße 2, statt. Karten gibt es für beide Veranstaltungen im Kultur im Oberbräu oder, nach Verfügbarkeit, an der Abendkasse. Das vollständige Programm des Zamma-Festivals ist auf der Website der Veranstaltung zu finden.