SCHAFSTAGE: die Liebe zur Schafszucht

Tom Modlinger vom FoolsKINO und Biobauer Georg Hahn. Foto: Becky Köhl

Film in Holzkirchen

Der erste Film in der Reihe “anders wachsen” im 8. Zyklus ist ein stiller Film. Im FoolsKINO Holzkirchen konnte das Publikum eine Dokumentation erleben, die einen Schafshirten bei seiner Arbeit begleitet. In der von Georg Hahn geleiteten Diskussion ging es auch um das Thema Bär und Wolf.

SCHAFSTAGE hatte jetzt in Oberbayern Premiere und wurde in Garmisch-Partenkirchen zu einem Riesenerfolg. Georg Hahn war dabei und berichtete in Holzkirchen, wie die Menschen zu diesem Film strömten. Kein Wunder, war es doch ein Heimspiel, denn die beiden Regisseure Klaus-Peter Hütt und Walter Steffen haben in diesem Film den Mittenwalder Schafhaltern ein Denkmal gesetzt, die einer langen Tradition folgen. Jedes Jahr ziehen Hunderte von Schafen unter der Obhut ihres Hirten Peppi Hornsteiner auf die Weiden im Hochgebirge des Karwendel.

SCHAFSTAGE
Peppi Hornsteiner mit Luna. Foto: Schaftstage

Der Film begleitet die Schafhalter der Region Mittenwald im Zyklus der Jahreszeiten und dokumentiert einen Lebens-Rhythmus, der seit Generationen in dieser Form besteht. Die Heimat dieser Menschen gilt als Hochburg der bayerischen Bergschafhaltung und die Beweidung von Wiesen und Almweiden hat eine lange Tradition. Dadurch entstand im Laufe der Jahrhunderte die typische Landschaft um Mittenwald mit ihrer großen Artenvielfalt.

Die Bewahrung dieser Tradition und die Liebe zur Schafzucht sind heute Motivation für die gut 70 Schafhalter. Im Ort selbst bildet die Schafhaltung ein wichtiges gesellschaftliches Element. Auf authentische Weise berichten im Film Mitglieder der Genossenschaft und des Schafvereins sowie der Hirte von den Aufgaben, aber auch von ihrem besonderen Bezug zu den Tieren.

SCHAFSTAGE
Klaus-Peter Hütt und Walter Steffen. Foto: Schafstage

Eigentlich, so erzählt Regisseur Hans-Peter Hütt in einem Interview, habe er, der eine enge Verbindung zu Schafen habe, schließlich sei sein Großvater Hirte im Dachauer Hinterland gewesen, nur einen kurzen Imagefilm über die Schafhalter machen wollen. Dazu begleitete er den Hirten Peppi Hornsteiner ein Jahr lang vom Auftrieb in die Berge bis zum Abtrieb und der Schafscheid mit der Kamera. Es war der letzte Bergsommer des Hirten. Dabei gewährt der Film nahe Einblicke und erzählt von Gemeinschaft und Leidenschaft, von der Liebe zur Natur, von Mensch und Tier, von Gefahren, Herausforderungen und vom großen Glück einer uralten Verbundenheit.

Dann aber kam so viel Material zusammen, dass es für einen abendfüllenden Film reichte. Er fragte Walter Steffen, den renommierten Filmemacher und Produzenten von OLATV um Unterstützung an. Dieser, selbst auf einem Bauernhof groß geworden, sagte sofort zu, denn der Beruf des Schäfers sei für ihn als jahrtausendealter Beruf faszinierend.

SCHAFSTAGE
Walter Steffen. Foto: Schafstage

Im Interview erzählt Walter Steffen, dass er überrascht war, wie gut Hans-Peter Hütt fotografiert habe, denn dieser lerne gerade erst das Filmen. Gemeinsam habe man dann noch ein paar Interviews mit diesen wahrhaftigen erdverbundenen Menschen geführt. Er sei sehr beeindruckt von den Inhalten, etwa wie die Beziehung zwischen Mensch – Tier – Natur zutage komme, auch ohne dass gesprochen werde.

Er wünsche sich, dass „SCHAFSTAGE“ als Würdigung für die tolle Arbeit von den Schafhaltern, die im Ehrenamt die Natur erhalten verstanden werde, sagt Walter Steffen. Und er wünsche sich, dass Menschen im urbanen Raum durch den Film Sehnsucht zu dieser Verbindung zur Natur bekommen.


Abtrieb. Foto: Schafstage

Im Film sage ein Schafhalter, man müsse selber schlachten, um jedes Tier mit großem Respekt zu behandeln und habe dabei Tränen in den Augen. „Ich wünsche mir, dass Menschen den Film nutzen, um selber diese Begegnung zum Tier herzustellen.“

Wolf und Bär

In Holzkirchen moderierte Biobauer und Sensenlehrer Georg Hahn aus Großhartpenning die Diskussion. Dabei kamen verschiedene Themen zur Sprache. Zum einen wurde das Problem Wolf und Bär beleuchtet. Georg Hahn informierte, dass es in Schweden eine Population von 400 Wölfen gebe, die auf 200 dezimiert werden solle. In Deutschland indes gebe es 2500 Wölfe und die Dezimierung sei schwierig. Dem Abschuss aber entgegenstünde, so hieß es aus dem Publikum, dass damit in den natürlichen Kreislauf eingegriffen werde. Wichtig sei, das Gespräch mit allen Interessensgruppen zu führen.

Ein weiteres Thema des Filmes wurde in der Diskussion aufgegriffen, nämlich dass wenig Bedarf für die Wolle gebe. Neben Textilien werde Schafwolle zur Dämmung verwendet, aber der Bedarf sei geringer als der vorhandene Bestand. Georg Hahn meinte, dass es noch weitere Möglichkeiten für die Wertschöpfung gebe, beispielsweise sei Schafwolle als Düngemittel geeignet.

Der nächste Film im Rahmen von „anders wachsen“ wird am Sonntag, 12. November um 11 Uhr im FoolKINO Holzkirchen der Film „North Drift“ gezeigt. Er dokumentiert die Spur des Plastikmülls – erst in der Elbe, dann in der Nordsee – und untersucht den Zusammenhang mit der schrecklichen Verschmutzung des Nordpolar Meeres. Die Diskussion leitet Umweltchemiker Dr. Josef Fuchs.

Zum Weiterlesen: Weniger ist mehr

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