Mit Goethe und Bruch in die Oper
Szene aus „Scherz List und Rache“. Foto: erlesene Oper e.V.
Oper in Rosenheim
Um „Scherz List und Rache“ geht es in der gleichnamigen Oper, die der Verein „erlesene oper e.v.“ am kommenden Wochenende in Rosenheim noch einmal aufführt. Von einem Geniestreich spricht Georg Hermansdorfer, der das Werk entdeckte.
Der 2011 gegründete Verein hat das Ziel, unbekannte oder vergessene Opern wieder zum Leben zu erwecken. In diesem Jahr war es „Der Rothmantel“ von Georg Kremplsetzer nach einem Text von Paul Heyse:
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Neben diesen großen Projekten erfüllte sich der Verein 2020 mit einer neuen Reihe einen lang gehegten Wunsch. „Viele Meisterwerke der Opernliteratur liegen nur noch als Klavierauszug vor, weil das Material verloren ging“, erklärt Georg Hermansdorfer. Mit kleinem Aufwand, im Stile des Straßentheaters und mit Klavierbegleitung wolle man mit der Reihe „Oper am Klavier“ diese vergessenen Perlen wieder lebendig machen.
Als erste Inszenierung wählte der engagierte Musiker und Regisseur ein Singspiel von Max Bruch, das dieser mit 18 Jahren schrieb und das 1858 in Köln uraufgeführt wurde. „Max Bruch ist hauptsächlich für sein 1. Violinkonzert bekannt geworden“, erzählt Georg Hermansdorfer, aber er habe viele andere bedeutende Werke geschrieben. Durch die Nazis verunglimpft, weil er ein Oratorium nach jüdischem Text verfasst hatte, habe er sich von diesem Image nie wieder richtig erholt, bedauert der Regisseur.
Georg Hermansdorfer als Dirigent. Foto: Bertram Zehentbauer
Er habe eine Platteneinspielung aus den sechziger Jahren entdeckt, „und ich war begeistert von diesem Werk“. „Es ist ein kammermusikalisches Juwel.“ Fein unter der Oberfläche und melodiös nach außen präsentiere sich diese komische Oper als ein subtiler Geniestreich. Die Ouvertüre ist für vierhändiges Klavier komponiert. Die restliche Oper wird von einem zweihändigen Klaviersatz untermalt.
Auch der Pianist Gereon Kleiner, beim Salzburger Mozarteum Leiter der Tastenabteilung, sei von diesem Werk überzeugt, das man jetzt in Rosenheim noch einmal aufführen wolle.
Goethe als Librettist
Das Libretto zu Scherz List und Rache stammt von Johann Wolfgang von Goethe. Der Weimaer Dichterfürst habe sich mehrfach an Libretti versucht, erzählt Georg Hermansdorfer. Er habe sogar die Texte von Mozartopern verbessert und eine Fortsetzung der „Zauberflöte“ geschrieben.
Für das Libretto dieser Oper sei er wohl durch seine Italienreise inspiriert worden, wo er die Commedia dell´Arte kennenlernte. Philipp Christoph Kayser habe dieses Libretto zu einem dreieinhalbstündigen Werk mit Orchester vertont.
Max Bruch habe es dann gekürzt, daraus sei eine spritzige und knackige komischen Oper geworden, die bei ihrer Premiere 2020 das Publikum in Rosenheim laut Presseberichten begeisterte.
Szenenbild. Foto: Bertram Zehentbauer
Es geht in der Geschichte um einen geldgierigen und skrupellosen Arzt, der die reiche Erbtante des Ehepaares Scapin und Scapine auf dem Sterbebett überredete, ihr Testament zu seinen Gunsten zu ändern. Doch das betrogene Paar sinnt auf Rache und heckt einen raffinierten Plan aus, um doch noch an das Geld zu gelangen.
In dem heiteren Singspiel singen die Solisten Sieglinde Zehetbauer, Bernhard Teufl und Andreas Agler, begleitet am Klavier von Gereon Kleiner.
Straßentheatermäßig
Georg Hermansdorfer hat die vergnügliche Oper im Stile der Commedia dell´Arte straßentheatermäßig, wie er sagt, inszeniert. Die Bühnenmalerei stammt von dem im Jahr 2023 verstorbenen Künstler Otto von Kotzebue. Damit sei das Stück ein Gesamtkunstwerk, sagt der Regisseur und fügt an: „Otto von Kotzebue ist unwiederbringlich.“
Samstag, 21.September 2024 um 19.30 Uhr, Sonntag, 22. September 2024 um 16.00 Uhr, jeweils im Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof (Ludwigsplatz 15, 83022 Rosenheim). Karten unter info@erlesene-oper.de oder Tel. 0157 30973255. Freie Platzwahl – Saaleinlass: 30 Min vor Aufführungsbeginn. Reservierte Karten werden bis 1/2 Stunde vor Beginn an der Abendkasse zurückgelegt.