Der Kreuther Künstlerstein im Kurgarten des Bergsteigerdorfes ehrt sieben Künstler, die dort lebten oder wirkten

Schillerndes Kreuth – Literatur an sieben Stationen

Der Kreuther Künstlerstein im Kurgarten des Bergsteigerdorfes ehrt sieben Künstler und Literaten. Foto: Der Tegernsee, Dietmar Denger

Tegernseer LiteraTouren

In Kreuth und dem nahen Wildbad Kreuth, wo Äbte, Kaiser, Könige und Zaren kurten, sind nicht nur bedeutende Künstler verewigt. Die Kreuther Berge dienten auch als Inspirationsquell für zahlreiche literarische Werke. Das „Schillernde Kreuth“ präsentiert sich an sieben Stationen – auf einer der zwölf Tegernseer LiteraTouren.

Der Spaziergang beginnt im Kurpark in der Ortsmitte des Bergsteigerdorfes Kreuth am Künstlerstein. Mit diesem Denkmal erinnert die Gemeinde an bedeutende Künstler, die in Kreuth und Umgebung wohnten oder wirkten. Sieben Persönlichkeiten hat der Gmunder Bildhauer Quirin Roth auf dem sogenannten „Künstler-Stoa“ verewigt: die Maler Franz von Defregger, Willy Preetorius, Thomas Baumgartner und Josef Oberberger, den Musiker Kiem Pauli sowie die Schriftsteller Thomas Mann und Max Mohr.

Älteste Leonhardi Bayerns

Vom Kurpark geht der Spaziergang über die Weißach hinweg zur Kirche St. Leonhard, um von der traditionsreichen Kreuther Leonhardi zu berichten. Es war im Jahr 1184, als Abt Rupert Graf von Neuburg-Falkenstein die Kirche dem Schutzpatron der Gefangenen und Tiere, der Fuhrleute und Passstraßen in den Bergen, weihte. Die Kreuther Leonhardi-Wallfahrt wurde 1442 urkundlich erstmals erwähnt, sie zählt zu den ältesten in Deutschland. Eine 1926 entdeckte Kreuther Sage berichtet an dieser Station von ihrer Entstehung.

Über den Max-Rehle-Weg gelangt man zum Haus Blauberg, dem ehemaligen Haus Lauteren. Dort gewährt Schriftstellerin Friederike Lauteren, Tochter des Malers Willy Preetorius, in ihrem Buch „haut aus glas. plätze und befindlichkeiten“ Einblicke in das Leben der Familie Preetorius. In diesem Haus schuf ihr Vater neben Ölbildern auch Porträts, unter anderem von Thomas Mann, mit dem er befreundet war.

Thomas Mann und Kurt Martens

Dichterfreunde Kurt Martens und Thomas Mann (v.l.) im Jahr 1900, fotogafiert in Tegernsee
Die Dichterfreunde Kurt Martens und Thomas Mann (v.l.) im Jahr 1900. Foto: ETH-Bibliothek Zürich

Vom Haus Blauberg führt der Spaziergang weiter in der Dr.-Wilhelm-May-Straße. Nur noch der Ort erinnert an den Schriftsteller Kurt Martens und die Besuche seines Freundes Thomas Mann in den Sommern 1902 und 1903. Die ehemalige Villa Taube steht nicht mehr. Für mindestens zwei seiner Werke ließ sich Thomas Mann von Kurt Martens in Kreuth auf ausgedehnten Spaziergängen und Ausfahrten inspirieren, davon wird an dieser Station erzählt.

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Bayerisches Brauchtum und Volkskultur

Weiter begibt man sich zum Ufer der Weißach und spaziert entlang des idyllischen Gebirgsflusses nach Wildbad Kreuth. An diesem geschichtsträchtigen Ort ließ Abt Heinrich V. von Tegernsee 1511 ein erstes Badehaus errichten. Unweit liegt im Wald versteckt das Anwesen „Auf der Schanz“, erbaut von Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern und noch heute in Privatbesitz der Wittelsbacher. In seinem Buch „Die Jagd im Gebirg“ beschreibt er anschaulich bayerisches Brauchtum und Volkskultur.

Kapelle zum Hl. Kreuz in Wildbad Kreuth

Kapelle zum Hl. Kreuz in Wildbad Kreuth. Foto: Der Tegernsee, Sabine Ziegler-Musiol

Die kleine Kapelle zum Hl. Kreuz in Wildbad Kreuth ist die sechste Station des Spaziergangs. Hier erinnert eine Bronzetafel an den Volksliedsammler Kiem Pauli, zu dessen Namenstag am 29. Juni 1933 erstmals die „Deutsche Bauernmesse“ von Annette Thoma mit dem berühmten Andachtsjodler aus Tirol erklang. Des Weiteren wird hier von Magdalene Pauli alias Marga Berck berichtet. Ihr erfolgreich verfilmter Briefroman „Sommer in Lesmona“ war von der Sommerfrische in Wildbad Kreuth inspiriert. Auch Thomas Mann schrieb in Wildbad Kreuth – den ‚Ischtar‘-Abschnitt des ersten Teils seiner Romantetralogie „Joseph und seine Brüder“. Um über den Freitod seiner jüngst verstorbenen Schwester Julia hinwegzukommen, unternahm er ausgedehnte Spaziergänge mit Marga Bercks Ehemann Gustav und lobte dabei ihre schriftstellerischen Fähigkeiten.

Das Vermächtnis des Kiem Pauli

Kiem Pauli, Handzeichnung von Carl Theodor von Blaas, 1950
Kiem Pauli mit seiner Zither. Zeichnung: Carl Theodor von Blaas, 1950. 

Über den Kiem-Pauli-Weg geht man nun durch den herrlichen Wald mit Aussichten ins Gebirge und hinab zur schäumenden Hofbauernweißach bis zur beliebten Siebenhüttenalm, wo diese LiteraTour endet. Von den ehemals sieben Blockbauten aus dem 19. Jahrhundert sind noch Kaser, Geißstall, Heustadel erhalten. Früher wurden von hier Fässer mit Ziegenmolke für Heil- und Schönheitsbäder ins nahegelegene Wildbad Kreuth geliefert. Diese letzte Station ist dem Kiem Pauli gewidmet, der hier oft Zither spielte. Von Herzog Ludwig Wilhelm unterstützt, konnte er in Wildbad Kreuth sein Leben dem Sammeln alpenländischer Lieder und der Wiederbelebung der bayerischen Volksmusik widmen. Noch heute ist Siebenhütten nicht nur eine Almgaststätte mit schönem Biergarten, sondern häufig auch Treffpunkt von Volksmusikanten.

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Die Tegernseer LiteraTouren lassen sich eigenständig von zwölf Startpunkten im Tegernseer Tal aus gehen. Einfach den QR-Code auf dem jeweiligen Startschild scannen und dem digitalen Wegbegleiter folgen.

Alle Informationen zu den zwölf Literatur-Spaziergängen finden Sie auf der Webseite des Projektes TELITO. Dort befindet sich auch der ausführliche literarische Spaziergang „Schillerndes Kreuth“, entwickelt vom Münchener Literaturwissenschaftler Dr. Peter Czoik.

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