Schloss Berg – Ludwigs II. „heimliche Residenz“
Hier gehts zur Ausstellung. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung im Kloster Benediktbeuern
Der Märchenkönig hat auf seinen Märchenschlössern Neuschwanstein, Herrenchiemsee oder Linderhof gelebt, wie Bayerntouristen annehmen? Mitnichten. Sein Paradies war am Starnberger See, was eine Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege im Maierhof des Kloster Benediktbeuern jetzt belegt.
Unter der Trägerschaft des Bezirks Oberbayern und von Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler hat Alfons Schweiggert eine überaus informative Ausstellung zusammengestellt. Manche Exponate werden sogar erstmalig gezeigt. Lebendig, mit vielen Geschichten bereichert, erzählt der Kurator von Schloss Berg einst und heute.
Nicht für Besucher zugänglich
Das Besondere an diesem verborgenen Schloss ist, dass es seit fast einem Jahrhundert nicht mehr für Besucher zugänglich ist. Es übt aber immer noch einen besonderen Reiz aus, da der Eingeweihte weiß, dass Ludwig II. hier seine „sonnigste und düsterste Zeit“, verlebte, wie Luise von Kobell äußerte.
Kurator Alfons Schweiggert. Foto: Petra Kurbjuhn
Schloss Berg hat eine 1000 Jahre alte Geschichte und wurde von Patriziern und Kurfürsten bewohnt, die hier am Starnberger See rauschende Feste feierten. Nachdem es 1806 von Max II. von Bayern zu neuem Leben erweckt wurde, übernahm es sein Sohn Ludwig II. 1864 „und ließ es noch einmal richtig krachen, vor allem für seine geliebte Zarin Marie Alexandrowna“, wie Alfons Schweiggert erzählte.
Statt München in die Berge
Der bayerische König hasste München und zog sich am liebsten in seine heimlichen Residenzen in den Bergen, insbesondere Jagdhütten zurück, wo Menschen nicht hinkamen. Auch in Schloss Berg stellte er Wachposten am Ufer auf, denn schon damals kamen Touristen mit dem Zug und Dampfer heraus und amüsierten sich am See.
Signatur Ludwig II. Foto: Petra Kurbjuhn
Schloss Berg sei das Lieblingsschloss des Königs gewesen, der schon 1866 abdanken wollte. „Ich bin geistig nicht ganz gesund und will den Thron abgeben“, habe er gesagt. Aber man überredete ihn doch zu weiterer Regentschaft, obwohl ihn Politik ganz und gar nicht interessierte. Lieber sei er heimlich mit dem Zug nach München ins Theater gefahren als dass er mit seinen Ministern gesprochen habe, sagte der Kurator. Und er sei lieber zum Geburtstag Richard Wagners gefahren, als sich um den Krieg mit Preußen zu kümmern.
Geheimorganisation
Dennoch spielte sich alle politischen Ereignisse in Schloss Berg ab. So habe Ludwig II. ein absolutistisches Bayern per Geheimorganisation gründen wollen. Die Pressefreiheit wollte er abschaffen, er wollte à la Ludwig XIV. wie ein Sonnenkönig die alleinige Macht haben. Letztlich sei diese Idee aber eingeschlafen.
Karikatur des Märchenkönigs und seines Psychiaters. Foto: Petra Kurbjuhn
Der König ritt lieber aus, las, ging schwimmen, fotografierte oder fuhr hinüber nach Possenhofen, wo er seine Cousine Sisi und deren Schwester Sophie traf. Mit ihr wollte er sich sogar verloben, ließ dann aber die Feier platzen. Hier empfing der König Politiker, aber auch Künstler, unter ihnen Richard Wagner und Franz Graf von Pocci.
Lagepläne, Grundrisse und Bilder der Räume von Schloss Berg. Foto: Petra Kurbjuhn
In vielen Bildtafeln ist das Geschehen dargestellt, auch Bilder von den Räumen und ihrer Ausstattung sind zu sehen. Im 1. Stock hatte die Königinmutter ihre Räume, im 2. Stock Ludwig II. Hier her wurde er gebracht, nachdem er am 12. Juni 1886 in Neuschwanstein gefangengenommen wurde. „Eine Notunterkunft“, meint Alfons Schweiggert, sicher hätte man ihn später nach Linderhof verlegt, aber am 13. Juni starb der entmündigte König.
Im Kampf zu Tode gekommen?
„Was sich dabei ereignete, liegt bis heute im Dunklen“, heißt es in der Ausstellung. Es heißt, er habe fliehen wollen und sein Arzt, der Psychiater Dr. Bernhard von Gudden versuchte ihn daran zu hindern. Im Kampf seien beide zu Tode gekommen.
Stofffetzen vom Totenhemd Ludwig II. aus der Sammlung Adi Huber, Warngau. Foto: Petra Kurbjuhn
In der Ausstellung sind sowohl Totenmaske als auch ein Abguss der linken Hand des Königs aus dem Besitz von Kaiserin Elisabeth von Österreich zu sehen. Und als Besonderheit sogar ein Exponat aus Warngau, nämlich ein Stofffetzen vom Totenhemd aus der Sammlung Adi Huber.
Amerikaner setzten Schloss unter Wasser
Bis nach dem 1. Weltkrieg war Schloss Berg noch für Besucher zugänglich, dann aber wurde es Areal der Nationalsozialisten, die Gestapo habe dort residiert, sagte Schweiggert. Als 1945 die Amerikaner nach Schloss Berg kamen, setzten sie es unter Wasser, wodurch Mobiliar und Bilder zerstört wurden. Es sei eigentlich für den Abriss bestimmt gewesen, aber dann hätten in den fünfziger Jahren die Wittelsbacher das Schloss renoviert und heute hält sich zuweilen Herzog Franz in Bayern in dem geschichtsträchtigen Bau auf. Er ist, nachdem alle Türme und Balkone entfernt wurden, wieder in der barocken Urform von 1700 zu sehen, allerdings nur vom Wasser aus.