Alte Hasen und Jungspunde in grandiosem Zusammenspiel
Markus Kienbauer gibt umwerfend komisch Schnauz, wird vom Oberschulrat beglückwünscht und Direktor Knauer (Sepp Hechenthaler) sowie Tochter Eva (Helena Epp) sind konsterniert. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Valley
Die Schlossbergler Valleyer lieferten unter der Regie von Sepp Floßmann einen überaus vergnüglichen Theaterabend mit der Komödie „Die Feuerzangenbowle“. Das Publikum bog sich vor Lachen und spendete anhaltenden Applaus für das hervorragend agierende Ensemble in einer gelungenen Inszenierung.
Man wolle in der krisengeschüttelten Zeit eine heitere Vorstellung bringen, sagte der Regisseur im Trachtenheim, der bekannt dafür ist, auch ernste Stücke zur Aufführung zu bringen. Bekannt aber sind die Schlossbergler Valley immer auch für Qualität. Und das bewies das 13-köpfige Schauspielerensemble an diesem Abend wieder bestens.
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Einfach ist es nicht, dem berühmten Film mit Heinz Rühmann Paroli zu bieten, aber die Bühnenfassung von Wilfried Schröder hält sich eng an den Roman, der bekanntermaßen von Heinrich Spoerl verfasst wurde. Im sehr informativen Programm (Wolfgang Neuner) ist zu lesen, dass der Autor in Rottach-Egern lebte. Was aber wenig bekannt ist, er schrieb das Buch gemeinsam mit seinem Freund Hans Reimann, teilte mit ihm auch die Tantiemen. Reimann habe Spoerl die Autorenrechte aus politischen Gründen übertragen, er war bei den Nazis in Ungnade gefallen und wollte Repressalien vermeiden.
„Die Feuerzangenbowle“: Unterhaltung und ernsthafter Hintergrund
So hatte die Aufführung zusätzlich zu ihrem Unterhaltungswert doch auch noch einen ernsthaften Hintergrund. Zu dem trägt auch die Produktionszeit und Premiere des Filmes „Die Feuerzangenbowle“ zum Ende des zweiten Weltkrieges bei, „ein schizophrener Film“, schrieb ein Filmkritiker, der von Sehnsucht nach Frieden ebenso wie der Verdrängung von Schuld zeuge.
Herrenabend: Eine Idee wird geboren. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Inhalt des Stückes ist bekannt: Der bekannte Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer besuchte nie ein „Pennal“, kann sich also an der Erinnerungsfreude seiner Freunde an die Schulzeit nicht beteiligen. Das Schönste im Leben eines Menschen habe er nicht bekommen, sagen sie. Der eifrige Genuss einer Feuerzangenbowle, denn der Rausch bringe die besten Ideen, führt zu dem Lausbubenstreich, dass Pfeiffer noch einmal die Schulbank drücken soll oder besser darf.
Wolfgang Neuner als Schnauz serviert einen „wönzigen Schlock“. Foto: Petra Kurbjuhn
Im Provinznest Babenberg wird er „der neue Schöler“, wie Professor Crey, genannt Schnauz, zu sagen pflegt. Wolfgang Neuner hat mit dem Geschichts- , Mathematik- und Chemielehrer eine Glanzrolle, die er mit Einsatz aller schauspielerischen Mittel ausreizt. Sprache, Gestik, Mimik, er ist der verknöcherte Pauker, der seine Schüler triezt, durch Löcher in der Zeitung beobachtet und mitteilt: „Ihnen fehlt die sittliche Reife.“
Uli Frey als Bömmel in der Sänfte. Foto: Petra Kurbjuhn
Ganz anders der liebenswerte Professor Bömmel, dessen Lieblingssatz lautet: „Da stelle mer uns mal ganz dumm.“ Seine Erklärung der Dampfmaschine ist legendär. Uli Frey gibt dem sympathischen ausgleichenden Pädagogen, der sich aufgrund eines geklauten Schuhs tragen lässt, die richtige überzeugende Note.
Sepp Hechenthaler ist mit seiner Größe ein überragender Direkter Knauer, genannt Zeus, der die Primaner mit Leibesübungen traktiert, immer auf das Ansehen seiner Schule bedacht ist und aus diesem Grund auch zweifelhafte Kompromisse eingeht.
Helena Epp als Eva und Markus Kienbacher als Johannes Pfeiffer vor der Oberprima. Foto: Petra Kurbjuhn
Und dann gibt es noch Eva, im Buch eine Schülerin des Lyzeums, in der Bühnenfassung eine Musikreferendarin und Tochter von Zeus. Helena Epp spielt die angenehm agierende unaufgeregte Nachwuchspädagogin glaubhaft liebenswert, denn alle Primaner sind hoffnungslos in sie verliebt.
Ein wönziger Schlock genügt: Hansi Huber als Husemann, Berni Weindl als Knebel und Jakob Hechenthaler als Rosen. Foto: Petra Kurbjuhn
Die kleine Oberprima besteht aus dem langen Rosen (Jakob Hechenthaler), Rudi Knebel (Berni Weindl), Husemann (Hansi Huber) und Ackermann (Beni Hagn). Die vier Bühnenneulinge spielen ihre Rollen hervorragend, ganz egal, ob sie gelangweilt Karten spielen, betrunken sind, singen, tanzen, köstliche Lausbuben sind es mit schauspielerischem Können.
Franz Gröbmeyer als der kleine Luck. Foto: Petra Kurbjuhn
Extra zu erwähnen ist der kleine Luck, denn Franz Gröbmeyer hat die größte Rolle. Er gilt als Streber, wird gemobbt, aber alle schreiben von ihm ab. Als er die Jungfrau von Orleans gibt, hat er seinen großen Auftritt, eine tolle Leistung. Die erhofft er sich auch von seiner Schilder-Idee, aber die wird ihm vom Lehrkörper entzogen.
Countdown mit dem Schulrat, in der Mitte Sepp Weindl. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein Höhepunkt der Aufführung ist natürlich die berühmte Heidelbeerschnapsszene, in der alle „Schöler“ dem armen Schnauz die Hölle heiß machen und die letztlich zum Countdown mit dem Besuch des Oberschulrats führt. Sepp Weindl, von Anfang an bei der Theatergruppe dabei, gibt den Beamten authentisch in seiner Kauzigkeit.
Gabi Neuner als Zimmerwirtin, Markus Kienbacher als Johannes Pfeiffer und Karolin Dietrch als Marion (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Gabi Neuner als Zimmerwirtin Windscheid ist zuckersüß und will dem Zögling Pfeiffer eine Heimat bereiten, ihre übertriebene Fürsorge aber kippt, wenn sie auf Ex die Bierflasche leert. Die dritte Dame im Bunde ist die aufgetakelte Marion, Pfeiffers Verlobte, von Karolin Dieterich überheblich treffend dargestellt.
Pfeiffer als Schnauz
Ja, und Johannes Pfeiffer selbst, die Hauptperson des Abends? Markus Kienbacher spielt alles in Hochform. Den Doktor mit Bart und Monokel, fein gewandet, den Primaner mit Mütze, zunächst zurückhaltend, aber sehr schnell sich in die Klasse mit Ideen für Späße eingliedernd. Seinen größten Auftritt, glänzend gespielt, hat er in der Schlussszene als Schnauz.
Regisseur Sepp Flossmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Sepp Flossmann hat das überaus lustige Stück in 15 Bildern einfallsreich, flott und mit verblüffend schnell wechselndem Bühnenbild, assistiert von Martina Hechenthaler, inszeniert. Die aufwendigen Masken und Frisuren lieferten Bernadette Weber und Judith Kirchberger. Für Beleuchtung und Technik stehen Alois Keppeler und Anderl Weindl. In den Pausen erklingt die passende Musik, wie „Vergiss die Jugend, sie kommt nicht mehr“.