Liebe, Treue, Eifersucht im „Schneesturm“
Dazu kann Eifersucht führen. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Warngau
Mit der Komödie „Schneesturm“ von Anton Maly hatte Hubert Holzner schon vor fast vierzig Jahren eine überaus erfolgreiche Inszenierung. Jetzt brachte er das Stück mit der Theaterbühne Warngau zur Aufführung. Das Publikum dankte mit heftigem Applaus für einen rundum gelungenen Abend.
Hundert Aufführungen in ganz Deutschland habe er mit diesem bäuerlichen Lustspiel gehabt, begrüßte Regisseur Hubert Holzner die Gäste im voll besetzten Sall des Gasthofes zur Post. Damals war er der Spielleiter des Oberbayerischen Bauerntheaters. Seit nunmehr zwölf Jahren steht er der Theaterbühne Warngau vor und jetzt endlich habe er dieses Stück auch hier inszenieren können.
Es gehe um Liebe, Treue und andere menschliche Schwächen und um einen Schneesturm, bei dem man schon einmal etwas enger auf der Ofenbank zusammenrücke und auf den einen oder anderen dummen Gedanken komme.
Und so geschieht es in die Komödie, die heiter und unterhaltsam, aber kein derber Schenkelklopfer ist. Kann es gut gehen, wenn der junge, fesche Bartl die zehn Jahre ältere Appollonia wegen des Geldes heiratet? Und wenn die überaus hübsche Lore den gar dreißig Jahre älteren Kramer ehelicht? Wo doch eigentlich die Lore und der Bartl ein Paar waren?
Und was passiert, wenn aufgrund eines heftig tobenden Schneesturms die Lore beim Bartl auf dem Hof Zuflucht sucht, während Appollonia im Dorf beim Kramer Obdach erhält? Können Magd und Knecht verhindern, was unausweichlich scheint?
Christine Stiegelbauer (Appollonia), Hubert Holzner (Kramer), Larisa Klintzsch (Lore) und Marcel Schmid (Bartl) zeigen wenig Liebe und Treue. Foto: Petra Kurbjuhn
Hubert Holzner hat den Dreiakter flott inszeniert und die Darstellenden, die das Stück mit prallem Leben füllen, geschickt eingesetzt. Marcel Schmid spielt den Bartl köstlich typisch männlich in seiner Ambivalenz. Einmal will er mal kurz mit der Magd anbändeln, dann würde er sehr gern die alte Liebe wieder entfachen und ausleben und stolziert wie ein Gockel um die Lore herum. Als es aber kritisch wird und die Hofbesitzerin und Ehefrau auftaucht, ist ihm das Geld dann doch wichtiger als die Liebe und er fleht Loni an zu beschwören, dass nichts passiert sei.
Alte Liebe: Lore (Larisa Klintzsch) und Bartl (Marcel Schmid). Foto: Petra Kurbjuhn
Larisa Klintzsch ist als Lore nicht nur sehr ansehnlich, sondern zeigt mit Sprache und Gestik eine professionelle Bühnenpräsenz. Sie würde gern mit Bartl auf und davon gehen und ein neues Leben beginnen. Wird sich der Bartl für sie entscheiden? „Der Schneesturm hat das Glück hereingeweht“, sagt sie.
Kramer (Hubert Holzner) und seine Lore (Larisa Klintzsch). Foto: Petra Kurbjuhn
Den Kramer spielt Hubert Holzner in gewohnter Manier souverän und bodenständig. Als er erfährt, dass sein Lore wohl die Nacht mit dem Bartl verbracht hat, gesteht er ein, dass auch er in der Nacht mit Appollonia geschlafen habe. Das Eifersuchtsdrama eskaliert.
Christine Stieglbauer als Hofbesitzerin spielt schon ihre Macht gegenüber dem Ehemann Bartl aus und wirft ihn kurzerhand hinaus, als sie vom Fremdgehen mit Lore hört. Sie ist die typische Bäuerin, die weiß, was sie wert ist und sich nicht über den Tisch ziehen lässt.
Bartl (Marcel Schmid) und Appollonia (Christine Stieglbauer). Foto: Petra Kurbjuhn
In dem ganzen Drama sind Magd Mirl und Knecht Peter diejenigen, die für Ordnung sorgen wollen. Mirl macht sich sogar ihr Nachtlager auf der schmalen Ofenbank, um die Tür zur Schlafstube, wo Lore nächtigt, im Auge zu behalten. „Die zwei gefallen mir nicht“, sagt sie. Katharina Grundbacher spielt sie schlagfertig, energisch, auf Sitte und Moral bedacht.
Mirl (Katharina Grundbacher) und Peter Martin Eisenkolb) finden sich. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch Martin Eisenkolb als Peter hat das Gute im Sinn und platzt ständig dann herein, wenn er eigentlich stört. Mit List und Tücke findet er heraus, ob die Mirl ihn gernhat, mit oder ohne Hof, dieses Happy-End kann schon einmal verraten werden.
Wie es aber bei den beiden Ehepaaren, die ein wenig über kreuz unterwegs waren, ausgeht, das wird nicht verraten. Wir haben am Tisch Wetten abgeschlossen. Es stand 5:1. Gewonnen hat derjenige, der …
Finden sich die alten Paare wieder oder gehen sie neue Bindungen ein? Foto: Petra Kurbjuhn
Das Stück punktet nicht nur durch die spannende eifersüchtelnde Handlung, sondern auch durch witzige Dialoge, die so mancher kennt. Bei unangenehmen Fragen wird plötzlich vom Wetter geredet oder die Tatsachen werden umgedreht, um selber besser dazustehen, alles sehr menschlich.
Wie immer sind Hans Hinterholzer und Franz Kampfhammer als Musikanten dabei und unterhalten das Publikum in den Pausen.
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