Krimi Schreiben: Quercher als Vorbild
Schreibseminar mit Krimimeister Martin Calsow. Foto: Ines Wagner
Schreibseminar in Warngau
Eine Idee solle jeder mitbringen, eine Idee in acht Zeilen zu einem Kriminalroman, so hatte es Martin Calsow gewünscht. Und jeder Teilnehmerin hatte eine Idee im Gepäck. Da war der Politthriller mit einem Pressesprecher kopfüber in der Regentonne. Da waren gleich zwei unliebsame Chefinnen, die ihre Mitarbeiter drangsalieren, und die am Morgen nach einer Party tot aufgefunden werden.
Am Gardasee verschwindet ein Immobilienmakler, taucht wieder auf und ist am Ende auch tot, doppelt tot also. Und dann gibt es natürlich die Beziehungsdramen. In einem geht es um Sekten und Kommunalpolitik, sowie eine neugierige Nachbarin, im anderen Drama um eine Verzweiflungstat.
Die berühmten W’s
Anhand dieser Ausgangssituation erklärte der Seminarleiter, welche Aspekte eine Rolle zu spielen haben. Also die berühmten W’s: Wer, was, wann, wie, warum und wo? Damit sollte die Idee nun ihr Fleisch bekommen. Calsow erklärte anhand der Statistik, wer welche Morde begeht. Danach werden jährlich Deutschland 1200 Morde begangen, 87 Prozent davon von Männern, die in der Regel jung und ledig sind. Das sei damit zu erklären, dass Männer eher Trieb gesteuert seien. Frauen morden selten und meist aus Verzweiflung.
Ein Mord werde dann begangen, wenn eine bestimmte moralische Grenze überschritten sei und wenn Emotionen überhand nehmen. Beim Schreiben müsse man sich in die Motive des Handelnden hinein versetzen und bedenken, dass Mord eine unglaubliche Tat sei. Dies müsse vermittelt werden. Nicht durch Erklären, sondern durch Zeigen.
Ermittler auf Heldenreise
Dazu müssen die Figuren pointiert dargestellt werden. Calsow forderte die Teilnehmerinnen intensiv auf, ihre Figuren plastisch zu beschreiben. „Welchen Tick hat deine Figur? Wie sieht sie aus? Was isst sie gern? Welche Musik hört sie?“ Er ließ nicht locker und keine Ungenauigkeit durch.
Großen Wert legte er auf die Figur des Ermittlers, die keine der Schreibenden zunächst benannt hatte. Dieser Ermittler aber ist letztlich der Held der Geschichte, der auf die berühmte Heldenreise geht, in der er Abenteuer zu bestehen hat.
Cover. Foto: Grafit Verlag
Mit viel Fingerspitzengefühl, Empathie und großem Hintergrundwissen führte der Seminarleiter eine jede Teilnehmerin in mehreren Etappen von der Idee zur Ausführung. Immer wieder wurden Zwischenergebnisse präsentiert, bewertet, verbessert. Bei dem herrlichen Wetter am Samstag fand jede Schreiberin den für sie geeigneten Platz rund um das Weiherhäusel.
Bei Kaffee und Kuchen las Martin Calsow die ersten Seiten seines neuen „Quercher“, seines Helden, der im ersten Buch „Quercher und die Thomasnacht“ ordentliche Abenteuer am Tegernsee zu bestehen hat. Das Buch erscheint im Juni.
Das Resümee war einstimmig: Klasse, viel gelernt, danke! Und bitte Wiederkommen.