Schreibwerkstatt bei Tegernseer Woche
Die AutorInnen auf dem Podium, Moderation: Monika Ziegler. Foto: Petra Kurbjuhn
Literatur vor Ort in Tegernsee
Damit hätte keiner gerechnet. Die Lesung der Mitglieder der Schreibwerkstatt von KulturVision e.V. im Hotel „Das Tegernsee“ fand so viele Interessierte, dass sogar ein paar stehen mussten. Die Veranstaltung im Rahmen der Tegernseer Woche hatte das Thema: Literatur vor Ort.
Bereits zum zweiten Mal gab das Hotel einheimischen Autoren Raum, ihre Texte vor Publikum zu präsentieren. Vor drei Jahren waren die „Seeschreiber“ sämtlich Autoren mit Publikationserfahrung, Birgit Lutz, Harda von Poser, Susanne Hornfeck, Tizia Kösel, Markus Hallinger, Martin Calsow und ich selbst, ebenfalls im Rahmen der Tegernseer Woche, zur Lesung eingeladen.
Texte der Schreibwerkstatt auch in Österreich zu hören
Am Sonntag Nachmittag waren es einige Mitglieder der Schreibwerkstatt. Diese wurde 2007 gegründet und trat mit der Broschüre „Heimat“ erstmals an die Öffentlichkeit. Es folgte im vergangenen Jahr die Textesammlung „Anders wachsen“, aus der bei der gleichnamigen Konferenz im Waitzinger Keller Miesbach die Schauspielerin Theresia Benda las und jetzt wieder zu den Valleyer Kulturtagen mit dem Titel „Anders“ lesen wird.
Einige dieser Texte wurden auch zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe „Anders wachsen“ vor einem Jahr im Foolstheater Holzkirchen und im August diesen Jahres zum Thementag „Anders wachsen“ von KulturVision e.V. in der Kulturbrücke Fratres in Niederösterreich von der Schauspielerin Lydia Starkulla gelesen.
Stepanie Wochinger und Claudia Kreutzer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Jetzt ging es um neue Texte der Autoren, von denen auch bereits einige veröffentlicht haben. So zum Beispiel Stephanie Wochinger mit ihrem Buch „freiRÄUME“. Sie sagt: „Schreiben bedeutet für mich, dem Wort eine Stimme geben.“ Und so verfasste sie eine „Hommage an das Wort“, eine Essay, dem sie eine Gedicht anfügte, aneinander gereihte Worte, die dem Leser oder Hörer Freiräume für eigene Assoziationen verschaffen.
Claudia Kreutzer nimmt sehr aufmerksam Begebenheiten aus dem alltäglichen Leben wahr und fängt dann an, sie auszuspinnen, wie in ihrer spannenden Erzählung „Die Zeit läuft“. Sie sagt: „Schreiben erzeugt Bewegung – im Kopf, auf dem Papier und manchmal auch beim Lesen.“ Das offene Ende kann sich jeder Zuhörer selber weiterspinnen.
Jens Franke und Karin Sommer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Jens Franke hatte 10 Jahre lang hart gearbeitet und belohnte sich mit 100 Tagen Auszeit. Mit Hund Aiko zog er los: „100 Tage durch Deutschland“. Sein Blog gefiel National Geographics so gut, dass daraus ein Buch entstand. Er sagt: „Schreiben ist für mich die Reise noch einmal zu erleben.“ Und den Zuhörern floss bei seiner kulinarischen Schilderung aus der Pfalz das Wasser im Munde zusammen.
Karin Sommer möchte viele Leben in einem leben. Da das nicht geht, lebt sie die anderen Leben in Geschichten. Dabei interessieren sie vor allem Themen, über die man nicht spricht. „Franziska und die gerade Linie“ hat ein überraschendes Ende, das die Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Sie sagt: „Schreiben ist für mich so sinnlich, unmöglich und wunderbar wie das Leben selbst.“
Ines Wagner und Susanne Zetzl. Foto: Petra Kurbjuhn
Ines Wagner, die neue Vorsitzende von KulturVision e.V., ist studierte Modedesignerin und erlebte in der Modebranche schier unglaubliche Geschichten. Von diesen kann sie jetzt, da sie den Spurwechsel zur Journalistin und Autorin vollzog, literarisch zehren, am liebsten mit einem Krimi. Warum von den fünf ehemaligen Kolleginnen, die sie zur Lesung einlud, nur drei kamen, erfuhr das Publikum in „Prada, rot und tot“. Sie sagt: „Schreiben ist für mich das äußere Abbilden innerer Landschaften.“
Um einen Krimi der leichteren Art ging es bei Susanne Zetzl. Die Geschichte „Gewissensbisse“ ist in der eben erschienenen Anthologie „Wenn das herauskommt“ vertreten, in der 35 Autoren diesen Satz weiterspinnen. Susanne Zetzl mag Geschichten, in denen Menschen in die Bredouille kommen und sich bewähren müssen, das ist auch Thema ihres Jugendbuches „Maren und der Silbervogel“. Sie sagt: „Schreiben ist für mich wie lesen, nur viel intensiver.“
Thomas Tomaschek begleitete die Lesung. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Lesung war eingebettet in die fein abgestimmte Musik von Thomas Tomaschek. Der Gründer der Selmer Saxharmonic aus Rottach-Egern spielte auf dem Baritonsaxophon sehr unterschiedliche Stücke aus dem eher klassischen Genre. Mit Eugène Bozza begann es, mit Astor Piazolla ging es weiter und Heiner Willbergs flottes Stück „Ulla in Afrika“ beendete die Lesung.
Die Fotoausstellung von Petra Kurbjuhn: Autorenporträts. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein weiterer Glanzpunkt war die begleitende Fotoausstellung von Petra Kurbjuhn, Gründungsmitglied von KulturVision e.V. und auch der Schreibwerkstatt. Dann aber folgte sie ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Fotografieren und porträtierte sensibel die AutoreInnen.
Am Büchertisch. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Gäste bedienten sich anschließend am Büchertisch und es kam zu ausgedehnten Gesprächen mit den Autoren, bei denen so manche Idee für neue Projekte geboren wurde, in die Musik, Kunst und Literatur einfließen. Wir werden berichten.