Schwarze Milch Berlinale

„Schwarze Milch“: Premiere bei der Berlinale

Uisenma Borchu auf dem roten Teppich der Berlinale. Im Hintergrund Familie und Mitwirkende des Films. Foto: Brigitte Dummer

Filmtipp von KulturVision

Heute Abend wären Filmbegeisterte in Holzkirchen in den Genuss einer Voraufführung des Filmes „Schwarze Milch“ gekommen, der zur Berlinale erfolgreich seine Weltpremiere feierte. Ersatzweise erzählt hier Uisenma Borchu über die Entstehung ihres neuen Filmes.

Dieser sollte im Rahmen der Interkulturellen Woche, initiiert von der Bürgerstiftung, gemeinsam mit der Initiative Nachdenk-Kino im FoolsKino Holzkirchen gezeigt werden. Drehbuchautorin, Regisseurin und Schauspielerin Uisenma Borch hatte ihr Kommen zugesagt.

Die in Föching lebende Filmkünstlerin studierte an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film und erhielt für ihren Diplomfilm SCHAU MICH NICHT SO AN unter anderem den Bayerischen Filmpreis für Nachwuchsregie. An den Münchner Kammerspielen schrieb und inszenierte sie das Schauspiel „Nachts, als die Sonne für mich schien“.

Lesetipp: Zwischen den Kulturen: Uisenma Borchu

Ihren zweiten Spielfilm „Schwarze Milch“ drehte sie im vergangenen Sommer in ihrem Heimatland Mongolei und präsentierte ihn jetzt erstmals bei der Berlinale. „Es war ein großer Erfolg für uns“, sagt sie, „mit einem kleinen Film ist es eine große Auszeichnung, bei der Berlinale dabei zu sein.“

Kinostart Mitte Juli

Die nationale und internationale Presse habe positiv auf ihr Werk reagiert, dessen Kinostart für Mitte Juli vorgesehen ist. Mit dabei in Berlin war Ehemann Sven Zellner, der die Kamera führte, Eltern und Verwandte, sowie Laiendarsteller, die eigens aus der Mongolei angereist waren.

Schwarze Milch
Auf der Bühne bei der Berlinale: Uisenma Borchu und Panoramaleiter Michael Stütz. Foto: Brigitte Dummer

„Sie haben den Film zum ersten Mal gesehen und waren begeistert“, erzählt Uisenma Borchu. Um die Kosten gering zu halten, habe beispielsweise ihr Vater, der Maler Borchu Bawaa, nicht nur im Film mitgespielt, sondern sich auch um das Setting gekümmert. „Ich wollte eine authentische Jurte haben“, sagt sie. Beide Eltern waren Nomaden, kamen aber nach dem Studium nach Deutschland.

Ossi und Wessi

„Schwarze Milch“ ist die Geschichte zweier Schwestern, die sich nach Jahren der Trennung wiedersehen. Während die eine aus Westeuropa kommt, lebte die andere seither in der Wüste Gobi. Uisenma Borchu nennt sie Ossi und Wessi und begründet: „In Deutschland war ich Ossi, weil ich in der DDR aufgewachsen bin und in der Mongolei bin ich Wessi.“

Schwarze Milch die schwestern
Ossi (Gunsmaa Tsogzon) und Wessi (Uisenma Borchu) (v.l.) bei der Filmpremiere. Foto: Brigitte Dummer

Sie habe es witzig gefunden, wie sich die Bedeutung von Begriffen verschiebt. Der Film erzählt, wie sich die beiden Schwestern, jeweilig beeinflusst von ihrer Kultur, begegnen. Die Nomadenschwester Ossi wird von Uisenmas Cousine Gunsmaa Tsogzon gespielt, die tatsächlich in der Wüste Gobi aufwuchs, jetzt aber mit der Familie in der Stadt lebt.

Das alte und das neue Ich

„Sie hatte Probleme mit den Nacktszenen und meinte sie müsse ihren Mann fragen“, erzählt „Wessi“ Uisenma Borchu. Durch die Dreharbeiten aber habe sie Eigenständigkeit gewonnen und erkannt, dass das ihre eigene Entscheidung sei.

Der Film beschreibt biografisch, wie das Zurückgehen in die Heimat zu Konflikten führt. „Man sucht, was man hinter sich gelassen hat, auch Wunden und offene Fragen“, beschreibt die Filmemacherin den Prozess. „Man muss wahrhaftig sein.“ Aus der Erkenntnis, dass sie ihr altes Ich dort gelassen und im Westen ein neues Ich gefunden habe, speise sich die Spannung. „Ich wollte das alte Ich wiederfinden und dafür steht die Schwester.“

Mongolische Kunst
Der Föchinger Künstler Borchu Bawaa bei seiner Ausstellung im Atrium Holzkirchen 2018. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Stiefvater der Ossi-Schwester steht im Film für die Bewahrung von Konvention und Tradition. Uisenma Borchu hat die Rolle für ihren Vater geschrieben, „er hat die Strenge und Ausstrahlung“. Zudem kenne er ihre Visionen. Schließlich lebt die Familie seit Jahren in Deutschland zusammen.

Lesetipp: Die Freiheit eines Nomaden in Deutschland

„Schwarze Milch“ wurde bei echten Nomaden gedreht. „Wir haben sie gefragt, ob wir ihren Alltag teilen dürfen“, erzählt die Regisseurin, dabei aber darauf geachtet, nicht deren Leben, das durch die Tiere und die Natur bestimmt sei, durcheinander zu bringen.

Dabei habe es auch merkwürdige Ereignisse gegeben. Im Drehbuch kommt eine Szene vor, in der Wölfe Schafe reißen. „Wir haben extra Kunstblut mitgebracht“, sagt sie und dann hätten zufällig genau an dem Drehtag Wölfe Schafe gerissen. Sie habe befürchtet, dass die Nomaden an Hexenzauber glauben, aber sie hätten trotz ihres Aberglaubens gut reagiert und gemeint, das sollte wohl passieren.

Mit Geld als Kompensation für den Verlust könne man bei den Nomaden nichts ausrichten. „Sie leben von einem Tag auf den anderen und vertrauen der Natur“, begründet Uisenma Borchu.

„Schwarze Milch“ ein Familienfilm

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, habe ihr Bruder Chingunjav Borchu, der Mongoleireisen leitet, übersetzt. So ist „Schwarze Milch“ ein echter Familienfilm, den Uisenma Borchu gemeinsam mit ihrem Mann Sven Zellner produziert hat.

Lesetipp: Die Künstlerfamilie Borchu-Zellner in der 31. Ausgabe der KulturBegegnungen, Seite 15

Jetzt nutzt sie die Zeit des Herunterfahrens aller äußeren Aktivitäten, um den nächsten Stoff vorzubereiten. „Ich habe Ruhe, Zeit zu lesen und bin zuversichtlich.“

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