Science Slam – Welche Farbe hat Wissenschaft?
Klara Schlüter (2.v.r.) gewann den fünften Science Slam im FoolsTheater Holzkirchen. Foto: BK
Fünfter Science Slam
Wissenschaft und Kreativität passen nicht zusammen? Im Gegenteil! Beim fünften Science Slam der „anders wachsen“-Reihe im FoolsTheater Holzkirchen bewiesen drei Schülerinnen am vergangenen Donnerstag, wie spannend und innovativ Wissenschaft sein kann und überzeugten dabei das Publikum auf ganzer Linie.
Der ganze Abend war unterschiedlichen Farben gewidmet. Falls Sie sich jetzt fragen: „Wie, Farben?“, so ging es mir anfangs auch. Wie kann ein Vortrag blau oder orange sein? Es geht tatsächlich, wie ich beim Science Slam begeistert feststellen musste, und nicht nur dadurch, dass sich die Performerinnen farblich passend dazu angezogen waren.
Drei Farben beim Science Slam
Doch bevor es mit den eigentlichen Vorträgen losgehen konnte, mussten erst noch die Regeln für den Abend festgelegt werden. Wie die Theaterpädagogin Sarah Thompson erklärte, ist das besondere an einem Slam, dass auch das Publikum eine aktive Rolle spielt. Dafür wurden den Zuschauenden bereits vorab Zettel und Stift zum Abstimmen bereitgelegt. Am Ende des Abends sollte das Publikum sich für eine Performance entscheiden, die ihnen an diesem Abend am besten gefallen hat.
Die Selbstliebe ist Pink
Ziel für die Schüler und Schülerinnen beim Science Slam ist es, Wissenschaft und Fakten mit Kunst und Dramaturgie zu vereinen und somit gleichzeitig ernsthaft, humorvoll und kreativ ein Thema der eigenen wissenschaftlichen Abschlussarbeit zu präsentieren.
Den ersten Vortrag mit der Farbe Pink stellte die Schülerin Monika Berghammer von der FOS Bad Tölz vor. In ihrer philosophischen Arbeit widmete sie sich den Themen Zeit und Selbstakzeptanz. Dabei verdeutlichte sie, wie wichtig und bereichernd es ist, sein wahres Selbst zu erkennen, ohne andere nachzumachen.
Monika slamte zur Farbe Pink und dem Thema Selbstliebe. Foto: BK
Seine eigenen Ziele zu verfolgen und nicht nur heimlich davon zu träumen hilft einem, sich selbst und anderen Lebensfreude zu schenken. Das typische Beispiel mit dem morgendlichen Blick in den Spiegel, bei dem man sich mal ein Kompliment geben kann, wurde auch genannt. Ihre Performance, die eine Mischung aus freiem Text, Reim und Gesang war, belohnte das Publikum mit lautem Beifall.
Lesetipp: Science Slam Ausgabe 4
Nach dieser Anregung zum Nachdenken betonte auch Sarah Thompson, wie schön es ist, dass sich die Zuschauenden die Zeit an diesem Abend genommen haben, um anstelle von einer neuen Serie auf einem Streaming-Dienst sich von den Erfahrungen junger Menschen inspirieren zu lassen.
Kann jeder Blau?
Klara Schlüter von der FOS Bad Tölz beschäftigte sich im nächsten Vortrag voll und ganz mit der Farbe Blau und dem Künstler Yves Klein. Mit Wortspielen und Wissen überzeugte sie die Zuhörenden. Dabei zeigte sie zur Verdeutlichung eine Leinwand auf die sie ein wenig blaue Farbe aufmalte, wodurch man meinen möge, dass jeder ein blaues Bild malen kann. Yves Klein hingegen machte daraus eine Kunst, so verkaufte er beispielsweise in seiner Ausstellung exakt gleich große und gleich aussehende monochrome blaue Bilder zu unterschiedlichen Preisen.
Clara befasste sich in ihrem Slam mit der Farbe Blau und dem Künstler Yves Klein. Foto: BK
Da er unzufrieden mit der Leuchtkraft der Farben war, entwickelte der Künstler schließlich seine eigene Farbe und patentierte diese. Das Problem hierbei war sein eigens hergestelltes – aber sehr giftiges – Bindemittel, woran er schließlich in sehr jungen Jahren auch starb. Als Fazit stellte Klara Schlüter fest, dass es sehr aufwendig sein kann, ein blaues Bild zu malen, es ihr aber auch schon recht gut gelungen sei.
Albert Einstein sieht Orange
Zum Schluss performte Luzia von Huene vom Gymnasium Bad Tölz, verkleidet als Albert Einstein, mit der Farbe Orange. In ihrer eigentlichen Facharbeit schrieb sie hingegen über die Rotverschiebung, ein physikalisches Phänomen mit dem die Bewegung von Sternen erklärt werden kann. Die Schülerin wies auf ihren größten Denkfehler hin – die Annahme, dass das Universum konstant sei. Die Frage, ob das Universum statisch ist oder sich entwickelt, stellte sich ihr danach immer wieder.
Luzia slamte als Albert Einstein zur Farbe Orange. Foto: BK
Durch zahlreiche verschiedene Modelle über die Entstehung und Entwicklung der Erde, wie die Theorie des „big bang“ oder „big crunch“, kommt es zum Chaos, sodass dem Menschen nichts anderes übrigbleibt als die Frage nach dem „Warum?“ zu stellen. In ihrer Performance erklärte Luzia von Huene sich selbst, als Schülerin, in ihrer Rolle als Physiker Albert Einstein einige wissenschaftliche Thematiken mit viel Witz.
„Watching the cat“ beim Science Slam
Begleitet wurde der ganze Abend, wie im vergangenen Jahr, von der Band „Watching the cat“ mit passenden Liedern zu den Vorträgen. Dabei mussten sie Wissenschaft mit Musik vereinen, was, wie sie feststellen mussten, gar nicht so leicht ist. Trotzdem gelang ihnen die musikalische Unterstützung mit Liedern von Johnny Cash und Kraftwerk perfekt und sie erhielten dafür vom Publikum großen Applaus.
Nach der Vorstellung hatte das Publikum Zeit, um für eine Favoritin zu stimmen. Dabei wählten die Zuschauenden Clara, mit ihrem Slam zur Farbe Blau, als Siegerin des Abends.
Die Band „Watching the cat“ begleitete den Science Slam musikalisch. Foto: BK
Für ihren Mut und ihre Kreativität wurden aber alle Schülerinnen mit einem Gutschein für Kultur belohnt. Damit endete der unterhaltsame und lehrreiche Abend in FoolsTheater Holzkirchen, der sowohl den Schülerinnen als auch dem Publikum viel Freude bereitet hatte.