Science Slam

Science Slam Ausgabe 4

Die drei Kandidaten Elmo, Ahmet und Lea warten auf das Ergebnis des Publikumsvotings, das ihnen Sarah Thompson gleich präsentiert. Foto: MZ

Science Slam in Holzkirchen

Der vierte Science Slam in der Reihe „anders wachsen“ wurde zu einem Erfolg auf der ganzen Linie. Im voll besetzten FoolsTheater präsentierten eine Schülerin und zwei Schüler Wissenschaft unterhaltsam, lebendig und informativ. Die Musik von Watching the Cat passte hervorragend zum Thema.

Ein ungewohntes Bild im KULTUR im Oberbräu: Wenige Erwachsene, dafür eine große Menge an Heranwachsenden, sie alle wollten ihre Mitschüler unterstützen, die den Mut aufbrachten, im Scheinwerferlicht auf der Bühne zu stehen und die Ergebnisse ihrer Seminararbeit in lockerer Weise zu präsentieren. 2020 fand der dritte Science Slam einen Tag vor dem Lockdown statt.

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Nun lebte das beliebte Format unter neuer Regie wieder auf. Theaterpädagogin Sarah Thompson, die bei KulturVision die Sparte Jugendkultur leitet, organisierte unter dem Label TickTalk bereits zwei erfolgreiche Poetry Slams.

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Jetzt hatte sie zum Science Slam eingeladen und mit der Staatlichen Berufsoberschule Bad Tölz und der Fachoberschule Holzkirchen zwei Partnerschulen gefunden. Schulleiter Andreas Stefan aus Bad Tölz war mit zwei Kollegen gekommen, um seine Schüler zu unterstützen. Und auch aus Holzkirchen standen Lehrkräfte ihrem Schüler zur Seite.

Science Slam
Die Lehrer: Anne Ziliotto und Stefanie Nothas von der FOS Holzkirchen, Schulleiter Andreas Stephan von der BOS Bad Tölz (vorn), Roland Klein und Patrik Rau von der BOS Bad Tölz (hinten). Foto: MZ

Sarah Thompson zollte ihnen Beifall, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler motivieren, am Science Slam teilzunehmen und rief das Publikum zu einem donnernden Applaus für die Lehrkräfte, ebenso wie für die drei Mutigen auf.

Elmo Hüller aus Bad Tölz startete mit einem spannenden Thema und fragte: „Gefährdet Cancel Culture die Meinungs- und Kunstfreiheit von Satirikern?“ Cancel Culture, also eine Bewegung, die zum Boykott insbesondere von Kulturschaffenden aufruft, indem ihnen diskriminierende Äußerungen vorgeworfen werden, findet zum großen Teil in Social Media statt.

Science Slam
Elmo Hüller aus Bad Tölz untersuchte Cancel culture. Foto: MZ

Elmo nannte ein Beispiel: Quirin hat herausgefunden, dass sich David rassistisch geäußert habe. Im Zweipersonenrollenspiel mit zwei Handys liest er die Tweets, lässt über seine Präsentation einen Vogel flattern und erklärt „für die Älteren“, dass es sich dabei um Twitter handle.

Er schlussfolgerte, dass sich Cancel Culture auf Berufs- und Privatleben auswirke, eine gesunde Debatte nicht stattfinden könne und damit versucht werde, die Freiheit einzuschränken.

Was ist ein Held?

Ahmet Dogan aus Holzkirchen hatte seine Seminararbeit zum Thema „Was ist ein Held?“ geschrieben. Mit seiner Frage „War Gandhi ein Held?“ bezog er das Publikum von Anfang an ein. Ja, er war ein Held, weil er gewaltlos Indien vom Joch des Kolonialismus befreite. Und nein, er war kein Held, denn er war offenkundig rassistisch. „Jeder Held hat Schatten“ betonte Ahmet und bewies seine Behauptung mit profundem Wissen über Winston Churchill. Sehr unterhaltsam und lebendig, aber ebenso informativ trug er seine Performance vor.

Science SlamAhmet Dogan von der FOS Holzkirchen fragte: Was ist ein Held? Foto: MZ

Der britische Premierminister war sehr wohl ein Held, denn als Hitlers größter Gegenspieler schloss er ein Bündnis mit der Sowjetunion und gründete die Alliierten. Aber er war auch ein Kriegsverbrecher, sogar mehr als ein Held, denn er hielt Abkommen nicht ein und verursachte unnötiges Leid durch seinen Bombenkrieg, insbesondere auf Dresden.

Sarah Thompson
Science Slam Organisatorin Sarah Thompson. Foto: MZ

Sarah Thompson moderierte die Veranstaltung empathisch und lebendig. Sie informierte, dass KulturVision ein Haus mit vielen Zimmern sei, in dem eine Menge Neues wachse, darunter die Initiative „anders wachsen“.

Der sperrige Titel ihres Beitrages „Die Immobilienpreisentwicklung an norddeutschen Küsten“ verursachte Heiterkeit im Publikum, aber der Vortrag von Lea Rauchenecker aus Bad Tölz war alles andere als sperrig. Sie hatte sich auf die Reise gemacht, um festzustellen, ob anderswo auch die Immobilienpreise so in die Höhe schnellen wie am Tegernsee.

Lea
Lena Rauchenecker verglich den Tegernsee mit Sylt. Foto: MZ

Und musste feststellen, dass dies auf Sylt ebenso der Fall war. „Wie kann man Steuern und Wohnen in Einklang bringen?“ fragte sie, schließlich sei bezahlbarer Wohnraum ein Grundrecht. Mit einem Projekt auf Sylt stellte sie ein mögliches Modell vor. Hier wird eine ehemalige Kaserne zu Wohnungen für Einheimische umgebaut. Kapitalgeber sind Ferienwohnungen. Lea resümierte nach ihrer Heimkehr bei einer Maß Bier im Bräustüberl: „Zuhause ist es doch am schönsten.“


Watching the Cat: Keno Dirks, Christian Zimmermann, Andi Bichler. Foto: MZ

Während die Jury die Stimmzettel auszählte, unterhielt Watching the Cat mit „Rocket man“ von Elton John das Publikum. Die Band hatte eigens Stücke ausgewählt, die zum Thema Wissenschaft passen. Nach Jonny Cash spielten sie „Rainbow connection“ aus der Sesamstraße, gingen ins All mit dem Pink Floyd-Titel „Astronomy domine“ und meinten Wissenschaftler brauchen sicher Geduld. Die Ballade „Patience“ von Guns N‘ Roses übertrug das Thema stimmig.

Andi Bichler mit seiner charismatischen Stimme, Christian Zimmermann mit perfektem Gitarrenklängen und Keno Dirks mit dem passenden rhythmischen Unterbau sind Watching the Cat.

Das Publikum wählte Ahmet zum Sieger des Abends, gefolgt von Lea und Elmo. Der Termin für den fünften Science Slam der Reihe „anders wachsen“ steht schon fest: 30. März 2023.

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