Sebastian Snela

Viele süße Erdbeeren kosten

Sebastian Snela. Foto: Becky Köhl

Fastenpredigt in Holzkirchen

In der voll besetzten Kapelle zur heiligen Familie erzählte Sebastian Snela seine Geschichte, die Mut macht. Sie handelt von Leben in der Fremde, vom Sterben, von Verzicht und Unterstützung und ganz viel Engagement. Nicole Neubauer begleitete stimmig an der Handpan.

Zur zweiten Fastenpredigt in diesem Jahr unter dem Titel „Vier Geschichten, die Mut machen“ war der Geschäftsführer des Domiciliums in Weyarn eingeladen, eine Einrichtung, die sowohl ein Seminarhaus für Spiritualität und Bildung als auch eine Hospizgemeinschaft beherbergt. Dies alles schufen die Eltern Helena und Bogdan Snela, viel aus eigener Kraft, viel mithilfe von Sponsoren und Unterstützern, wenig mit staatlicher Förderung.

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Sebastian Snela erzählte äußerst humorvoll von den Anfängen, als seine polnischen Eltern in das tiefste Bayern kamen und die bairische Sprache und das bayerische Wesen zu entschlüsseln hatten. Einfach sei es als Kind polnischer Emigranten nicht gewesen, sagte er, er sei ausgegrenzt worden und es habe Vorurteile gegeben.

Diese stellte er anhand polnischer Witze dar, etwa: Polnischer Triathlon: Zum See laufen, eine Runde schwimmen und mit dem Fahrrad nach Hause fahren. auch ergänzt durch Zurufe aus dem Publikum: Machen Sie Urlaub in Polen, Ihr Auto ist schon da.


Blick in die Kapelle. Foto: Birgit Schatz

Die Eltern hätten sich nicht beirren lassen, sondern durch ihr Wirken die Vorurteile ausgeräumt. Vater Bogdan war katholischer Priester in Polen, gab aber für die Liebe und eine Familie sein Priesteramt auf und wurde Lektor beim Köselverlag in München. Er ersteigerte Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den 500 Jahre alten Bauernhof am Hochufer der Mangfall.

Zu ihren eigenen drei Kindern nahm das Ehepaar Snela noch drei Pflegekinder auf. „Wir waren also ein durchmischter Gegenentwurf zur normalen Kleinfamilie in Bayern“, konstatierte der Sohn.

Fasten war ihre Lebenshaltung

Der Weg der Eltern sei mühsam und voller Entbehrungen gewesen. „Fasten war ihre Lebenshaltung“, sagte Sebastian Snela, seine Mutter Helena halte heute noch Fastenkurse im Seminarhaus, das ein Zentrum für Spiritualität aller Konfessionen wurde.

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Neben Vorurteilen in dem idyllischen Klosterdorf habe es aber auch von Anfang an viel Unterstützung durch zahlreiche Menschen, beispielsweise den damaligen Bürgermeister Michael Pelzer, gegeben.

Bayerisch-polnischer Triathlon

Und so wolle er nun den gemeinsamen bayerisch-polnischen Triathlon formulieren:
1. Das Leben ist voller Möglichkeiten, vertraue dich dem Fluss des Lebens an.
2. Egal, wie utopisch deine Ziele sind, verfolge sie mit Hingabe, denn das ist der Schlüssel zum Erfolg.
3. Tus einfach, handle, ohne den Anspruch auf Perfektion.


Nicole Neubauer an der Handpan begleitet den Vortrag stimmig. Foto: Becky Köhl

Nach einer einfühlsamen Darbietung auf der Handpan von Nicole Neubauer erzählte Sebastian Snela seinen eigenen Weg und sprach über die Gründung der Hospizgemeinschaft. Er habe im Domicilium neben seinem Studium als Putzkraft, vegetarischer Koch und als Pfleger gearbeitet, bevor er vor 16 Jahren von seinem Vater die Geschäftsleitung des Hauses übernahm. Dies habe Bogdan Snela vorbildhaft gemacht und ihm voller Vertrauen die Führung überlassen. „Sein Geist lebt weiter“, sagte er im Hinblick auf seinen 2021 verstorbenen Vater.

Sebastian Snela erzählte berührende Geschichten

Die Hospizarbeit habe sich aus dem Wunsch eines Seminarteilnehmers ergeben, der den Wunsch äußerte, im Domicilium zu sterben. Man baute ihm eine Hütte, wo er seine letzten Wochen verbrachte.

Aufgrund der großzügigen Spende von Gertraud Gruber, der verstorbenen Kosmetikunternehmerin, konnte das Hospiz gebaut und 2004 eingeweiht werden. Zwei berührende Geschichten von sehr jungen Gästen des Hospizes führten den Redner zur Aussage: „Es kommt nicht darauf an, wie lange wir leben, sondern wie wir leben.“

Sebastian Snela
Der Redner mit einem Foto seines verstorbenen Vaters Bogdan Snela. Foto: Becky Köhl

In seinem letzten Vortragsteil informierte der Redner das Publikum über die ganzheitliche Begleitung in der letzten Lebensphase, wie sie in der Hospizgemeinschaft gepflegt wird. Er sprach von Abschiedsritualen und auch fröhlichen Momenten mit den Gästen. Fotos unterstützten seine Aussagen.

Jetzt konnte aufgrund großzügiger Spenden eine Stiftung gegründet werden, so dass die Zukunft auf fester Basis steht. Seine Vision sei, dass dies dauerhaft möglich ist.

Füreinander da und zuversichtlich sein

Und er schloss mit einem Appell: Was zählt, ist, füreinander da zu sein, auf Angst zu verzichten, zuversichtlich zu sein und den Tod und das Sterben ins Leben zu integrieren. Mit der berühmten ZEN-Geschichte des Mönchs, der im Angesicht des Todes sich am Geschmack einer Erdbeere erfreut, schloss er: Mögen Sie viele süße Erdbeeren kosten.

In der Diskussion wollten die Zuhörenden noch viele Einzelheiten zur Hospizarbeit erfahren.

Die 3. Fastenpredigt findet am Kommenden Sonntag, 23. März um 17 Uhr in der Kapelle zur Heiligen Familie St. Josef Holzkirchen statt. Die syrische Literaturwissenschaftlerin Najd Boshi erzählt von Flucht und Neuanfang. Sie wird musikalisch von Florian Burgmayr begleitet, der eigens für diese Veranstaltung ein Lied komponierte.

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