Farbenfrohe Sehnsuchtsorte im Grünen Raum
Zeigt Sehnsuchtsorte und Urlaubsimpressionen – Kurt Gmeineder im Grünen Raum. Foto: IW
Ausstellung am Tegernsee
Seit mehr als 35 Jahren malt der Gmunder Künstler Kurt Gmeineder Urlaubsimpressionen. Teils direkt mit der Staffelei vor Ort, teils später zu Hause anhand von Fotografien. Im Grünen Raum in Bad Wiessee zeigt er jetzt eine Auswahl – von Südfrankreich bis zum Sehnsuchtsort vor der eigenen Haustür, dem Tegernsee, der den Maler seit Jahrzehnten bei jeder Jahreszeit beflügelt.
In Rom hat Kurt Gmeineder gemeinsam mit seiner Frau in acht Tagen 56 Kirchen angeschaut. Hat in Südfrankreich in den lavendelfarbenen Feldern, die von dramatisch orangeroten Himmeln gekrönt sind, geschwelgt. Hat am Canal du Midi, welcher Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet, die Spiegelungen im Wasser studiert. Die Tulpenpracht in Holland und den Wuchs und das Farbspiel der Zypressen in der Toskana. Jetzt hängen diese Bilder im Grünen Raum in Bad Wiessee und lassen die Betrachtenden ihrerseits schwelgen in farbenfrohen, vor Lebenslust strotzenden Landschaften, üppig und imposant.
Die Anfänge des Malens
Als er als junger Schüsselmachergeselle im Tegernseer Tal unterwegs war, hat er Künstlern beim Malen über die Schulter geschaut. Seinen Kunden, die Schlüsseldienste benötigten. Er durfte ihnen bald auch seine eigenen Bilder zeigen und sich Tipps einholen. Unter ihnen war auch der in Tegernsee lebende Expressionist Herbert Beck, der ihn ermutigte, am Malen dranzubleiben und sich weiterzuentwickeln. Mit den Jahren entwickelten sich Künstlerfreundschaften. Herbert Beck lud Kurt Gmeinerder schließlich vor etwa 25 Jahren ein, an der Tegernseer Kunstausstellung teilzunehmen. Er war von den „Ziegenbilden“ des Dürnbacher Autodidakten angetan und von dessen Begeisterung und spielerischer Unbefangenheit, mit der Natur und dem Alltäglichen auf der Leinwand umzugehen.
Eines der ersten Landschaftsbilder von Kurt Gmeineder. Foto: IW
Später folgten unzählige Landschaften, in denen Kurt Gmeineder stilistisch seinem Vorbild Herbert Beck folgte. Bis diese wiederum abgelöst wurden von neuen Stilrichtungen. Denn der Dürnbacher Künstler begeisterte sich in all den Jahrzehnten vor allem dafür, immer wieder Neues auszuprobieren. Thematisch wie stilistisch. In den letzten Jahren ist es vermehrt ein Interesse am Hubble-Teleskop, das ihn abstrakte Bilder hervorbringen lässt, auf denen er mit dunkler, rostiger Patina experimentiert, auf der goldene Sprenkel funkeln. Die Serie heißt „Sternenstaub“.
Reiselust und Malvergnügen
In Kurt Gmeineders Haus hängen und lagern Unmengen Bilder, die in den letzten über 50 Jahren entstanden sind. Die Urlaubsimpressionen sind in dieser Zusammenstellung zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Die Ausstellung zeichnet ein stimmiges Bild großer Reiselust, gepaart mit dem Vergnügen, den Pinsel zu schwingen und die schönen Augenblicke festzuhalten.
Vorn und oben: der Tegernsee. Foto: IW
Der „Grüne Raum“ in Bad Wiessee wird von Kulturmanager Carsten Gerhard in Kooperation mit KulturVision Künstlern zur Verfügung gestellt. Er bietet die Möglichkeit für intime Einzelausstellungen, kompakt auf kleinem Raum. „Sehnsucht“ soll ein Motiv sein, das alle Ausstellungen miteinander verbindet. Das erläutert Becky Köhl, zweite Vorstandsvorsitzende von Kulturvision, bei ihrer Einführungsrede zur Vernissage. Ein Bild jeder Ausstellung solle sich der „Sehnsucht“ widmen, so die Vorgabe. Bei Kurt Gmeineder sind es alle 25 Bilder, die das Kriterium erfüllen. Allesamt Sehnsuchtsorte, mit denen er sich verbunden fühlt. Orte, die ihn an seine Aufenthalte erinnern und andere Menschen dazu einladen, einzutauchen in die teils gewagten Perspektiven, die expressionistischen, mutigen Farben, die dramatischen Sonnenuntergänge, die Weite der Landschaften und die Opulenz der Natur.
Links hinten das Bild „Valle Maggia“ mit Mohnblumen. Foto: IW
Das Bild, das für Kurt Gmeineder unter all den ausgestellten Werken am meisten Sehnsucht verkörpert, heißt „Valle Maggia“. Es zeigt roten Klatschmohn, soweit das Auge reicht. Es ist ein Bild, das ihn an einen der zahlreichen Schicksalsschläge erinnert, aber auch an die Schönheit an diesem magischen Ort. Tagebuchgleich hat der Dürnbacher malend das Auf und Ab des Lebens festgehalten.
Kräftige, lebensbejahende Farben
Betritt man den „Grünen Raum“, wird vor allem eines klar: Der Künstler liebt kräftige, lebensbejahende Farben. Seine Urlaubslandschaften und Sehnsuchtsorte zeigen mit seinen Erinnerungen zugleich die künstlerische Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Bei all den malerischen Orten, die er gemeinsam mit seiner Frau, mit Staffelei und mit der Kamera besucht hat, ist doch ein Ort zentral in seinem Leben: der Tegernsee vor der Haustür. Bei jedem Wetter, in jeder Jahreszeit ist er ihm Inspirationsquelle, spendet er Kraft. Ein Blick von der Hainznhöh oder von Kaltenbrunn über See und Berge öffnet Kurt Gmeineders Herz und Seele. Hier ist der Künstler daheim. Und wenn es ihn wieder hinauszieht, nach Südfrankreich, Madeira oder Rom, kehrt er doch voller Inspirationen immer wieder gern hierher zurück.
Ein Bild wechselt den Besitzer – Künstlerkollege Werner Gruß (rechts) freut sich. Foto: IW
Becky Köhl würdigte in ihrer Einführungsrede Kurt Gmeineders Verdienste um die Organisation der gmundart, der Tegernseer Kunstausstellung und der Ausstellungsreihe „Tre Laghi“. Als Pop-up-Galerie während der Pandemie von ihm ins Leben gerufen, gehören die Ausstellungen in der Raiffeisenbank in Gmund mittlerweile zum festen Bestandteil des künstlerischen Lebens in Gmund. Gemeinsam mit Hans Weidinger, der ihm bei der Hängung zu dieser besonders stimmigen, kleinen und feinen Einzelausstellung zur Seite stand, und dem Organisationsteam der drei Ausstellungsreihen erweist Kurt Gmeineder der Kunstszene im Tegernseer Tal einen wichtigen Dienst — ehrenamtlich und mit viel Begeisterung am gemeinsamen Tun.
Becky Köhl würdigt Kurt Gmeineders Engagement für die Kunst im Tegernseer Tal. Foto: IW