Was die Karotte kann
Bastian Pusch und Arthur Senkrecht mit dem Goldfischlied. Foto: Petra Kurbjuhn
Musik und Komik in Holzkirchen
Was ist mit Sabine? Kann sie die Beziehung zwischen Herrn Pusch und Herrn Senkrecht beschädigen? Und werden die beiden Herren mit ihrem geplanten Umsturz die Gesellschaft wirklich verändern?
Wenn die Gesellschaft mit Lachen zu verändern ist, dann schaffen sie es, Bastian Pusch und Arthur Senkrecht, alias Arnd Schimkat. Ihr gestriges Auftritt im Foolstheater riss das Publikum zu Lachstürmen hin, weniger durch Worte, als vielmehr durch Mimik, Gestik, Bewegungen und Musik. Slapstick, Clownerie in exzellenter Darbietung.
Ein bisschen Dada, ein bisschen Valentin
Ach ja, sie wollen den Umsturz mit Musik und Liebe bewältigen. Geht das? Herr Senkrecht macht schon mal einen Anfang und begrüßt das Publikum per Handschlag, zumindest die ersten beiden Reihen, aber das gelte für alle. Was für ein Glück, dass alle gekommen sind, dieses wache Publikum in Holzkirchen, das sich nach der Veranstaltung verändert haben wird, so prophezeien es die beiden Comedians.
Nachweisen lässt sich das nicht, aber heiter ist das Publikum bereits in der Pause, denn Pusch und Senkrecht liefern eine Vorstellung, die so ganz anders ist, als man gemeinhin unter Musikkabarett versteht. Was es es ist? Nicht einordenbar. Ein bisschen Valentin, ein bisschen Dada und natürlich spielen sie ihr Größenverhältnis voll aus.
„Ich bin Lang Lang“, sagt Pusch und Senkrecht schüttet sich aus vor Lachen. Aber jeder darf so sein, wie er eben ist und der Umsturz wird durch das „Ausschleudern des Samens der Liebe“ vonstatten gehen, schön wärs.
Atom- oder Ökostrom im Foolstheater?. Foto: Petra Kurbjuhn
Unnachahmlich, wenn Senkrecht Travolta ebenso imitiert, wie er die Begriffe „Einkaufswagen“, „Tiefkühltruhe“, „Rasenmäher“ oder „Koala am Bambus“ in Bewegungen ummünzt, wie er darstellt, wie ihn der Blitz getroffen hat und er heute noch die Zunge in Steckdosen stecken und Atomstrom von Ökostrom am Geschmack unterscheiden kann. Und unnachahmlich seine an Schmidtschen Schleicher erinnernden elastischen Beine.
Pusch will diesen, nun ja, eher komischen Elementen Senkrechts echte Kultur entgegensetzen. Dazu hat er sich in feinen schwarzen Zwirn geworfen und zitiert Schopenhauer. Das Leben sei ein Jammertal, dem man nur mit Musik entkommen könne und in eine transzentendalen Zustand gelange. Dem kann allerdings Senkrecht wenig abgewinnen, der die musikalischen Höhenflüge seines Partners massiv mit Teekochen stört und dann nur ein „Tschuldigung“ herausbringt.
Ein kongeniales Duo, die beiden, das Hand in Hand auf der Bühne steht, das wegen Sabine immer wieder in Streit gerät und auch wegen der unterschiedlichen Auslegung von Kultur. Ist Kultur die Hochkultur klassischer Musik oder das unsägliche Goldfischlied?
Beim Umblättern der Noten. Foto: Petra Kurbjuhn
Zum Bravourstück gerät ein simples Umblättern der Noten durch Senkrecht, bei dem er seinen Partner letztlich mit Paketband verschnürt, der seinerseits gezwungen ist mit dem Rücken zum Klavier zu spielen und sich letztlich nur retten kann, indem er den Klavierdeckel zuhaut.
Der Akkuschrauber macht’s möglich: Die Karottenflöte. Foto: Petra Kurbjuhn
Köstlich die Herstellung der Flöte aus einer Karotte, die dann auch wirklich von Senkrecht gespielt wird und köstlich seine Ode an Thorsten, den Schimmelfleck. Nein, man wolle nicht nur Larifari machen, sondern am Ende noch ein Glanzlicht setzen, Hochkultur also, meint Pusch. „Can’t buy me love“ von den Beatles, gleichzeitig gesungen und gepfiffen von Senkrecht. Ein wirkliches Glanzlicht. Nur die Antwort auf eine quälende Frage blieben die beiden Komödianten dem durch Lachen veränderten Publikum schuldig: Was ist nun mit Sabine?