Vom Surrealismus zur zersplitterten Landschaft
Sibylle Guttenberg vor „Traumstadt“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Gmund
Einen Überblick über den künstlerischen Werdegang zeigt Sibylle Guttenberg mit ihrer Ausstellung „Kunterbunte 70“ im Gmunder Jagerhaus. Dabei kommen sehr spannende, weitgehend unbekannte Facetten der Malerin zum Vorschein.
Seine Mutter habe immer gemalt, erzählt Sohn Sebastian, seine ersten Erinnerungen betreffen die surrealistischen Arbeiten, die im Flur des Jagerhauses zu sehen sind. Wie ein Tor in eine andere Welt sei ihm das Bild „Wunder“ erschienen. Es zeigt eine empor gestreckte Hand, aus deren Fingern Blumen wachsen, während in der umgebenden Wüste einsame Rufer herumirren. Auch „Das Gespräch“ habe ihn fasziniert. Da sitzt ein Mund auf einer Parkbank und saugt aus einem Gehörgang. Daneben hält eine Fußhand ein Auge und zwei nackte Brüste haben Engelsflügel.
Sibylle Guttenberg: „Das Gespräch“. Foto: Petra Kurbjuhn
Begeistert hätten ihn auch die Karikaturen, sagt Sebastian Guttenberg, allerdings die Karikierten hätten sich weniger begeistert geäußert. Häufigstes Opfer sei sein Vater gewesen, aber auch der Opa, der das Bild in den Keller verbannt habe. Es ist nur ein Raum, in dem sich Sibylle Guttenberg dem Menschen widmet. Ihr hervorstechendes Kennzeichen, die intensive Farbigkeit dominiert auch hier.
Das Punkpaar mit Irokesenschnitt, das Porträt „Licht und Schatten“, bei dem das Gesicht streng in Blau/Gelb unterteilt ist. „Mein Vater“ in Öl ist schon eine Karikatur, aber liebevoll, er wohl HNO-Arzt, denn alle Details, auch eine Schnecke deuten darauf hin. Bemerkenswert aber in diesem Raum sind zweifelsohne, da auch noch nie gesehen, die Zeichnungen.
Andreas Guttenberg mit „Medizin heute – Zuwendung ist alles“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Medizin heute – Zuwendung ist alles“ nennt sie sarkastisch die Zeichnung, in der Arzt, im Profil dem Ehemann wie man sieht sehr ähnlich, mit einem Bildschirm kommuniziert, der den Kopf des Patienten ersetzt. Der Mediziner Andreas Guttenberg nimmt es mit Humor.
In den vergangenen Jahren wurde Sibylle Guttenberg insbesondere mit ihren farbenfrohen Landschaftsbildern bekannt. Landschaften aus der Region, aber auch aus fernen Ländern. Dabei experimentiert die Malerin mit unterschiedlichen Stilmitteln, einmal sind die Arbeiten realistisch, einmal abstrahiert sie. Zuweilen zersplittert sie die Landschaft, die Häuser.
Wie eine Theaterkulisse in Grün-Violett wirkt das das Bild vom Li Fluß mit den winzigen Figürchen auf den Booten, ganz in Indianerfarben ist die Erinnerung an Colorado gehalten. Das extreme Hochformat spiegelt die Höhe des Matterhorns wieder und die Traumstadt, wohl Manhattan, lebt allein von der gebrochenen Farbigkeit, bei den Formen beschränkt sich Sibylle Guttenberg allein auf die Umrisse.
Eine politische Koponente hat ihr Bild von Griechenland, in dem sie „Risse im Paradies“ künstlerisch umsetzt. Über allem thront der Geist des Pharao bei einer Resie auf dem Nil, wobei die Segel die typische ägyptische Symbolik vermitteln.
In ihren ganz neuen Arbeiten bezieht Sibylle Guttenberg die Struktur des Untergrundes in ihre Komposition mit ein. Die Maserung des Holzes wird zur Form- und Farbgebung des Bildes. Zusätzlich setzt sie Akzente durch geometrische Figuren. „Brennpunkte“ nennt sie ein Bild, in dem die Welt in einem wie mit der Lupe vergrößertem Kreis erscheint.