Wolfgang Hauber

Sich auflösende Formen

Wolfgang Hauber. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Seit Sonntag schmücken die Wände des Foyer des Kultur im Oberbräu neue Aquarelle von Wolfgang Hauber. Sie schmücken in der Tat, denn es ist ein Genuss, in die vielfältigen Eindrücke des Malers, gekonnt umgesetzt, einzutauchen.

Vor knapp drei Jahren berichteten wir über die erste Ausstellung des Holzkirchner Zahnarztes, der sich seit seiner Pensionierung intensiv mit Malerei beschäftigt, Kurse absolvierte und sich von namhaften Künstlern, wie dem verstorbenen Herbert Beck, Tipps in der Aquarelltechnik geben ließ. Schon damals fielen die luftigen sich in den Formen auflösenden Arbeiten auf.

Vom Regen verschluckt

Jetzt ist Wolfgang Hauber einen weiteren Schritt gegangen. Die meisten seiner Werke lassen durchaus noch Formen erkennen, aber zunehmend zerfließen sie oder werden durch darüber liegende Schneeschauer eingehüllt. Am deutlichsten wird dieses Zerfließen in dem Bild „Sturm in der Lagune“. An einem Schlechtwettertag in Venedig nahm Wolfgang Hauber den Eindruck der Gondeln auf. Im Vordergrund sind sie noch ganz deutlich zu sehen, im Hintergrund verschluckt sie der Regen. Mit Goldtupfern deutet der Maler Glanz und Gloria der Vergangenheit Venedigs an, die dunklen Striche symbolisieren den Niedergang.

Wie unterschiedlich derselbe Ort wirken kann, wird an den beiden Bildern von der Insel Prochida deutlich. Nachts schiebt sich das dunkle Meer diagonal ins Bild, im Gegensatz dazu leuchtet die Uferpromenade hell. Tagsüber aber hat Wolfgang Hauber die rötlichen Fassaden der Häuser noch knalliger gesehen und intensiviert die Farbgebung.

Ein Schneeschauer

In zwei verschiedenen Jahreszeiten sind die Bäume im Wald, einer Fichtenmonokultur gemalt. Einmal im Winter und einmal im Gegenlicht, ein ähnliches Motiv, ganz schlicht, nur Stämme, aber zwei ganz verschiedene Eindrücke.

Passend zur Jahreszeit sind mehrere Landschaften und Städte im Winter ausgestellt. Die Silhouette von Salzburg ist, zwar auf das Wesentliche reduziert, aber erkennbar, darüber legt sich ein Schneeschauer von links oben, der dem Bild eine besondere Ausstrahlung gibt. Auch das stille Bild des Stacheldrahtes im winterlichen Kirchseemoor berührt den Betrachter. Sofort entstehen Assoziationen zu Grenzen, zu Abschottung, zu Kälte.

Danach lässt sich der Betrachter gern von den floralen Motiven an der Stirnseite des Raumes erfreuen. Hier hat Wolfgang Hauber mit sehr unterschiedlicher Farbgebung gearbeitet und erzielt damit ganz verschiedene Eindrücke.

Zugeneigt

Die Viererkombination der Miniaturen gefällt mir besonders gut und ich frage Wolfgang Hauber, ob er, wie Herbert Beck es tat, die Miniaturen aus großen Bildern ausschneidet, nachdem er mit einem Passepatout den richtigen Ausschnitt auswählt. Nur „Das Haus am See“ habe er ausgeschnitten, die drei anderen seien so gemalt. „Zugeneigt“ ist ein zauberhaftes Bild, in dem sich zwei Bäume einander zuneigen.

Der Künstler verrät, dass er nur selten vor Ort male, zumeist Fotografien und Eindrücke sammle und diese dann zu Hause zu seinen Bildern verarbeite. Er versteht es, diese Eindrücke, für den Betrachter wieder auf das Papier zu bannen, so dass dieser sich in einer ganz bestimmten Stimmung vor Ort glaubt, ob im Wald, in Venedig, Salzburg, Prochida, Apulien oder im Kirchseemoor.

Als ich einen Tag vor der Eröffnung die Ausstellung auf mich wirken lasse, fragt eine Dame: „Wo kann man diese Bilder kaufen?“

Die Ausstellung mit Aquarellen von Wolfgang Hauber ist im Foyer des Kultur im Oberbräu bis zum 15.1.2016 zu den Öffnungszeiten des Kulturcafés zu sehen.

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