Sieben Wochen ohne Alleingänge

Sieben Wochen ohne Alleingänge

„Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“. Foto: Tom Werner, Getty images

Fastenaktion der evangelischen Kirche

Am heutigen Aschermittwoch beginnen die neuen „7 Wochen Ohne“! Die Fastenaktion der evangelischen Kirche trägt in diesem Jahr das Motto „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“. Wie immer haben die Organisatoren ein Gefühl für das, was die Menschen brauchen.

Genau wie in den vergangenen Jahren passt das Motto punktgenau. Im vorigen Jahr war es „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Und im Jahr 2020, gerade als der Lockdown begann, war es ausgerechnet „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“.

Im Sommer 2020 interviewten wir Susanne Breit-Keßler, die Regionalbischöfin i.R., die über 14 Jahre die Fastenaktion als Kuratorin begleitet hatte. Susanne Breit-Keßler erzählte uns, dass sie 2019 im Kuratorium überlegt hätten, was in der Luft liegt. „Wir haben alle beobachtet: Die Leute sind unzufrieden, obwohl es uns im Allgemeinen supergut geht. Diese Haltung wollten wir hinterfragen. Deshalb haben wir uns für Sieben Wochen gegen Pessimismus entschieden.“ Das Gegenteil von Pessimismus sei nicht Optimismus, sondern Zuversicht.


Titelbild der 34. Ausgabe der KulturBegegnungen zum Thema „Zuversicht mit Susanne Breit-Keßler. Foto: Petra Kurbjuhn

Sie sagte: „Als wir dann am 1. März die Fastenaktion mit einem Gottesdienst eröffneten, habe ich mich versprochen und gesagt: „7 Monate ohne Pessimismus: Da hat etwas aus mir herausgesprochen, es war wohl eine gewisse Intuition für das, was anschließend kam. Ich bin immer wieder auf diesen Freudschen Versprecher angesprochen worden.“

In diesem Jahr also geht es um die Balance zwischen Alleinsein und Gemeinschaft. Auf der Webseite ist zu lesen: „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge. Ohne Alleingänge? Darf ich jetzt sieben Wochen gar nicht mehr allein sein? Nein, jeder Mensch braucht Zeit für sich, aber auch die Gemeinschaft mit anderen. Doch wann wird das Alleinsein zum Alleingang? Und was hindert mich daran auf andere zuzugehen?“


Miteinander. Foto: Getty images, Luis Alvarez

Ralf Meister, Landesbischof in Hannover und Botschafter der Aktion „7 Wochen Ohne“ schreibt: „Ich gehe gern allein spazieren. Andere Menschen stören mich da eher. Ihr Tempo ist oft nicht meins. Wenn sie schweigen könnten, reden sie, und umgekehrt. Aber – und dieses Aber muss kommen – ich lebe in einer Welt der Gemeinschaft und des Miteinanders. In einsamen Nächten fehlt mir der Mensch, den ich liebe. Sind die Tage ohne Begegnung, spreche ich mit mir selbst, sage mir Gedichte auf und beginne, mich zu langweilen.“

Es geht also in diesem Jahr der Fastenaktion darum, das richtige ausgewogene Gleichgewicht zwischen dem notwendigen Alleinsein zu Reflexion und dem Miteinander zu finden. Keine Alleingänge bedeutet nicht, dass ich nicht allein auf Wanderschaft gehen darf oder allein eine Meditation absolviere, sondern es bedeutet, in Absprache mit der Gemeinschaft Entscheidungen zu treffen. Nicht selbstherrlich oder selbstgerecht Dinge zu tun, an denen andere beteiligt sind.

Alleinsein und Miteinander

Ralf Meister sagt: „Alleinsein ist erwünscht, Aufbruch auch: „Komm rüber!“ Denn Segen ist an das Aufbrechen gebunden, nicht an das Verharren. Neue Gedanken wagen, der anderen Meinung ohne Furcht begegnen – das macht reich. Freuen wir uns auf die Herausforderung! Fastenzeit ist kein Verzicht um des Verzichts willen. Sie führt uns zu neuen Erfahrungen, im Alleinsein und im Miteinander.“

Es bedeutet auch, auf den anderen, auch den Fremden zuzugehen, ihm zuzuhören, seine Gedanken, Wünsche und Ängste wahrzunehmen, auch wenn es nicht die eigenen sind. In der Gemeinschaft entstehen dann vielleicht neue Wege.

Alleinsein und Alleingang

Wann wird das Alleinsein zum Alleingang? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Eröffnungsgottesdienst und erzählt davon, was sich ändert, wenn neue Gemeinschaft entsteht. Da weichen Vorurteile. Da eröffnen sich neue Handlungsmöglichkeiten. Und da entsteht die Kraft, um die Welt ein wenig zu verändern. Er findet am 18. Februar 2024 um 9.30 Uhr in Osnabrück oder im ZDF statt. Durch den Gottesdienst führt Pfarrerin Andrea Kruckemeyer. Musikalisch begleitet wird er von Kantor Arne Hatje und dem Bach-Chor von St. Katharinen. Die Predigt hält Ralf Meister.

Gemeinsam fasten

Viele Menschen nutzen die Fastenzeit, um auf Süßigkeiten zu verzichten. Es ist aber auch eine Zeit, die Routine des Alltags auf andere Weise zu durchbrechen. Dazu gibt die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ jedes Jahr neue Anregungen. Und das Fasten muss gar nicht allein geschehen. Deutschlandweit finden sich Menschen in Fastengruppen zusammen und teilen diese Zeit miteinander. Vielerorts zeigt sich, dass gemeinsam Fasten wie sieben Wochen Süßigkeiten für die Seele ist.

Die Wochenthemen des begleitenden Fastenkalenders führen vom „Miteinander gehen“ über das Miteinander mit den Liebsten, mit Fremden, mit der Schöpfung und der weiten Welt zum Miteinander mit den mir Anvertrauten und mit Gott.

In den Fastenpredigten von „anders wachsen“ können Sie das Miteinander in der Fastenzeit durch Impulsreferate und das gemeinsame Gespräch erleben.

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