Silent protest in Kiev

Silent protest in Kiev

Silent protest in Kiev. Foto: privat

Stiller Protest in Kiev

Gestern erreichte uns eine Nachricht von der Galerie Beck & Eggeling in Düsseldorf, die wir hier weiterverbreiten. Am 22. Februar protestierte der ukrainische Künstler Aljoscha gegen Krieg und „ideologischen Wahnsinn“ als silent protest in Kiev.

„Der ukrainisch-russische Künstler Aljoscha, mit dem die Galerie seit vielen Jahren beruflich und freundschaftlich verbunden ist, befand sich noch gestern in Kiev. Am 22. Februar trat Aljoscha im Rahmen einer Intervention nackt vor die Mutter-Heimat-Statue, eine militaristisch überladene Kolossalfigur, die in der Sowjet-Zeit zum Gedenken an den Sieg der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland errichtet wurde, und protestierte damit gegen jede Form ‚ideologischen Wahnsinns‘. Wir solidarisieren uns mit Aljoscha, seiner Intervention und vor allem mit der Bevölkerung der Ukraine und möchten Sie einladen, uns zu folgen.“ So schreibt Sebastian Schemann von der Düsseldorfer Galerie von Michael Beck.

Aljoscha
Peak experience von Aljoscha in der Galerie Beck & Eggeling. Foto: Galerie Beck & Eggeling

Gestern konnten wir den ukrainischen Künstler telefonisch erreichen, es gelang ihm, am 23. Februar aus Kiev abzureisen. „Ich verfolge alles im Internet und Trauer und Mitleid mit den unzähligen Menschen, die geopfert werden, erfassen mich“, sagt er. Sein Bruder mit Familie und seine Großeltern versuchen aus Kiev zu fliehen, „aber sie sind noch nicht weit gekommen“, macht er sich große Sorgen.

Der Künstler plant weitere künstlerische Aktionen. Eigentlich habe er vorgehabt, eine Installation im Kernkraftwerk Tschernobyl zu errichten, das sei aber derzeit nicht realisierbar.

Auf der Webseite der Galerie Beck & Eggeling wird Aljoscha so vorgestellt:

„Aljoscha beschäftigt sich in seinen Zeichnungen, Skulpturen und Installationen mit Themen wie der Biologie und der Lehre des Lebens sowie des Bioismus, der als utopisches Modell von neuartig erdachten Lebensformen bzw. Lebewesen dient, aber auch mit den großen philosophischen und wissenschaftlichen Fragen zum Leben an sich. So sagt er: »Ich betrachte die Kunst als eine der höchsten humanen Tätigkeiten. Sie stellt für mich eine Philosophie dar, vielleicht sogar eine Religion. In diesem Sinne versuche ich eine ästhetische Utopie zu schaffen.“

Aljoscha
Der ukrainisch-russische Künstler Aljoscha. Foto: Galerie Beck & Eggeling

Auf seiner Webseite hat der Künstler jetzt folgenden Aufruf gepostet:

„Bioism condemns any violence against humans, animals and plants. The suffering and war must be stopped! There are no justified conflicts, all of them are criminal, causing violence and pain to all kinds of biological beings. Any kind of human ideology is violent per se: as for instance bloodthirsty motherland requires endless human sacrifices. Pacifism shall be extended to the peace and eudaimonia movement for all beings of this planet.


Aljoscha im stummen Protest in Kiev. Foto: privat

As a European artist of ukrainian-russian origin, I stood naked and unprotected as animals and plants are in the silent protest against any kind of ideological madness. Stop insanity, seek kindness!“

Deutsche Übersetzung:

Bioismus verurteilt Gewalt gegen Menschen, Tiere und Pflanzen. Leid und Krieg müssen beendet werden. Es gibt keine berechtigten Konflikte, alle sind kriminell und verursachen Gewalt und Schmerz bei allen biologischen Wesen. Jegliche menschliche Ideologie ist per se gewalttätig. Zum Beispiel verlangt das blutrünstige Mutterland unendliche menschliche Opfer. Pazifismus wird ausgedehnt zu einer Bewegung hin zum Frieden und zur Glückseligkeit für alle Wesen dieses Planeten. Stoppt den Wahnsinn, sucht Güte!

Als europäischer Künstler mit ukrainisch-russischen Wurzeln stand ich nackt und ungeschützt wie die Tiere oder die Pflanzen im stillen Protest gegen jeglichen ideologischen Wahnsinn.

Am Ende unseres Gesprächs sagt er: „Wenn man schweigt, passiert nichts, man muss reden und etwas tun.“

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