So wünscht man sich eine Komödie
Julia Obermüller, Urmel Sauerle, Michael Werner, Renate Grötsch (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Holzkirchen
Das Komödchen, 2003 von Hilde Ammer und Thomas Stumpp gegründet, überrascht alljährlich im Frühjahr mit einer witzigen Inszenierung, kein Schenkelklopfer, aber pointenreiches Theater, das einen unterhaltsamen Abend verspricht. So auch dieses Jahr. Mit der „Spanischen Fliege“ von Franz Arnold und Ernst Bach hat Regisseuerin Lydia Starkulla ein temporeiches, akzentuiertes Stück auf die Bühne des Foolstheaters gebracht, das vom Spiel der Darsteller ebenso lebt wie von dem heiteren Verwirrspiel um die Tänzerin Rosita, die vor 28 Jahren in der Stadt Tarantella tanzte.
Walter Vogel ist ein eigentlich nur um seine Mostrichfabrik besorgter Ludwig Klinke, der aber dann doch recht hektisch wird, als seine Affäre mit Rosita ruchbar wird. Er gibt dem etwas schlicht gestrickten Fabrikanten mit seinem Berliner Dialekt den passenden Ausdruck. Seine Frau Emma wird von Renate Grötsch mit reichlich „Huchs“ sittenstreng gespielt, schließlich steht sie dem Mutterschutzverein vor und ist für die Moral in der Stadt zuständig.
Tränen und Seelenschmerz
Tochter Paula hat sich nun unglücklicherweise in den lebensfrohen Anwalt Fritz Gerlach verliebt. Julia Obermüller spielt die etwas unbedarft Naive mit vielen Tränen und Seelenschmerz. Jochen Geipel indes gibt den Anwalt mit dem skandalösen Vorleben nassforsch und draufgängerisch, sicher in seiner Position,weiß er doch vom Vorleben des potenziellen Schwiegervaters.
Urmel Saurle ist zweifelsohne und zurecht der Publikumsliebling des Abends. Es gibt kaum einen Nichtsachsen, der des Sächsischen wirklich mächtig ist, Urmel Saurle ist es. Aber nicht nur das. Seine linkische, unbeholfene Art als begeisterter Assyrologe Heinrich Meisel nimmt nicht nur Wally für ihn ein. Regina Deflorin-D’Souza spielt Paulas Cousine zunächst vernünftig und pragmatisch, erliegt dann aber komplett Heinrichs Charme. Die Kussszenen nehmen in unterschiedlichen Stellungen kein Ende.
Wie aus der Feuerzangenbowle
Überhaupt ist die Choreographie der Szenen bemerkenswert gut gemacht. Jeder Figur hat ihre ureigene Bewegung. Wenn Heinrich im Seitenschritt zum Sessel taumelt ist das ebenso komisch, wie wenn Emma in ihrer Empörung über die Unsittlichkeit ihren Kopf in den Nacken wirft, oder wenn Alois Wimmer (Christian Portenlänger) als Detektiv um die Ecken schleicht.
Ziemlich tollpatschig und sehr viel Verwirrung stiftend ist Anton Tiedemeier (Christian Hort) unterwegs. Und geradewegs wie aus der „Feuerzangenbowle“ entsprungen tritt Michael Werner als Vater Gottlieb Meisel aus Chemnitz auf, auch er mit gekonntem sächsischen Akzent. Seine Frau Mathilde (Traudl Wochinger-Schuhbeck) indes bleibt beim Hochdeutschen und muss sich gar kräftig entrüsten, für wen sie gehalten wird.
Karl Jakob als Emmas Bruder und Wallys Vater, der Abgeordnete im Frack, stets gelassen und um Contenance bemüht, komplettiert die chaotische Familie, die von der knicksenden Marie (Beate Kraft) bedient wird. Ein köstlicher Theaterabend, schwungvoll inszeniert, immer wieder von Szenenapplaus unterbrochen. So wünscht man sich eine Komödie.