Wenn der Chor die Big Band trifft
Hugo Siegmeth dirgiert die Lehrer Big Band. Foto: Monika Ziegler
Konzert in Holzkirchen
„Sommer in der Stadt“ der Spider Murphy Gang steuerte den Titel bei, ausgelassene Stimmung und zugleich Musik in Perfektion lieferten cantica nova unter Leitung von Katrin Wende-Ehmer und die Lehrer Big Band unter Leitung von Hugo Siegmeth. So hatte man den Holzkirchner Chor noch nie erlebt.
17 Jahre leite sie jetzt den Chor cantica nova, begrüßte Katrin Wende-Ehmer die Gäste im Festsaal des Kultur im Oberbräu, heute aber habe man erstmals eine Big Band zum Konzert eingeladen. Das ist in der Tat in Novum, denn cantica nova ist bekannt für ausgezeichnete Darbietung sakraler Musik und a capella Gesang. Dass der Abend anders als gewohnt werden würde, war schon bei der Anmoderation der Chorleiterin klar, die launig verkündete, dass die Chordamen sich nicht einig seien ob Pianist Maruan Sakas besser spiele oder besser aussehe.
Katrin Wende-Ehmer, im Hintergrund Pianist Maruan Sakas. Foto: Name
Die heitere Stimmung setzte Hugo Siegmeth mit seiner Band fort. Mit der Lehrer Big Band kam ein Orchester nach Holzkirchen, das Lehrer aus allen Regierungsbezirken Bayerns vereinigt und beweist, dass Lehrer mit Leidenschaft bei ihrem Fach sind. Unter der schwungvollen Leitung von Hugo Siegmeth spielte die Band sowohl die klassische Big Band Literatur als auch Kompositionen und Arrangements von Bandmitgliedern.
Brillante Barbara Frühwald
Von Bassposaunist Michael Buttmann stammt „What about Liv“, ein ruhiges Stück, in dem Hugo Siegmeth als Tenorsaxofonist glänzt. Die Solistin der Band Barbara Frühwald begeisterte das Publikum mit ihrer kräftigen Stimme in allen Tonlagen, die kein Problem hatte, sich neben der Big Band zu behaupten. Brillant modulationsfähig, ob in „Ganz Paris träumt von der Liebe“ oder „Central Park.“
cantica nova mit der Westside Story. Foto: Monika Ziegler
Die lila Röckchen einiger Chordamen ließen schon ahnen, dass cantica nova seinen Beitrag zum Konzert nicht statisch erbringen werde. Und richtig, gleich beim Medley aus der „Westside Story“ zeigten die Choristen männlichen und weiblichen Geschlechts neben ihrer gewohnten sängerischen Perfektion auch tänzerisches Talent.
So richtig ging die Post später bei „Aquarius/Let the sunshine in“ aus „Hair“ ab. Als Blumen umkränzte Hippies bewiesen die Sängerinnen und Sänger, dass ihnen Popmusik liegt und sie diese mit ganzer Leidenschaft singen und tanzen können.
Synchroner Knall
Vor dem letzten Stück vor der Pause hielten alle Choristen ihre Hände auf dem Rücken versteckt und plötzlich hatte jeder eine Papiertüte in der Hand. Die „Kantate für gemischten Chor und obligate Papiertüte“ ist eine gestische Glanzleistung, denn synchron bewegen, flattern, pusten die Sängerinnen und Sänger und jawohl, letztlich knallen sie synchron, woraufhin das Licht ausgeht.
Kantate für gemischten Chor und obligate Papiertüte. Foto: Monika Ziegler
Vor „Bad, Bad Leroy Brown“, dem Kulthit von Jim Croce, klärt eine Sängerin in einem humorig vorgetragenem Text auf, dass man sich vor diesem Typ in acht zu nehmen habe, denn er sei der böseste Mann.
Der Höhepunkt des Abends ist der gemeinsame Auftritt von cantica nova und der Lehrer Big Band. Auch wenn man meinte, dass nach „Hair“ keine Steigerung mehr möglich sei, waren die drei gemeinsamen Stücke, sämtlich arrangiert von Bandmitglied Georg Köstner ein Hochgenuss. Das erste „Steps“ stammt auch aus der Feder Köstners, beim zweiten hat er ein Volkslied bearbeitet und das dritte, „Utviklingssang“ ist eine Komposition von Carla Bley.
Fantastisches Improvisationsduell
Es hat eine bewegende Melodie, der Zuhörer wird mitgenommen auf eine Reise großer Emotionen, die Chor und Band in einem harmonischen Gleichklang auf das Publikum übertragen. Nach dem grandiosen Ende nimmt der Beifall kein Ende und so gibt es zwei Zugaben. Mit „Jumping at the woodside“ von Count Basie liefern sich Saxofonist Hugo Siegmeth und Pianist Maruan Sakas ein fantastisches Improviationsduell. Dieses Novum von cantica nova verlangt nach einer Fortsetzung.