1. Sommertag an der Skulptur-Lichtung
Die Veranstalter. Foto: Selina Benda
1. Sommertag Skulptur-Lichtung
Die Skulptur-Lichtung an der Mangfall in Valley lädt ihre Besucher ein, still zu stehen und zu betrachten. Zehn Jahre lang entstanden an diesem Ort Skulpturen und Werke von internationalen Bildhauern. Zum ersten Mal findet in diesem Jahr kein Bildhauer-Symposium statt. Doch der Verein KUNSTDÜNGER e.V. lässt es sich trotzdem nicht nehmen, die „Kunst zu kommunizieren und zu feiern“ und lud zum 1. Sommertag an der Skulptur-Lichtung ein.
„Wir hätten ein Fest wirklich vermisst“, erklärt Christiane Ahlhelm ergänzend. Denn nicht nur die Vereinssatzung gibt vor, die Kunst zu kommunizieren und zu feiern, auch das ganze Team von KUNSTDÜNGER freut sich, wenn an der Skulptur-Lichtung etwas los ist. „Die Kunst soll für die Menschen nahbar und erlebbar sein, nur so hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck“, sagt die erste Vorsitzende des Vereins. Mit ihrer Begeisterung hat sie schlussendlich auch ihren Mann TOBEL angesteckt, der zunächst dem Bildhauer-Symposium nachtrauerte.
Der Sommertag als Alternative
Wie so oft in der Kultur, hat in diesem Jahr die geringe finanzielle Förderung durch öffentliche Gelder dem beliebten Symposium einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wir haben die ganze Zeit versucht, noch mehr Sponsoren zu gewinnen, doch das Gegenteil ist passiert“, erklärt der Bildhauer und Initiator des kreierenden Treffens der internationalen Bildhauer und Künstler in Hohendilching.
Christiane Ahlhelm mit TOBEL (r.) und Gerhard Wagner. Foto: SB
Schon in der Vergangenheit hätten die Kosten für die bereitgestellten Steine, Flüge, Unterkünfte und die Verpflegung der Künstler die Förderungen überstiegen, vieles wurde über ehrenamtliche Helfer abgedeckt. „Doch das klappt heuer für uns nicht mehr“, sagt er betrübt. Zwar haben der Bezirk Oberbayern und der Landkreis Miesbach Zuschüsse gegeben, doch für ein mehrtägiges Symposium mit vielen Künstlern hat es nicht gereicht.
Sommertag mit Open-Air-Galerie
Doch Trübsal blasen gehört nicht zur Art der vor Energie sprühenden Truppe rund um TOBEL und Christiane Ahlhelm und so entstand am vergangenen Samstag ein wundervoller 1. Sommertag an der Skulptur-Lichtung, zu dem zahlreiche Gäste kamen, um die für einen Tag ausgestellten Werke von neun Künstlern und die knapp 50 bestehenden Steinriesen an und sogar in der Mangfall zu bestaunen.
Kunstinstallation von Lotte Koch. Foto: SB
So wie Emmanuel und Stefanie Heringer aus Schechen, deren großes Werk ein geflochtener Korb bereits seit dem Symposium 2021 in Valley hängt und welche in der Open-Air-Galerie kleine Arbeiten aus Metall zeigten. Gleich nebenan ein Gesamtkunstwerk von Lotte Koch, die einige ihrer quadratischen Acrylbilder an dem Gerippe eines Sonnenschirms hängend ausstellte.
Neues an der Skulptur-Lichtung
„Ich sehe mich selbst als Expressionist und meine Werke sind autobiografisch geprägt“, erklärt Saeid Ahmadi seine Kunst. Der aus dem Iran stammende Bildhauer floh gemeinsam mit seiner Frau, der Tänzerin Yevgenia Slastina, und deren gemeinsamen Tochter Gloria vor dem Krieg in ihrer Heimat der Ukraine. Seitdem lebt die Familie in Holzkirchen und Saeid Ahmadi konnte bei TOBEL an der Mangfall einen Bauwagen mit seiner kleinen Werkstatt beziehen und dort weiterarbeiten.
Werke von Saeid Ahmadi. Foto: SB
Er zeigte beim 1. Sommertag ein Abriss seiner Werke, die nicht nur groß und aus Stein sind, sondern auch ganz zart und fein aus Plastilin oder mit dem Bleistift entstehen. Sowohl eine fein ausgearbeitete Holzskulptur mit zarten Details, als auch eine ganze Reihe der aus dem weichen Material gearbeiteten Figuren begeisterten neben Zeichnungen und Grafiken die Besucher.
Modelle von Werken auf der Skulptur-Lichtung. Foto: SB
Neben Werken von gestandenen Künstlern wie TOBEL, Jürgen Batscheider und Maarit Kreuzinger zeigte auch ein Neuling an der Skulptur-Lichtung seine überaus interessante Installation. Johannes Kroeker machte seine Ausbildung zum Holzbildhauer in Oberammergau und ist nun als freischaffender Künstler in Regensburg ansässig.
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Der 22-Jährige lernte in der Ausbildung Emil Ahlhelm kennen und so auch dessen Vater TOBEL, der den jungen Künstler vor einigen Wochen einlud, an der Skulptur-Lichtung zu arbeiten und bei den Vorbereitungen für das Sommerfest mitzuhelfen. „Wir müssen den Nachwuchs fördern, denn gerade in der Bildhauerei gibt es wenig davon und sie sollten die Möglichkeit haben, sich auszutoben und ihrer Arbeit nachzugehen, ohne es unnötig schwer zu haben“, erklärt TOBEL.
Verbindung von Sound und Kunst
Johannes Kroeker ist auch leidenschaftlicher DJ und so verwundert es nicht, dass er in seiner Arbeit immer wieder Musik mit einbaut. Schon in seinem Gesellenstück habe er die Bildhauerei mit Klängen verbunden, in Valley zeigt er nun sein zweites Projekt dieser Art. Aus verschiedensten Aufnahmen von Wasser hat er ein sechsstündiges Klangmodell erschaffen, welches als Impulsgeber für andere gestalterische Formen diente.
Der Bildhauer Johannes Kreoeker. Foto: SB
Geräusche wie knirschendes Eis und Schnee in Alaska, die tosenden Wellen des Atlantiks in Portugal oder menschlich erzeugte Geräusche wie gurgeln oder duschen – sie alle vereinen sich zu einem außergewöhnlichen Sound, dem die Besucher der Skulptur-Lichtung mittels Kopfhörer lauschen konnten. Doch dem nicht genug – der Bildhauer schicke das Klangmodell an befreundete Künstler, welche „gleich beim ersten Mal anhören direkt in den gestalterischen Austausch gehen sollten“, wie er erklärt.
Vier verschiedene Ausdrucksformen
Entstanden sind dadurch vier verschiedene künstlerische Ausdrucksformen, die nur durch die Gefühle und Gedanken des Klangmodells miteinander verbunden sind. So waren analoge Fotografien von Johanna Ahlborn, Kombinationen von Texten und Grafiken von Lisa Herz sowie ein Bildhauerstück aus Holz von Tom Ludwig im Wald an der Mangfall ausgestellt. Auf einem Fernseher lief zudem die Dokumentation des sechsstündigen Tanzes von Franziska Harant.
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„Das Interessante daran ist, wie die verschiedenen Individuen auf denselben Reiz reagieren und was dieser in ihnen auslöst“, erzählt Johannes Kroeker. Ein Gesamtkonzept, welches die Besucher des 1. Sommertages staunen ließ und dem jungen Künstler sichtlich Freude bereitete. „Vor allem in der Bildhauerei geht es sehr schnell, dass man sich alleine durcharbeitet – das gemeinsam zu erschaffen, hat total Spaß gemacht.“
Erfolgreicher Sommertag an der Skulptur-Lichtung
So kamen an der Skulptur-Lichtung in Hohendilching doch wieder ganz einzigartige Künstler und Kulturschaffende zusammen, um die verschiedenen Spektren ihrer Kunst zu feiern. Christiane Ahlhelm führte die Besucher mit musikalischer Begleitung von Gerhard Wagner durch die Lichtung, der Stelzenkünstler Emeran Heringer verzauberte die Gäste, die Band „Roverandom Rock“ sorgte für groovige Stimmung.
Stelzenkünstler Emeran Heringer. Foto: SB
Bei bestem Sommerwetter feierten alle zusammen ein schönes Fest an der Mangfall. Ob es im kommenden Jahr wieder ein Bildhauer-Symposium geben wird, „liegt an der Priorität der Kunst in der Politik“, wie es TOBEL beschreibt. Bleibt zu hoffen, dass diese zukünftig wieder einen höheren Stellenwert erhält.