Sonnengesangensemble: Barbara Pischetsrieder, Andrea Wehrmann, Ursula Bommer, Bettina Schoeller, Timm Tzschaschel (v.l. n. r.). Foto: Ursula Bommer

Konzert in Schliersee

„Trotz des so großartigen technischen Fortschritts seit dem 13. Jahrhundert hat der Text des Franziskus nichts an Aktualität verloren“, stellt Pfarrer Sergel nachdenklich fest. „Immer noch ist der Mensch nicht Herr der Welt.“

Er übernimmt im Konzert am 30.06.24 um 18 Uhr in der St. Sixtuskirche in Schliersee den deutschen Sprechpart, während die Sängerinnnen diesen schwelgerischen, freudigen Hymnus auf alt-italienisch zum Klingen bringen. Genau diese überreligiösen Gedanken inspirierten den Schlierseer Timm Tzschaschel zur Komposition des „Sonnengesangs“.

Timm Tzschaschel. Foto: privat

2014 feierte sein Zyklus im Rahmen des Kulturherbstes eine Uraufführung in der Chor- und Orchesterfassung mit Solisten. Für dieses Jahr nun hat Timm Tzschaschel auf Drängen des Förderkreises Kirchenmusik eine Orgelfassung konzipiert, die für drei Solostimmen, Trompete, Orgel und Sprecher ausgelegt ist.

Mathis-Orgel mit wunderbaren Klangfarben

„Die Mathis-Orgel in der Sixtuskirche in Schliersee erfreut sich großer Beliebtheit in Organistenkreisen. Die Warteliste für Konzerte ist lang.“ Ursula Bommer ist die Vorsitzende des Vereins „Förderkreis Kirchenmusik in Schliersee St. Sixtus e.V“ und kümmert sich mit ihren Vorstandskollegen Brigitte Huber-Reinthaler und Albert Zellinger um turnusmäßige Wartungen, Zungenstimmungen und Koordinierung. Der gute Zustand dieser Orgel macht in Künstlerkreisen die Runde. Die wunderbaren Klangfarben der vielen Register ersetzen das Orchester auf neue Art und Weise.

Andrea Wehrmann. Foto: Andreas Leder

„Nur eine Walze fehlt noch“, stellt Andrea Wehrmann nach der Probe fest. Für den pompösen Finalsatz, mit Glockengeläut und Tutti-Registern (in Musikerkreisen folgendermaßen ausgedrückt:„all you can play“) vermisst sie dieses praktische Tool, das sie mit dem Fuß immer weiter drehen und somit immer mehr Register zuschalten kann.

„Auf die Trompete wollte ich nicht verzichten“, bemerkt Timm Tzschaschel überzeugt. Sie übernimmt einzigartige Signalrufe in jedem Vers des Lobgesangs. Thomas Innerebner übernimmt den Solopart, lässt aufhorchen und transferiert die Dringlichkeit des Textes meisterhaft in die Gegenwart.

Sonnengesang in der Reihe Oberland Orgelfestival

„Die drei Frauenstimmen müssen harmonieren, sowohl stimmlich, als auch persönlich,“ argumentiert Timm Tzschaschel glücklich. „Barbara Pischetsrieder, Bettina Schoeller und Ursula Bommer haben mich mit ihrem Gesang 2014 tief berührt, so dass eine Wiederholung unabdingbar geworden ist.“

Und diese Gelegenheit sollten die Zuhörer nicht verpassen. Schließlich wurde das Konzert in die Reihe „Oberland Orgelfestival 2024“ aufgenommen. Johannes Skudlik und das Kulturamt der Stadt Miesbach haben diese Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, um den Künstlern und den Orgeln eine Plattform zu bieten.

Pfarrer Erwin Sergel. Foto: MZ

„Jeder Satz beginnt mit ‚Gelobt sei Gott‘, soll nach Franziskus bedeuten, dass die Schöpfung weit über menschliche Möglichkeiten und Grenzen hinaus reicht. Ich bin ein Teil vom viel größeren Ganzen und spüre Verantwortung für mich, andere und die ganze Schöpfung.“

Andrea Wehrmann stimmt uns mit „Annum per annum“, einem Orgelstück von Arvo Pärt, ein. „Und das mit der Walze schreibt sich der Förderkreis ganz oben auf die Agenda“, meint Ursula Bommer freudestrahlend und augenzwinkernd. Die Liebe zur Musik steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Zum Weiterlesen: Erstes Internationale Oberland Orgelfestival 2024