Speckmann und Pusch: Notenlos in Weyarn
Bastian Pusch und Andreas Speckmann im WeyHALLA. Foto: Ines Wagner
Konzert Weyarner Kleinkunsttage
Zwei Typen, zwei Klaviere, zwanzig flinke Finger und ein Überraschungsprogramm: „Notenlos durch die Nacht“. Die 10. Weyarner Kleinkunsttage im WeyHALLA sind in vollem Gang.
Gestern gab es ein Doppel mit Speckmann und Pusch: Nachmittags für neugierige Kinder, die hinter die Bühne schauen und den Künstlern Löcher in den Bauch fragen konnten. Abends durften sie auch dabei bleiben, gleich in den ersten Reihen. Als Andreas Speckmann und Bastian Pusch sich die Finger wund spielten und das Publikum die Seele aus dem Leib sang. Da gings so richtig zu im WeyHALLA.
Bastian Pusch: per Buzzer zum Liedwechsel. Foto: Ines Wagner
Speckmann und Pusch, bekannt für Klavier, Gesang, Komposition und Unfug staunten nicht schlecht, dass das Publikum vom ersten Lied an derart mitging. Und auch noch so stimmgewaltig.
„Könnt Ihr das, was Ihr spielt?“
„Habt Ihr Lampenfieber?“ hatten die Kinder am Nachmittag die beiden Improvisationskünstler gefragt. Und „Könnt Ihr das, was Ihr spielt?“ Zweimal nein. Lampenfieber kennen sie nicht. Und das was sie spielen? Das ist immer wieder eine Überraschung für sie selbst, denn das Publikum bestimmt, was es hören möchte. Es ist ein Wunschkonzert der besonderen Art. Die zwei schrägen Typen an den E-Pianos improvisieren kunterbunt durch alle Genres auf Zuruf. Was dabei heraus kommt ist dann erst recht schräg.
Nicht nur die Musik war schön schräg: Bastian Pusch. Foto: Ines Wagner
„Schön, dass Ihr Euch darauf einlasst“, begrüßte Anschi Hacklinger dann auch die Gäste zum Konzertbeginn. Worauf, das wusste wohl so niemand richtig. Aber dass es richtig war, ins WeyHALLA zu kommen, war bereits mit dem ersten Lied klar. Beim zweiten klatschten und beim dritten sangen bereits alle lautstark mit. „Notenlos durch die Nacht“ so der Programmtitel – gewagt, gewitzt, und nicht alles musste sitzen, nichts war wirklich ernst. Hauptsache virtuos, augenzwinkernd, schräg, rasant. Es funktionierte auf Anhieb.
„wandering is the millers joy“
Volksmusikvorschlag „aus dem Outdoorbereich“ vom Publikum: „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Speckmann und Pusch machten daraus eine musikalische Odyssee. Von der Bruck´schen Frühromantik-Version an der Orgel über Puccinis Opernarienduell mit Cembalo zum Louis Armstrong-Jazz. Weiter mit Literaturpreisträger Bob Dylans Genuschel samt Mundharmonika hin zur Herbert-Grönemeyer Variante und dem Balkan-Beat. Das Publikum brüllte.
Speckmann und Pusch spielen. Alles!
Als nächstes folgte der spontane Publikums-Medley, den Andreas Speckmann auf Zuruf in die Schreibmaschine tippte. Mit Pauspapier. Gewandt an das jüngste Publikum in den ersten Reihen: „So sah das iPad früher aus.“
Auf ABBA folgte Udo Lindenberg, auf Klassik und Kinderlieder Heavy Metall. Auf Bairisch Austro-Pop. Auf Argentinien folgte Kuweit. Nichts, wozu den Improvisationsgenies nichts eingefallen wäre. Auch die bairische Version von „Vo Mello bis ge Schoppornou“ sorgte für Lachsalven. Da half das Publikum äußerst kreativ mit beim Songtext-Zusammenbau.
Die Kleinkunstbühne im WeyHALLA. Foto: Ines Wagner
Und weil einmal alle so schön in Fahrt waren, gabs auch keinen Gedanken ans Heimgehen. Selbst die Kleinen in den ersten Reihen waren hellwach bei so viel Klamauk. Mit „We are the champions“ via “Skandal im Sperrbezirk“ zu “Bergwerk” kamen Speckmann und Pusch wieder beim Anfang an und „notenlos durch die Nacht“ ging der Abend unter großem Applaus dann doch noch zu Ende. Aber noch nicht die Weyarner Kleinkunsttage! Da geht’s noch weiter bis zum Sonntag Abend mit Stefan Noelle und Band, Schlager & Moritaten der 20-40er und Martin Schmitt. Und es lohnt sich.