Spurwechsel beim Spurwechsel
So könnte ein Spurwechsel-Spaziergang aussehen. Foto: MZ
Spurwechselinitiative
Das zehnjährige Bestehen der Spurwechselinitiative von KulturVision e.V. am 1. Februar nehmen wir zum Anlass, einen eigenen Spurwechsel vorzunehmen. Dazu wollen wir den inzwischen in Misskredit geratenen Begriff des Spazierganges zurückerobern und laden zum Spurwechsel-Spaziergang ein.
Am 1. Februar 2012 fiel der Startschuß für die Spurwechselinitiative. Die Gründung von Futurzwei des Soziologen Harald Welzer inspirierte dazu. Seine Frage „Wie will ich gelebt haben?“ führt zu dem Schluss: Wenn ich das weiß, sollte ich heute mein Leben in die Hand nehmen. Wir begannen damit, Erfolgsgeschichten von Menschen zu erzählen, die ihr Leben geändert haben oder die nicht der vorgefertigten Spur folgten. Da war der Banker, der Priester wurde, der Bundesgrenzschutzbeamte, der Bildhauer wurde, der junge Türke, der gegen den Willen der Familie Jura studierte und viele weitere, zumeist aus dem Landkreis Miesbach stammende Menschen, deren Geschichten wir auf unserer Seite erzählten.
Yakub Kartal hat Jura studiert. Foto: privat
Dann aber kamen Menschen, die sagten, wir brauchen für den Spurwechsel Unterstützung. So gingen wir den nächsten Schritt und boten Tages- und Mehrtagesseminare mit unterschiedlichen Techniken an. Ein bewährtes Mittel zur Selbstreflexion ist das Schreiben. Deshalb wurde die bei KulturVision schon länger angebotene Schreibwerkstatt für einige Jahre die Spurwechsel-Schreibwerkstatt.
Heini Staudinger bei der 1. Spurwechselkonferenz. Foto: Petra Kurbjuhn
Bei der aller zwei Jahre stattfindenden Spurwechselkonferenz erzählten Spurwechsler über ihre Erfolge, aber auch Hemmnisse und Scheitern. Prominente Redner wie der österreichische Schuhfabrikant und Rebell Heini Staudinger, die Journalistin und Merkel-Biografin Margaret Heckel, der Bildhauer Andreas Kuhnlein oder Biobauer und Autor Markus Bogner gaben wichtige Impulse. Die für den 5.2. geplante Konferenz mussten wir leider noch einmal verschieben.
Der jährliche Spurwechselweg vereinigt Impuls und Begegnung. An verschiedenen Stationen der Wanderung gaben jeweils der katholische Theologe Christof langer und der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck kurze Impulse zu passenden Themen, die von den Teilnehmenden dann zu zweit beim Weitergehen diskutiert werden.
Das Bayerische Fernsehen drehte darüber einen Beitrag für die Sendereihe „Stationen“.
Aus dem Draxlhamer Salon, bei dem Vorträge und Diskussion zu gesellschaftlichen Themen behandelt wurden, entstand dann der Spurwechsel auf gesellschaftlicher Ebene: das „anders wachsen“– Projekt.
Ein wesentlicher Bestandteil der Spurwechselinitiative war und ist der Stammtisch. Hier tauschen sich die Teilnehmenden zu drei Fragen aus: „Wo stehe ich?“, „Was brauche ich?“ und „Was biete ich?“ Coronabedingt musste der in Präsenz stattfindende Stammtisch auf Zoom umgestellt werden, nur eine Notlösung, der Austausch fehlte. Jetzt versuchen auch wir einen Spurwechsel und wollen den Stammtisch vom Sitzen zum Gehen umfunktionieren.
BR dreht den Stammtisch auf dem Boarhof von Markus Bogner. Foto: Marinus Bogner
Neues entsteht beim Miteinander Reden aber auch bei Bewegung. Die Idee ist eine etwa zweistündige Wanderung am späten Nachmittag, bei der die drei Fragestellungen am Anfang, in der Mitte und am Ende in der Gruppe besprochen werden, danach sich aber die Teilnehmenden zu zweit zusammenfinden und sich im Gehen austauschen. Wir wollen damit etwa im März starten. Neuzugänge sind erwünscht.