Spurwechsel und Achtsamkeit

Spurwechsel und Achtsamkeit

Zum Auftanken: Die Energiesteine am Platz des Skorpions. Foto: Ines Wagner

Seminar im Waldviertel

Zum dritten mehrtägigen Spurwechselseminar hatte der Verein KulturVision ins österreichische Waldviertel eingeladen. Die Teilnehmer erlebten inspirierende und zukunftsweisende Tage in einer harmonischen Gemeinschaft mit Ernst und Spaß gleichermaßen.

Vor zwei Jahren lag der Fokus des Seminars auf Schreibübungen und Coaching, im vergangenen Jahr ergänzte die Methode des Enneagramms zur Persönlichkeitsdefinition die Introspektion durch Schreiben und Austausch. In diesem Jahr hatte ich mir Achtsamkeitsübungen als Bereicherung des Seminars gewünscht und in Daniel Bußjäger den idealen Partner zur Seminarleitung gefunden.

Spurwechsel und Achtsamkeit
Die Seminarleiter beim Picknick. Foto: Ines Wagner

Der 41jährige Gmunder ist Lehrer für MBSR, also „Mindfulness-Based Stress Reduction“, was als „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ übersetzt wird. Das achtwöchige Kursprogramm wurde von Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik von Massachusetts (USA) entwickelt und eignet sich auch für Menschen, die an einer Verbesserung ihrer Lebensqualität arbeiten wollen, ist also ideal für Spurwechsler.

Der Wechsel zwischen theoretischem Input, Schreiben, Reden und den mentalen Übungen erwies sich als geglückt. Der erste Tag gehörte dem Status Quo, der Frage „Wer bin ich?“ und der Entwicklung des Ich, sowie dem Selbst- und Fremdbild der eigenen Persönlichkeit. Trotz des ernsten Themas gab es großen Spaß beim Verlesen der eigenen Nachrufe. Aufgrund des regnerischen Wetters konnte der schöne Seminarraum eingeweiht werden, der bislang nicht zum Einsatz kam.

Spurwechsel und Achtsamkeit
Im Seminarraum. Foto: Ines Wagner

Zwar hätten wir gern das große Grundstück des Hofes genutzt, aber die Arbeit im Raum förderte die Gemeinschaft der Teilnehmer. Trotz Nieselregens machten wir eine kleine Wanderung in Zweiergruppen und tauschten uns zum Thema aus, welche Erwartungen wir an das Leben gehabt hatten. Im allgemeinen Austausch aber drehten wir den Satz um zu: „Welche Erwartungen hat das Leben an uns?“

Die Melodie des Lebens

Welche Aufgabe gilt es zu erfüllen? Der Miesbacher Bürgermeister und Poet Rudolf Pikola hat dazu einen wunderbaren Satz formuliert: „Jeder Mensch ist auf eine bestimmte Melodie gestimmt. Die Kunst des Lebens besteht darin, mit dieser Melodie in Harmonie zu kommen.“ Das ist dann ein gelingendes Leben und danach streben wir alle.

Und dennoch müssen wir auch Scheitern mit einbeziehen. Dabei gilt es von der Perspektive der Niederlage („Ich bin nicht gut genug“) in die Perspektive des Antriebs („Ich bin noch nicht weit genug“) zu wechseln und zu erkennen, dass Fehler auch Chancen bergen können.

Die Weisheit des Körpers

Am zweiten Tag widmeten wir uns der Frage „Was will ich?“ Anhand des berühmten Spruches: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“, schrieben wir die Dinge der beiden Kategorien auf. Das betrifft unser äußeres Leben.

Der Innenwelt näherten wir uns mit der Methode des „Focusing“, die den Körper als Instrument zur Problembewältigung nutzt. Um den Körper und dessen verborgene Weisheit besser wahrnehmen zu können, leitete uns Daniel mit einem Bodyscan an, bei dem der ganze Körper mit Wahrnehmung überflutet wird.

Spurwechsel und Achtsamkeit
Schweigende Wanderung. Foto: Ines Wagner

Wahrnehmung war auch das Thema unsere nachmittäglichen Wanderung, bei der es zwar kalt war, aber trocken blieb. Hatten wir schon das Mittagessen schweigend eingenommen, um uns ganz der Mahlzeit widmen zu können, bestand jetzt der Auftrag darin, Sinneswahrnehmungen, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen ohne durch Reden abgelenkt zu werden. Am Platz des Skorpions, einem Energieort mit großen Granitsteinen, gab es Kuchen und Tee.

Achtsames Zuhören

In Zweiergruppen übten wir uns auf dem Heimweg in achtsamen Zuhören, d.h. wir ließen den Partner reden ohne ihn zu unterbrechen oder Kommentare und Ratschläge parat zu haben. Beim Austausch in der Gruppe stellte sich heraus, dass die Wahrnehmungen doch sehr subjektiv sind und wir uns davor hüten müssen, eine objektive Realität anznehmen. Jeder Mensch hat seine subjektive Wahrheit.

Eigentlich hatten wir vor gehabt, am Abend zu einer Lesung der Waldviertler Akademie zu gehen, aber die Wärme des Kachelofens und der gute Wein genügten als Alibi, daheim zu bleiben. Dafür nahmen sich einige Teilnehmer ein Buch aus dem Bücherschrank und lasen eine Passage vor. Ringelnatz, Rosendorfer, Kirchhoff und Robert Kraner trugen zu unserer geistigen Erweiterung und Erheiterung bei.

Aufbruch

Und dann wurde es ernst. Denn der letzte Tag nannte sich „Aufbruch“. Aus der Liste der gewünschten Änderungen durfte sich jeder Teilnehmer ein Thema suchen und konkret mit Zeitangabe als Ziel formulieren. „Morgen werde ich…“ hieß die Folgeaufgabe. In der Diskussion kamen Aspekte wie innerer Schweinehund, äußere Umstände und vieles weitere zur Sprache. Auch Scheitern inbegriffen.

Spurwechsel und Achtsamkeit
Wünsche flogen in den Himmel. Foto: Ines Wagner

Das Thema „Hinnehmen“ bearbeiteten wir mit dem Spiel „flying wishes“ und fanden dann in zwei Schreibübungen, die wir zu Beginn schon einmal gemacht hatten, Veränderungen in uns heraus, die die drei Tage bewirkt hatten. Als Hausaufgabe bekamen die Teilnehmer die Metta-Meditation mit, die wir als Höhepunkt und Abschluss des Seminars unter Daniels Anleitung gemeinsam übten, sie möge für Mitgefühl mit uns und allen Lebewesen dieser Erde sorgen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf