Stephanie Paula

Stephanie Paula und ihr Blick auf das Tal

Klarheit. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Rottach-Egern

Stephanie Paula hat ihr Herz an den Tegernsee verloren und zeigte jetzt in einer Ausstellung im Seeforum Rottach-Egern, wie sie das Tal, seine Bewohner und die Landschaft wahrnimmt. Mit der ihr eigenen Tiefgründigkeit und ihrem hinter die Oberfläche schauen.

Knapp zwei Autostunden entfernt in der Nähe von Ingolstadt ist die Künstlerin zu Hause. In Rottach-Egern aber hat sie sich ein Atelier gemietet, denn hier streift sie mit ihrer Staffelei durch die Gegend und malt, was sie berührt.

Stephanie Paula
Stephanie Paula vor „Somme in Orange“ und „Die kleine Kellnerin“. Foto: Petra Kurbjuhn

Schon vor einem halben Jahr zeigte sie im Seeforum ihre Winterbilder vom Tegernsee und überzeugte das Publikum mit ihrer Sicht der Region und der Menschen sowie ihrer Malweise. Denn Stephanie Paula beherrscht ihr Metier. Sie studierte an der Art Students League in New York und setzte dann ihr Studium in St. Petersburg an der renommierten Repin-Kunstakademie fort.

So erinnert ihr Stil an den Repinschen Realismus und doch löste sich die Künstlerin davon und ergänzt durch abstrakte Momente. Ihre Bilder vereinen damit aufgelöste Farbkompositionen mit gegenständlichen Motiven. Gesichter sind realistisch wiedergegeben, Kleidung ist naturgetreu gemalt und daneben sind See oder Wolkengebilde in impressionistisch anmutender Weise gesetzt.

Stephanie Paula
Wilde Schönheit. Foto: Petra Kurbjuhn

So erkennt die Besucherin im Bild „Wilde Schönheit“ den Metzger mit seiner Tochter aus der Kreuther Steakschmiede wieder, den Metzger, der die Spur von der Industrieschlachterei zur achtsamen, würdevollen Schlachterei wechselte. Die Tochter lernt bei ihm und schaut konzentriert auf ihr Werk, während der Vater sie beobachtet. „Ein schwieriges Thema“, sagt Stephanie Paula, aber es sei ihr wichtig.

Menschen sind ihr prinzipiell wichtig und so scheut sie keine Mühe, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Dem Kreuther Kutschenfahrer fuhr sie hinterher, mietete sich ein Zimmer und malte seine Tiere, bevor sie ihn fragte, ob sie auch ihn im Stall mit der Staffelei begleiten dürfe.

Stephanie Paula
Vater und Sohn. Foto: Petra Kurbjuhn

Ebenso den Vater mit dem Sohn beim Mittagessen. Da gehöre viel Vertrauen dazu, meint sie, wenn sie in eine solche häusliche Gemeinschaft hineinkomme. Ihr Bild der beiden Männer beim Schweinsbraten offenbart die Beziehung der beiden, ganz klar, der Vater ist das Oberhaupt.

So wie Stephanie Paula in der Lage ist mit ihrer Malerei die Seele, die Beziehungen der Menschen zu ergründen und wiederzugeben, genauso gelingt es ihr auch bei der Landschaft. Sie malt nicht im Vorübergehen, sondern sie hält inne, vertieft sich in das, was sie wahrnimmt.

Stille und pulsierendes Leben

„Der Tegernsee hat eine Romantik von Klarheit und Stille“, sagt sie. So nennt sie auch ein Bild „Klarheit“, ein typisches Sommermotiv vom Nordufer des Sees, wo die Menschen ruhig am Ufer und am Steg verweilen, hin und wieder schwimmen gehen, dann aber wieder den Blick in die Berge genießen.

Neben dieser Ruhe aber pulsiere das Leben, hat die Künstlerin entdeckt, „das mondäne und das traditionelle Leben, geballt auf engstem Raum“. Insbesondere in Kreuth habe sie noch eine heile Welt vorgefunden, lächelt sie. Und so tolle Menschen und so viel Offenheit ihr gegenüber.


Weiberfasching. Foto: Petra Kurbjuhn

Pulsierendes Leben im traditionellen Sinne, das zeigt der „Weiberfasching“, wo Alt und Jung in ausgelassener Fröhlichkeit miteinander feiern. Und auch beim Seefest, bei dem das junge Mädchen die leeren Bierkrüge einsammelt.

Oder beim Gmunder Volksfest, bei dem die Burschen zeigen, wie gut sie schießen können, das Dirndl aber im Vordergrund wartet nur darauf, dass es drankommt, selbstbewusst hält es schon die Hand am Lauf des Gewehrs.


Schnellfeuer. Foto: Petra Kurbjuhn

Mondäner geht es im „Sommer in Orange“ zu, wo in orangefarbenen Liegestühlen Aperol getrunken wird.
Das ist den Kühen auf der Weide egal, sie leben in ihrem Rhythmus, wenn eine zur Tränke aufbricht, dann marschieren die anderen hinterdrein.


Prinzessinnenblick. Foto: Petra Kurbjuhn

„Prinzessinnenblick“ nennt Stephanie Paula den einzigartigen Ausblick von Kaltenbrunn aus in die Berge. Das gehe auf Sisi zurück, die spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich, die bekanntlich mehrfach am Tegernsee weilte, meint die Künstlerin.

Ihr Blick offenbart die Schönheit des Tals ebenso wie seiner Menschen. Dabei geht es nicht um ein Abbild, sondern um die Vielschichtigkeit. Stephanie Paula gelingt es mit ihrer vielschichtigen Malerei, in diese Tiefe einzudringen und sie dem Besuchenden offen zu legen.

Am Samstag eröffnete Stephanie Paula ihr Atelier in der Seestraße 59, dort können Sie auch nach der Wochenendausstellung ihre Bilder sehen.

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