Sternstunde junger Solisten
Sternstunde junger Solisten: Vier junge Instrumentalisten spielten am Samstag im Barocksaal Tegernsee. Die Violinisten wurden begleitet von Andreas Kirpal. Foto: Marcus Vitolo
Podium für junge Solisten in Tegernsee
An Klavier und Violine begeisterten vier junge preisgekrönte Musiker das Publikum der Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ in Tegernsee. Erneut bildete der Barocksaal eine würdige Bühne für junge Künstler, welche sich am Beginn ihrer Karriere, am Hineinschnuppern in den Konzertbetrieb und das Auftrittsleben befinden.
Ausgezeichnet begleitete die beiden Geiger der 1972 in Dresden geborene weltweit konzertierende Pianist Andreas Kirpal, Träger des Diapason d‘Or, Lehrender unter anderem an der Musikhochschule München.
Feinfühliger Pianist
Der Pianist Daniel Prinz, Jahrgang 1993, aus Nordrhein-Westfalen, studierte in Rostock und konzertiert regelmäßig in Deutschland und Österreich. Er hat sich auch als feinsinniger Liedbegleiter einen Namen gemacht. Fundiert und freudig brachte er die Klavierwerke seiner Wahl dem Publikum erst erläuternd nahe. Dann breitete er den Zauber des Intermezzo Nr.1 op 117 in Es-Dur von Johannes Brahms mit lyrischer Feinheit und gesanglicher Gestaltung aus.
Daniel Prinz. Foto: Marcus Vitolo
Mit Hingabe versenkte er sich ebenso in Beethovens Sonate As-Dur op. 110. Mit zärtlichem Zugang zeichnete er dieses manchmal abrupten Stimmungsschwankungen unterworfene Werk dennoch emotionsstark nach, den Wogen von Beethovens Gemüt und Kunst durch Gefühl, Spiellust und Ernst folgend.
Konzentrierte Geigerin
Die Violinistin Thuy Tien Hoang, 1998 in München geboren, ist wie Prinz mehrfache Preisträgerin von „Jugend Musiziert“, trat schon in frühen Jahren auf und studiert zur Zeit in Leipzig.
Thuy Tien Hoang und Andreas Kirpal. Foto: Marcus Vitolo
Ihr Auftritt zeugte von konzentriertem Musizieren, ihrer Mimik merkte der Zuschauer nichts an. Vom hervorragenden Andreas Kirpal begleitet, spielte sie Dvoraks Sätze 1 und 2 aus dem Violinkonzert in a-moll op. 53 jeweils mit virtuosem Elan und Können im Allegro, das melodiösere Adagio gelöster und aufblühend gesanglich. Intensiv und klarer gestaltete sie mit Kirpal das Scherzo Tarantelle op.16 von Henri Wieniawski, ein Salonstück erster Güte, seinem Lehrer Lambert Massart gewidmet, der unter anderem Fritz Kreisler und Pablo de Sarasate unterrichtete.
Runder Klavierklang
Claudia Peter, Jahrgang 2002, erhält seit ihrem fünften Lebensjahr Klavierunterricht an der Musikschule Calw und ist Preisträgerin vieler Klavierwettbewerbe, zum Beispiel des Münchener Klavierpodiums, des Piano Talents Mailand und des Steinway Klavierspielwettbewerbs. Ihr bestechend klarer und runder Klavierton zeichnete die Partita Nr.2 c-moll BWV 826 in der Verschiedenheit der Suitensätze von Bach kongenial nach. Feierlich die Sinfonia, mit Spaß an der Motorik in der Allemande, mit packendem Drive die Courante, wohlklingend die Sarabande und die Rondeaux, das Capriccio mit virtuosem Schwung.
Claudia Peter. Foto: Marcus Vitolo
Formbeherrschung, Emotion und Detailtreue prägten ihr Spiel in Schumanns 1. Satz der Fantasie C-Dur op. 17, ein komplexes Werk, in dessen zahlreiche Einfälle und Ausdrucksabstufungen, Wildheit und Nervosität sie gekonnt einstieg.
Vollendeter Violinvirtuose
Der 2002 geborene Tassilo Probst, Violine, studiert in München, erst als Jung-, dann seit 2019 als Vollstudent. Er debütierte mit 14 Jahren, machte Abitur mit 16 und ist vierfacher Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“, sowie Gewinner zahlreicher Violinwettbewerbe.
Tassilo Probst. Foto: Marcus Vitolo
Er trat souverän auf und gestaltete formklar, technisch vollendet, intonatorisch zielsicher und übertrug pure Violin-Emotion. Aus Janaceks Sonate für Violine und Klavier holte er mit Andreas Kirpal die ganze Palette ihres Gefühlsfiebers hervor. Sein warmer Klang, die ganze Passion der erst aufbrausenden Musik, gestaltete er dann nachtliedhaft in der Ballada, rustikal das Allegretto und mit Spaß an der Provokation das letzte Adagio. Dann folgte er dem Klavier auf seinem traumwandlerischen Weg in die Zartheit. Waxman war einer der beliebtesten Komponisten der amerikanischen Filmszene (Oscar 1951 für „Sunset Boulevard und Golden Globe 1952 für „A place in the sun“). Seine Carmen Fantasy ist Teil des Films „Humoresque“ von 1946 und ein Showpiece von höchster Virtuosität und Gefühlsstärke. Tassilo Probst stieg mit Grandezza in die Zitate und Variationen aus Bizets „Carmen“ ein. Es folgten schwindelerregende Passagen, Lagenwechsel und atemberaubende Kapriolen, gefühlvolle Wendungen und eine in rasantem Tempo kulminierende Schlusskadenz.
Zum Weiterlesen: Podium für junge Solisten startet in die neue Saison
Brausender Applaus belohnte jeden der vier jungen Musiker und die Vielfalt des Podium für junge Solisten mit seinem Spektrum von Barock bis Moderne. Die verschiedenen jungen künstlerischen Persönlichkeiten boten besonders hohen musikalischen Reiz und Genuss.