„We do it again!“
Die Barbara Mayer Band spielte beim Streaming-Konzert in Otterfing. Foto: Stefan Späth
Streaming-Konzert in Otterfing
Die Kultur ist lahmgelegt. Künstler suchen nach Auftrittsmöglichkeiten. Nicht nur die Profis, sondern auch der Nachwuchs. Gerade für heranwachsende Musiker ist es wichtig, Bühnenerfahrung sammeln zu können. Diese Gelegenheit hatten vorgestern die Abschlussschüler der Berufsfachschule für Musik bei ihrem Streaming-Konzert in Otterfing. They did music again!
Unter dem Motto „Do it again“ stand das Streaming-Konzert der Berufsfachschule für Musik München, das in Zusammenarbeit mit dem Pop- und Rockzentrum Oberbayern in der Otterfinger Schulaula aufgenommen wurde. Wie wir vor einiger Zeit berichteten, sind das PRO und die Münchner Jazzschule eine Kooperation eingegangen, um neue Möglichkeiten aufzutun. Als erstes gemeinsames Projekt haben die beiden Vereine nun dieses Konzert auf die Beine gestellt.
Zum Weiterlesen: Kooperation für die Musik
Endlich wieder…
…auf der Bühne zu stehen und für andere Leute Musik zu machen, diesen Wunsch konnten sich die Abschlussschüler damit erfüllen. Sie waren aber nicht alleine für die Musik zuständig, sondern auch für die (Übertragungs-)Technik. Nach einem Workshop mit den Otterfinger Filmproduzenten Nico und Tommy Krappweis von bumm film GmbH und mit deren Unterstützung streamten die Schüler das Konzert live auf YouTube. Mit diesem Hintergrund ist der ein oder andere technische Wackler schnell verziehen. Im Live-Chat mehrten sich sowieso die Stimmen, die das Format und die musikalische Leistung der Schüler bejubelten.
Endlich wieder konnten die Zuschauer aber auch Rock-, Pop- und Jazzklassikern lauschen, die man vielleicht schon länger nicht mehr gehört hat – teils in ganz neuem Gewand.
Do it again
Den Startschuss zum Live-Stream gab die Franz-David Baumann Band. Die Ensembles der Abschlussklassen an der Berufsfachschule sind immer nach ihrem Dozenten benannt. Manchmal steht der sogar mit auf der Bühne – wie hier zum Beispiel. Der Trompeter Franz-David Baumann komplettierte die Gruppe aus zwei Saxofonen, Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Klavier und Gesang. Mit den drei Nummern „Song for my father“ von Horace Silver, „Rikki don’t lose that number“ und „Do it again“ von Steely Dan heizten sie das Publikum gleich ordentlich an. In verschiedenen Soli glänzten die einzelnen Teilnehmer, allen voran natürlich Olena Romanenko mit ihrer tiefen Gesangsstimme.
Nach einem Videogruß der Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die im Grunde für die Kooperation zwischen Jazzschool München und dem PRO verantwortlich ist, machte die Bernd Hess Band smooth und cool weiter. Burt Lanes „Old devil moon“ und Nat Adderlys „Work song“ brachte die junge Sängerin Eva Burghartswieser eindrucksvoll rüber. Ohne Sängerin, dafür ähnlich einer Jazz-Session erklang „Pools“ von Don Grolnick.
Spenden erwünscht
Zwischen den Slots der Bands überbrückte Katrin Neoral, die Geschäftsführerin der Jazzschool, die kurzen Umbauphasen mit ihren launigen Ansagen. Im Hinblick auf den Chat, stellte sie den Zuhörern immer wieder Fragen, welche Songs sie zum Beispiel beim nächsten Konzert gerne hören wollen oder welche Auftrittsorte sie vorschlagen würden. Außerdem verwies Neoral auf die Möglichkeit, freiwillig etwas für das Konzert und die Jazzschule zu spenden.
Katrin Neoral führte durch den Abend. Unter anderem interviewte sie Stefan Späth, den Kooperationspartner des PRO aus Otterfing. Foto: Stefan Späth
Vom Samba zu Dark Rock
Tropisch ging es schließlich mit Marcos Vales „So nice (Summer Samba)“ weiter. Ab den ersten Tönen war jedem klar was nun folgte: „I wish“ von Stevie Wonder. Jeder kennt es, jeder liebt es und die Band hat es ganz wunderbar interpretiert. Da musste man zuhause einfach auch ein bisschen mitsingen – oder zumindest mitgrooven.
Die letzte Band des Abends, die Heiko Jung Band, setzte dann nochmal eins drauf. Die „Alten Hasen“ – sie sind sozusagen die Oberstufe – zeigten, was sie in drei Jahren Berufsausbildung gelernt haben. Den Klassiker „Little Wing“ von Jimi Hendrix interpretierten sie ganz neu. Das übliche Gitarrensolo wurde durch ein Solo am E-Piano getauscht. Mit einem selbstgeschriebenen Song ging das Konzert dann schließlich in einem Feuerwerk zu Ende. Eley Ellmer, der Bassist der Gruppe, komponierte die Dark Rock Hymne „Dark Euphoria“ mit Einflüssen vom Pianisten Sam Simons. Die Mystik und die vielen metrischen Wiederholungen ließen einen wie in Trance verfallen. Und dabei konnte man den Schülern ihre Freude direkt am Gesicht ablesen.
Zum Schluss blieb das Versprechen der Moderatorin: „We do it again!“