Kleidertausch statt Kleiderkauf
Swapping Party – Kleidertausch im Waitzinger Keller. Foto: Karin Sommer
Kleidertauschparty in Miesbach
Ihr Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, aber sie möchten die teuren Teile nicht einfach entsorgen? Angelika Hubner präsentierte mit ihrer „Swapping-Party“ im Waitzingerkeller eine nachhaltige Lösung.
Stellen Sie sich vor, sie brauchen neue Kleidung und gehen dafür in ein multifunktionelles Kulturzentrum. Ihren Geldbeutel lassen Sie zu Hause, ihre Einkaufstasche ist gefüllt mit Kleidungsstücken, die zwar teuer waren, aber schon lange ungeliebt im Kleiderschrank liegen.
So geschehen im Waitzinger Keller Miesbach, der seine Pforten unentgeltlich für ein außergewöhnliches Projekt öffnete. Während viele Menschen von Nachhaltigkeit sprechen, lassen einige dieses Konzept kreativ Wirklichkeit werden. So eine ist Angelika Hubner.
Die Kostüm- und Bühnenbildnerin, die in Schliersee wohnt, tut sich schwer, Dinge wegzuwerfen. Viel eher überfluten sie unzählige Ideen, wie sie Altes „upcyclen“, aufwerten, wieder verwendbar machen kann.
Anders wachsen
Diese Idee der Wiederverwertung statt dem Entsorgen von Kleidungsstücken steht auch hinter der von ihr inszenierten „Swapping-Party“, die bereits zum sechsten Mal stattfand, und diesmal im Gewölbe des Waitzinger Kellers einen besonders attraktiven Standort fand. Eingeladen hatte Monika Ziegler im Rahmen der Reihe „Anders wachsen“, in der ein bewusster Umgang mit unseren Ressourcen einen hohen Stellenwert hat.
Mut zum Recycling. Foto: Karin Sommer
Wie funktioniert so ein Kleidertausch?
Ganz einfach. Man packt seine schon drei Winter nicht getragene Daunenjacke, die zu hohen Schuhe und das schicke grüne Kleid, das leider doch zu eng geworden ist, in eine Tüte und bewertet zu Beginn der Veranstaltung die eigenen Teile nach Punkten. Einen Punkt für die nicht mehr so neu aussehende Bluse, vier für den immer noch topaktuellen Sommerrock. Mit den gesammelten Punkten wartet man auf den Startschuss von Angelika Hubner und los geht’s mit dem geldlosen Einkauf.
Entspanntes Miteinander statt Einkaufstress
Wer nun erwartet hat, dass sich die Kundinnen – ja, wo sind eigentlich die Männer? – wie die Geier auf die Ware stürzen wie in den Abverkaufszenen in Einkaufszentren, hat sich getäuscht. Entspannt schlendern Freundinnen durch das neu entstandene Kaufhaus, beraten sich gegenseitig und packen die gefundenen Objekte in mitgebrachte Tüten.
Kundinnen bei der Swapping Party. Foto: Karin Sommer
Kein Geld, kein Müll, etwas gegeben und etwas bekommen, wie wunderbar. Große Spiegeln und formschöne Umkleidekabinen sorgten dafür, dass man sich fühlte wie im Designerladen. Leise tönende kubanische Musik im Hintergrund statt der üblichen Hammermusik vollendete das glücklichmachende Kauferlebnis.
Ohne Teamarbeit geht gar nichts
Bei diesem inspirierenden Einkauf könnte man fast vergessen, dass dies eine ehrenamtliche Aktion ist, hinter der eine Menge Arbeit steckt. Allein hätte Angelika Hubner den Andrang nicht bewältigen können. Hinter ihr stand ein Team aus zehn Frauen, die unermüdlich Punkte verteilten, Kleidungsstücke auf Haken hängten, auf Tische stapelten und immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen hatten.
Angelika Huber erklärt ihre Philosophie zum Swapping. Foto: Karin Sommer
Heutzutage sei es nicht einfach, Menschen dazu zu bewegen, sich unentgeltlich für etwas einzusetzen, meint Angelika Hubner. Deshalb wartet ihr Traum, eine Modeschau aus Recycling-Kleidungsstücken, bei der sie unter den Mitwirkenden auch Geflüchtete begrüßen möchte, noch auf Realisierung. Über Menschen, die in ihrem Ort eine „Swapping-Party“ organisieren und die Idee verbreiten möchten, würde sie sich sehr freuen.
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Die vollständigen Artikel finden Sie auf unserer Projektseite Anders wachsen.