Symbiose

Die Symbiose des Künstlerpaares Evelin und Horst Hermenau

Evelin Hermenau. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

In ihrer aktuellen Ausstellung „Symbiose“ in der Galerie im Autopavillon Steingraber zeigt Evelin Hermenau Assemblagen aus Drahtgeflechten, teils mit Wollfäden verknüpft und auf farbigem Untergrund platziert. Dieser erweist sich bei näherem Hinsehen als Malerei ihres Mannes Horst Hermenau.

Es sei ein beglückender Moment gewesen, verrät die Künstlerin, als sie entdeckt hätten, dass ihre unterschiedlichen Arbeiten gemeinsam etwas Neues, Stimmiges ergeben. Das Ganze ist eben mehr als die Summe seiner Teile.


Blick in die Ausstellung. Foto: MZ

Angefangen hatte Evelin Hermenau mit den sechseckigen Strukturen, die in der belebten und unbelebten Materie als Basis vorkommen, schon vor Jahren. Sie fand aber, dass das pure Sechseck langweilig ist und verfremdete es.

Symbiose
Angelika Mirlach. Foto: MZ

In ihrer Laudatio erzählte Angelika Mirlach das so: „Evelin geht in den Baumarkt und kauft Hasengitter, Zange und Handschuhe.“ Für ihre Arbeit schiebt und rückt sie die einzelnen Sechsecke des Gitters so zusammen, dass es sich verbiegt, dass Wellen und auch Löcher entstehen. Das Ergebnis erinnert an Schwärme von Vögeln, die jetzt bald in den Süden ziehen oder auch an Treibnetze im Meer.


UMANH erinnert an Vogelschwärme. Foto: MZ

Dann aber gehe Evelin ins Handarbeitsgeschäft und kaufe Wolle, sagte die Rednerin. Sie schlingt bunte Fäden in das Gitter hinein und erzeugt damit eine neue Form. Als sie überlegt habe, wie man diese neuen Arbeiten präsentieren könne, sei sie auf Arbeiten ihres Mannes von vor 20 Jahren gestoßen.


Linke Wand. Foto: MZ

Damals hatte Horst Hermenau abstrakte Bilder gemalt, die von ihren Farbübergängen und Wellenstrukturen lebten, von Veränderungen und Wiederholungen. Die Kombination von beiden ergibt in Symbiose ein neues Ganzes.


TSCHALLO greift die Farben der Malerei in der Textilgestaltung auf. Foto: MZ

Evelin Hermenau greift die Farben der Malerei auf und wiederholt sie in ihren textilen Strukturen, die Drahtgeflechte bilden den Übergang der beiden unterschiedlichen Arbeiten.


AGWILA und ROTTO wirken wie Wolken. Foto: MZ

Sie nutzt nicht nur Hasengitter, sondern auch fragile Fliegennetze, die sie entsprechend der Untergrundmalerei bemalt. Das Ergebnis wirkt wie Organza, wie eine orangefarbene Wolke am Himmel.

Andere Arbeiten sind kompakter, etwa die Arbeit in Gelb oder in Rot, bei der sich die Assoziation zu einem Herzen oder Energiezentrum einstellt.


MATHA. Foto: MZ

Ihre Vorgehensweise sei eine Kombination von Spiel und bewusstem Gestalten, verrät die Künstlerin, die früher durch ihre feinen Zeichnungen bekannt wurde. Diese ziselierte Feinheit in der Arbeit kommt auch bei diesen Objekten zutage.

Die Titel ihrer Bilder seien ohne Bedeutung, sagt sie und dienten nur der Identifizierung. So will sie auch nur begrenzt eine Interpretation vermitteln, etwa bei dem Objekt, in der sich eine senkrechte asiatische sich auflösende Schrift vermuten lässt und die Assoziation zum Verschwinden der Kultur sich einstellen kann.

Symbiose
Das Künstlerpaar Evelin und Horst Hermenau. Foto: MZ

Angelika Mirlach stellte die Symbiose von Evelin und Horst Hermenau in die Reihe von Kunstpartnerschaften der Vergangenheit. Jean-Claude und Christo mit ihren Verhüllungsobjekten oder dem Ehepaar Frida Kahlo und Diego Rivera, einer schwierigen Beziehung, die aber vereinte, dass sie das Interesse für Kunst wecken wollten. Auch Peter Paul Rubens und Hendrick Goltzius hatten eine Symbiose, denn Goltzius machte Rubens im Ausland mit den von ihm gefertigten Kupferstichen seiner Bilder bekannt.


Acoustic Caravan. Foto: MZ

Acoustic Caravan hatte die Vernissage mit einem jazzigen Samba eingeleitet. Vladislav Cojucaru am Akkordeon, Vlado Grizelj an der Gitarre und Giorgi Makhoshvili am Bass bewiesen mit ihrer Musik die Symbiose dreier Ländern Moldawien, Bosnien und Georgien. Sie begeisterten die Gäste mit ihren Eigenkompositionen im anschließenden Konzert. Die Formation Acoustic Caravan ist auch bei den Holzkirchner Blues- und Jazztagen zu hören.

Die Ausstellung „Symbiose“ von Evelin Hermenau ist in der Galerie im Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 bis zum 9. November montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

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