Angela Smets und das Paradies in Grün
Angela Smets lässt sich von der Natur inspirieren – Serie „Pools“. Foto: IW
Ausstellung in Bayrischzell
In Bayrischzell ist derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Paradies“ zu sehen. Die Münchener Malerin und Grafikerin Angela Smets zeigt Werke der vergangenen Jahre, die eines eint: eine Farbe, die ihrer Erschafferin Energie gibt.
In der Bilderwelt von Angela Smets dominiert die Natur. Und das wiederum passt wunderbar zum Ort, an dem die Münchener Malerin derzeit ihre Werke ausstellt. Der Tannerhof in Bayrischzell ist ein grünes Refugium für Menschen, die dem Alltag für ein paar Tage den Rücken kehren wollen und nichts anderes hören als Vogelgesang oder das Rauschen des Regens. Der Rückzugsort der Künstlerin aus dem Alltag innerhalb Münchens ist der Nymphenburger Park. Dorthin geht sie quasi täglich zum Walken, wenn sie Abstand bringt zwischen die Arbeit als Grafikerin und die künstlerische Arbeit im eigenen Atelier in der Wiede-Fabrik.
In Angela Smets Malerei dominiert das Grün. Foto: IW
In ihrer Nähe liegt das alte Floriansmühlbad, das seit etwa 20 Jahren einen Dornröschenschlaf schläft und langsam aber sicher von der Natur zurückerobert und überwuchert wird. Angela Smets späht durch eine Lücke im Zaun. Vor ihren Augen tut sich eine grüne Welt auf, die ihre Fantasie beflügelt: das vergessene Bad inmitten der Metropole. Sie nimmt intuitiv eine Ahnung davon mit, ein Gefühl, keine konkreten Anhaltspunkte.
Paradiesorte entstehen in der Fantasie
Im Atelier entstehen dann Fantasie-Bilder in Öl, die das Wechselspiel von Natur und Architektur zeigen. In der Serie der Swimming-Pools nimmt die Pflanzenwelt die Bausubstanz in Beschlag. Dabei geht die Künstlerin spielerisch mit der Perspektive um. In ihren Traumbildern löst sie sich zuweilen auf, verschiebt sich und weigert sich, der Statik zu folgen. Gleichwohl von Pflanzen umgeschlungene, grüne Paradiesorte, dem Spiel mit dem Pinsel entsprungen. Obschon München eine Großstadt ist, finden sich überall grüne Orte, die in ihre Bilder einfließen, vom Englischen Garten bis zum eigenen Balkon.
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Öl statt Acrylfarbe
Angela Smets hat an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert, beruflich führte sie der Weg später in die Illustration und Grafik. Privat ist die Liebe zum Malen und Skizzieren über die Jahre gewachsen. Sie spielt frei mit den Ausdrucksformen: Lithografie, Siebdruck, Radierung und Malerei, letztere bevorzugt in Öl: „Da lassen sich Illusionen besser erzeugen“, meint sie. „Mit Öl kann man plastisch modellieren“. Dass die Ölfarbe zum Trocknen länger braucht, gibt ihr die Gelegenheit, zwischen den Bildern zu wechseln, mal an diesem, mal an jedem weiter zu malen.
Ölpastell, Angela Smets. Foto: IW
Im Winter, wenn es im Atelier zu kalt ist, entstehen auf den Arbeitstisch in ihrer Wohnung kleine Ölpastelle auf Bütten. Auch sie sind von der Natur inspiriert, folgen jedoch keinem Motiv, sondern wirken wie spielerische Stimmungsfragmente, Gedankenskizzen. In ihnen entfalten sich leichte Farben. Interessant auch die Monotypien auf Büttenpapier, denen freie Skizzen, Formen und Strukturen zugrunde liegen. Auch hier schwebende Farben und Leichtigkeit.
Grün und Rot
Schwerer hingegen, dafür aus sich heraus leuchtend, sind die dekorativen, mit Epoxidharz überzogenen Siebdrucke mit Malerei auf Holz, in denen Rot als Komplementärfarbe zu Angela Smets Lieblingsfarbe Grün wirkt. „Paradies“ heißt die Serie aus 13 quadratischen Kleinformaten. Die Künstlerin bevorzugt das Quadrat: „Das Format ist harmonisch, also darf die Komposition nicht zu harmonisch sein, das ist die Herausforderung.“
Aus der Serie „Paradies“ von Angela Smets. Foto: IW
Im Obergeschoss der Galerie im Treppenhaus 1967 schließlich erwartet die Besucher eine Hommage an die Großmutter der Künstlerin, in der sie über deren Liebe zu Topfpflanzen variiert. „Memory“ heißt die Serie. Dazwischen, auf der Treppe, acht spielerische Landschaftsskizzen im Miniaturformat, Öl auf Karton mit plastischen Pinselstrichen. Entstanden sind sie im Rahmen des sechswöchigen Aufenthalts als Stadtmalerin in Bremervörde.
Tannerhof Hofkunst mit Musik
Stefanie Polifka begleitet die Vernissage mit ihrem Harfenspiel. Foto: IW
Den Rahmen zur Ausstellungseröffnung am Sonntag bildete das grüne Paradies rund um den Tannerhof, der Regen, der das Grün noch grüner macht und nicht zuletzt die perlenden Töne der Harfe, mit denen Stefanie Polifka aus Miesbach die Vernissage ganz zauberhaft begleitete.