Tanzgedächtnis

Mit einer Badewanne begann es

Benjamin Wittmann mit Montag Ballett. Foto: Petra Kubrjuhn

Tanzshow in Miesbach

10 Jahre Ballettschule Holzkirchen – das Jubiläum ist ein Anlass, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen, Altes und Neues zu verbinden. Die Schülerinnen und Schüler von Isabella Winkler gestalteten mit „Tanzgedächtnis“ ein Feuerwerk an Kraft, Schönheit, Leistung und großer Lebensfreude auf der Bühne des Waitzinger Kellers.

Wenn es stimmt, dass es ein universelles Gedächtnis gibt, dann hat es Isabella Winkler mit ihrer vierfachen Aufführung der Tanzshow „Tanzgedächtnis“ erweckt und einem begeisterten Publikum nahegebracht. In ihrer nunmehr fünften Inszenierung brachte sie Stücke der Vergangenheit mit neuen, jungen Tänzerinnen auf die Bühne, die sie neu und anders interpretierten.

Denn, wie die Tanzpädagogin am Ende sagte, jeder Tänzer hat sein eigenes Wesen. Und dennoch, etwas von der Eigenart der Vorgänger bleibt erhalten. Diese dürfen staunen und erleben, wie die Neuen die Geschichten erzählen, die sie selbst vor Jahren tanzten. Und wie so ein Tanzgedächtnis entstand.

Tanzgedächtnis
Isabella Winkler. Foto: Petra Kurbjuhn

Es sind Geschichten, die das Publikum im großen Saal des Waitzinger Kellers musikalisch und tänzerisch erzählt bekommen. Insgesamt 38 Geschichten mit 27 Gruppen, die in der Ballettschule ausgebildet werden. Neben Isabella Winkler unterrichten und choreografieren Anna Erl, Nina Schierghofer, Rahel Zelenkowits und Natascha Leander Kinder, Jugendliche und Erwachsene beiderlei Geschlechts.

Neben dem Klassischen Ballett sind es HipHop, Jazz und Modern Dance. Und neben den klassischen sehr schlanken Tänzerinnen sind erfreulicherweise auch Mädchen dabei mit etwas weiblicherer Figur.

Tanzgedächtnis
Kinderballett. Foto: Petra Kurbjuhn

Schon die Ouvertüre lässt ahnen, dass es ein zauberhafter Abend wird. Bälle, Fächer, Geister, ein Zauberer, Schmetterlingsflügel, ein klassisches Tanzpaar, das Publikum wird entführt in die Welt der Fantasie, geschenkt von den Tänzerinnen und Tänzern und ihren Choreografinnen.

Es startet mit den Zwergerln, denen der Stolz, dass sie auf dieser großen Bühne tanzen dürfen, ins strahlende Gesicht geschrieben steht, da wird so manches Auge feucht, nicht nur von den Mamas und Omas.


Große und Kleine bei Bésame Mucho. Foto: Petra Kurbjuhn

Schon mit Halbspitze versuchen sich die etwas Größeren, hier dominiert die Konzentration, alles richtig machen zu wollen, zu Nachbarin wird geschaut, schnell wieder hintenangestellt. Große Emotionen werden bei Bésame Mucho geweckt, wenn in Tanz und Akrobatik Groß und Klein gemeinsam agieren.


HipHop. Foto: Petra Kurbjuhn

Wie unterschiedlich Tanz wirken kann, zeigen die verschiedenen Choreografien mit unterschiedlicher Musik und natürlich den großartigen Kostümen. Sind es Aufziehpuppen bei Coppélia, arabische Bauchtänzerinnen oder lustige Zwerge mit Mützen, jedes der kurzen Stücke hat etwas Besonderes.

Als verbindendes Element tauchen zwischendurch in Spots Tänzerinnen mit einem Ball auf, immer wieder neu, immer wieder anders. Und auch Solotanz ist integriert. Christine Milch brilliert graziös mit „Parapluie“.


Starke Frauen. Foto: Petra Kurbjuhn

Ein anderes verbindendes Element ist der Schalk, den Isabella Winkler in ihre Inszenierung einbaut. Starke Frauen schaffen es, gemeinsam Gewichte zu schleppen, ja und dann sitzt wieder Gitarrist Benjamin Wittmann als Engel in der Badewanne.

Das ist eine Remineszenz an die Anfänge der Tänzerin Isabella Winkler, die sich eine Badewanne vom Schrottplatz für eine Aufführung holte, von Anna Sperber neu und witzig als Kampf mit einem Hai dargeboten.


Jeux de Zèbres. Foto: Petra Kurbjuhn

Als Ponys formiert sich eine Kindergruppe und mit Riesenohren haben die Zwergerl einen Heidenspaß als Elefanten, in Erinnerung an „Cirque du Ballet“ ebenso wie das Spiel der Zebras.


„The Line“. Foto: Petra Kurbjuhn

HipHop wechselt mit Klassik, Kraft mit Anmut und immer wieder sind auch Tänzer harmonisch in den Kreis der Tänzerinnen integriert und ergänzen mit ihrer Interpretation das männliche Element. Mit den drei Tänzerinnen Helena Kiel, Susanne Retzlaff und Katharina Wendler und einem Schuss Champagner ins Publikum geht es in die Pause.


Modern Dance „Adler“. Foto: Petra Kurbjuhn

Im zweiten Teil gestalten die Tänzerinnen und Tänzer überwiegend Neues. Neues, das die heutigen Kleinen später wieder erzählen werden. Es sind wieder Geschichten, in denen tänzerisches Können, abwechslungsreiche Choreografie und Musik, sowie fantastische Kostüme zusammenwirken und verzaubern. Und immer wieder ist es auch das Schmunzeln, etwa, wenn die Clowns in Schwimmflossen erscheinen oder Plüschtiere ins Publikum geworfen werden.


„The Spanish Guitar“. Foto: Petra Kurbjuhn

Edel in Schwarz indes die Modern Dance Gruppe mit „Adler“ oder „The Line“, Spitzentanz par excellence, mit dem Tänzer im Zentrum. Effektvoll die Flügel mit den Lichtern, während Benjamin Wittmann „The Spanish Guitar“ spielt.


„Avalanche“. Foto: Petra Kurbjuhn

Die gelungene Choreografie mit Tüchern demonstriert Leonhard Cohens „Avalanche“, eine wunderbare Symbiose von Musik, Tanz und Inhalt des Songs.

Eine Anleihe bei Karl Valentin nimmt „Die Orchesterprobe“ mit dem sehr kleinen Dirigenten mit dickem Bauch, der am Ende der Probe vehement Beifall für seine Bläser und Streicher einfordert. Welche Freude, in der Ballettgruppe ist eine grauhaarige Tänzerin!

Tanzgedächtnis
„Orchesterprobe“. Foto: Petra Kurbjuhn

Der letzte Tanz ist noch einmal eine Zusammenfassung von Isabella Winklers Philosophie: Tänzerisches Können kombiniert mit Witz, denn eine der sechs Tänzerinnen macht immer etwas falsch, köstlich.

Tanzgedächtnis
Schlussapplaus. Foto: Petra Kurbjuhn

Eine grandiose Leistung aller Mitwirkenden, auch hinter der Bühne, die zeigt, was Tanz bedeutet: natürlich Übung und Können, aber ebenso Freude, Spiel, Zusammenwirken. Gratulation zum Zehnjährigen der Ballettschule Holzkirchen und ihrer Leiterin Isabella Winkler!

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