Wenn das Lachen im Hals stecken bleibt
Helmut Hermann, Thomas Ziegler und Anna Kutter als Spieler auf dem Schachbrett. Foto: Karin Sommer
Theater in Holzkirchen
Rabenschwarzer Humor bedeutet, dass dir das Lachen im Hals steckenbleibt. Beim Klassiker „Yvonne – Prinzessin von Burgund“ läuft der Sarkasmus zu seiner Hochform auf und entblößt die hässlichsten Seiten der menschlichen Seele. Dargeboten vom Team Theater in Holzkirchen.
Keine leicht verdauliche Kost ist das gesellschaftskritische Stück des polnischen Autors Witold Gombrovicz, der es 1935 schrieb. Es hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, sind doch die Abgründe der humanen Psyche zeitlos und deren Themen immer dieselben.
Wie verhalten wir uns, wenn wir uns in einer mächtigen Position befinden, in der wir uns langweilen, während sich uns ein Opfer präsentiert, das sich nicht wehren kann?
Anna Kutter spielt Prinzessin Yvonne. Foto: Karin Sommer
Mächtig und gelangweilt
Prinz Philipp (Thomas Ziegler) belauscht das Gespräch einer Mutter mit ihrer apathisch auf einer Bank sitzenden Tochter. Von attraktiven Blondinen gelangweilt, beginnt er sich für die „mit trägem Blut“ und schlechter Gesundheit gestraften Yvonne (Anna Kutter) zu interessieren. Aus einer Laune heraus beschließt er, sie auf den Hof mitzunehmen und zu ehelichen.
Die Eltern des Prinzen (Andreas Biberger und Margarete Kutter) machen aus Angst vor einem Skandal gute Miene zum bösen Spiel und so nimmt die Geschichte, die von Anfang an eine tragische ist, ihren Lauf. Die passive Yvonne, die sich nicht wehrt, wird als lebende Provokation wahrgenommen und bietet Spielraum für jegliche Art der Projektion.
Intriganter Hofstaat: Mitglieder des Team Theaters. Foto: Karin Sommer
Jeder könnte die Situation retten
Cyrill, der enge Berater des Prinzen (Helmut Hermann) nimmt sich am wenigsten zurück und demütigt schamlos, aber letztendlich spielt jede Person mit bei der Ächtung des als unattraktiv und unnütz empfundenen Mädchens. Kammerherr Kuno (Max Arbeiter), die Hofdame Isa (Viktoria Wald) oder sogar scheinbar unwichtige Mitspieler wie Valentin, der Diener oder eine unbedeutende Dame (Annemarie Schmirl) könnten der Geschichte eine andere Wendung geben, tun es aber nicht.
Auf einem schwarz-weißen Schachbrett bewegen sich die Protagonisten und führen ihre Züge aus, versuchen ihr kleines Ich zu retten, indem sie sich erhöhen, indem sie die Person, die sich als Opfer anbietet, beschämen.
Geheimnisse und Intrigen
Die Prinzessin als Projektionsfläche. Foto: Karin Sommer
Die Atmosphäre verdichtet sich, Geheimnisse kommen zutage und Intrigen werden gesponnen. Kleine Lichtblicke, in denen die Werte wie Verständnis oder Mitgefühl aufblitzen, werden von Rechthaberei, Wut und dem unbändigen Wunsch, sich selbst zu schützen und über den Anderen zu erheben, im Keim erstickt.
Kleider machen Leute
Yvonne ist in der Inszenierung von Johanna Schweiger und Daniel Yfantes schlicht in Schwarz gekleidet, ihr langes Haar fällt schlicht auf ihre Schultern. In krassem Gegensatz dazu stehen die pompös gehaltenen, bunten Farben der sie richtenden Menschen. Ihre Perücken scheinen in den Himmel zu wachsen, ihre Kleider schillern, nur ihre Gesichter sind blass.
Lesetipp: Team Theater Holzkirchen spielt „Gute Geister“
Das Ende ist absehbar, unausweichlich und trotzdem schwer zu ertragen. Genauso wie die unvermeidlichen Tiefen der menschlichen Seele. Im Jahr 1935 als das Stück geschrieben wurde genauso wie heute.